in Medien, Technologie

Kabelsalat

Was bisher geschah: Telekom und Premiere wollen das schnelle DSL (auch als V-DSL bekannt) mit Hilfe der Bundesliga befeuern. Und die Telekom möchte V-DSL als Monopolprodukt in den Markt einführen und fordert deshalb Regulierungsferien.

Nun fragt Captain Cord nicht zu Unrecht:

und wat is mit kabel?
könnten die kabelnetz anbieter nicht für die nötige konkurrenz sorgen?

Antwort von Radio Eriwan: Im Prinzip ja.

Nun ist es aber so, dass der deutsche Kabelmarkt im Vergleich mit anderen Ländern deutlich im Rückstand liegt. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe:

  1. Das Netz wurde Anfang der 80er Jahre aus politischen Gründen und auf dem Wege des Kompromisses nicht als technische Einheit errichtet, sondern aufgetrennt. Das Verteilernetz bis zur sogenannten Netzebene 3 (NE 3) baute die staatliche Bundespost, auf der Netzebene 4 kam hingegen die private Wirtschaft zum Zuge und schloss die einzelnen Haushalte, aber auch ganze Wohnblöcke ans Netz an. Die Grundstücksgrenze schied den Hoheitsbereich der Post vom Wirken der ungezügelten Kräfte des Kapitalismus. (Hinzu kam, dass die Post auch auf NE 4 aktiv war – Wettbewerb halt.)
  2. Die Telekom hat dieses Erbe lange Zeit mehr schlecht als recht verwaltet. Sie sah im Kabelnetz zu Recht eine Konkurrenz für ihr Festnetz, für ISDN und später DSL. Zudem stand sie seit der Liberalisierung der Telekommunikation in der zweiten Hälfte der 90er Jahre unter enormem Druck, die Kabelnetze zu verkaufen, um eben diesen Wettbewerb möglich zu machen. Der Verkauf zog sich am Ende bis zum Jahr 2003 hin – und in all den Jahren tat die Telekom selbstverständlich nichts für die technische Weiterentwicklung der Kabelnetze.

Erst mit dem Verkauf der Telekom-Kabelnetze war der Weg frei für eine Wiedervereinigung der Netzebenen 3 und 4 – die Voraussetzung für den Ausbau der alten, analogen Verteilernetze ohne Rückkanal zu interaktiven, digitalen Breitbandnetzen.

Und hier kommt wieder Unity Media ins Spiel. Ihr gehören die NE-3-Netze in NRW und Hessen sowie mit Tele Columbus der größte NE-4-Betreiber in Deutschland. Und arena. Damit ist die kritische Masse aus Netzen, Kundenbeziehungen und Programm beisammen, um das Thema vorantreiben zu können.

In fast allen übrigen Regionen außer NRW und Hessen ist Kabel Deutschland unterwegs. Deren Hauptgesellschafter ist seit Anfang 2006 die britische Investmentgesellschaft Providence Equity Partners. Auch sie investiert (und verhandelt mit arena um die Verbreitung der Bundesliga in ihren Netzen).

Das Kabel holt zwar auf, ist aber beim schnellen Internetzugang hoffnungslos im Hintertreffen gegenüber DSL. Hier ist die Strategie der Telekom, beim Kabel auf Zeit zu spielen und gleichzeitig mit Hochdruck DSL aufzubauen, voll aufgegangen.

Und nun schickt sie sich an, das gleiche Spiel zu wiederholen. Bei V-DSL.