Google ist plötzlich wieder cool, und Facebook sieht aus wie MySpace

Faszinierend, wie schnell sich die Wahrnehmung ändern kann. Noch vor kurzem war Google der Suchmaschinengigant, der das Social Web wohl niemals verstehen wird. Und Facebook galt trotz seiner inzwischen 750 Millionen Nutzer immer noch als cool.
Auftritt Google+. Jetzt sehen wir das genaue Gegenteil. Google hat mindestens die Zuneigung der Digerati zurückgewonnen, und Facebook sieht plötzlich so alt aus wie seinerzeit MySpace, als es immer noch größer war als Facebook, der jugendfrische Wettbewerber, der zügig seinen Rückstand aufholte.
Was das bedeutet und wie es dazu kam, steht im NEXT-Blog (englisch).

Me, Myself and I. part two

Ein zweiter Bericht über den Beitrag „Me, Myself and I. Und wo ist die Marke?“
Das eine Community „zuklattert“ und man sich ständig vor fliegenden Schafen und Vampiren wehren müsse sei die derzeit Größte Gefahr bei der Produktentwicklung von Social Networking Plattformen. Was Marcus Riecke von StudiVZ damit meint sind die überbordenen Gag-Funktionen von Applications, wie sie allen voran auf Facebook Gang und Gäbe sind. Wichtiger als Einzelapplications ist ihm für StudiVZ, dass die Inhalte künftig transportabel sind. Hilfen bei der Übertragung von Userdaten über verschiedene Netzwerke – allen voran die Initiative Open Social – werden deshalb in Zukunft immer mehr genutzt.
Angst um die User, wenn man sich StudiVZ oder MySpace-Inhalte auch jenseits dieser beiden Sites ansehen kann? Riecke verneint. Die Inhalte werden überwiegend von den Usern geschaffen. Die Auswahl der Freunde sorgt somit für die individuelle User-Experience. Dass alle Freunde zu einer anderen Plattform ziehen ist sehr unwahrscheinlich. Den Lieblings-Content-Mix gibt es also weiter nur auf der ursprünglichen Plattform. Der „Lock-In“ bleibt gewahrt.
Joel Berger von Myspace setzt bei der Portabilität auf zwei Ausbaustufen – zuerst soll es alles, was es bei MySpace gibt, auch mobil geben. Als zweites soll das MySpace-Userprofil auch eBay, Twitter und Yahoo befüllen.
Der Stand der Werbevermarktung?
Die beiden Konkurrenten sind sich einig – klassische Displaywerbung ist auf dem absteigenden Ast, Branded Communities, Social Marketing und Empfehlungen werden dominieren, auch wenn Berger die Meinung vertritt, dass die Markenwelten 2.0 als Werbeform in Deutschland noch nicht gelernt seien und Rieke verkündet er glaube „das AdWords von Social Networks muss noch gefunden werden.“. Gestützt werden sie vom aktuellen Horizont-Artikel über stotternde Community-Motoren, der trotz des pessimistischen Aufmachers veranschaulicht, wie Brands und Unternehmen in den USA in soziales Marketing investieren.
Was Berger Riecke von StudiVZ zu Communitystruktur und Monetarisierung sagten berichtete bereits Michael Seeman.

Multiple Posteingangskörbe

E-Mail verliert an Bedeutung im Kommunikationsmix, weil ihr Nutzen im Verhältnis zum Aufwand immer geringer wird. In der kleinen Reihe aus der E-Mail-Hölle beschäftigen wir uns heute mit den Alternativen – und dem Problem multipler Posteingangskörbe.

E-Mail ist etwas für Eltern, die 12- bis 24-Jährigen nutzen stattdessen Instant Messaging. Zu diesem und anderen aufregenden Ergebnissen kommt eine Studie des University of Southern California’s Center for the Digital Future. Die jüngste Generation nutzt Mail nur noch für den unvermeidlichen Kontakt mit Älteren. Mail ist für sie ein Arbeitsmittel, das ihnen aufgezwungen wird wie früheren Generationen das Telefon, die Schreibmaschine, das Fax oder der PC.

Fischmarkt: Die E-Mail-Hölle

Die Musik spielt hingegen in Social Networks wie MySpace, Facebook, Xing oder auch StudiVZ. Sie alle haben mehr oder weniger entwickelte Nachrichtenfunktionen, die sich in einem wesentlichen Punkt von Mail unterscheiden: Niemand muss dort Nachrichten von Unbekannten annehmen, denn zuerst muss ein Kontakt hergestellt sein.

Nachrichten in solchen Netzwerken sind per definitionem einer persönlichen geschlossenen Benutzergruppe vorbehalten. Dadurch ist das Signal-Stör-Verhältnis von vornherein sehr viel günstiger als bei herkömmlicher Mail.

Allerdings finden sich bislang nicht alle relevanten Kontakte auf genau einer solchen Plattform ein. Bei Xing habe ich mehr und andere Kontakte als bei Facebook und StudiVZ. Und gerade unter Journalisten gibt es nach wie vor Totalverweigerer, für die klassische Mail das höchste der digitalen Gefühle ist.

So entsteht das Problem multipler Posteingangskörbe. Statt einer Outlook-Inbox gibt es plötzlich Nachrichten bei Xing, eine Inbox bei Facebook und den Nachrichtendienst von StudiVZ. Und diese neuen Körbe fangen auch noch an, Mail zu schicken, um mich auf neue Nachrichten hinzuweisen. Was nicht schlecht ist, denn sonst müsste ich dort ziemlich oft nachschauen.

Ganz zu schweigen von Instant Messaging. Ich nutze Skype und Google Talk – mit jeweils unterschiedlichen Buddylists. Und die neuen hybriden Dienste Twitter, Jaiku und Pownce, mehr oder weniger intensiv. Die meisten von ihnen schicken Mail, um mich auf Kommunikationsereignisse aufmerksam zu machen.

Die Fragmentierung der Kommunikation ist also paradox: Sie verringert die relative Bedeutung der Mail als Kommunikationswerkzeug, aber erhöht zugleich die Bedeutung der Mail als Alert-Box. Jedenfalls solange, bis neue, integrative Werkzeuge über verschiedene Plattformen hinweg den gleichen Zweck erfüllen.

Interessante Integrationsansätze sind zum Beispiel der Brabblr (für Twitter & Co.) oder auch Plaxo, dessen Outlook-Integration derjenigen von Xing haushoch überlegen ist. Doch dazu morgen mehr an dieser Stelle.

Ist Facebook das neue MySpace?

Unter den Social Networks (lies: MySpace, LinkedIn, Xing, StudiVZ, Qype & Co.) gibt Facebook momentan den Takt vor. Die Plattform hat mindestens zwei Dinge richtig gemacht:

  1. Der Name ist generisch genug, um die Wandlung der einstigen Studentencommunity zur offenen Plattform für alles und jedermann mitzumachen. Kein Namenswechsel erforderlich (vgl. openBC und StudiVZ).
  2. Facebook hat das Zeug zum Social Operating System, denn es lässt sich programmieren. Auf Facebook laufen schon mehr als 1.000 Anwendungen aus allen erdenklichen Bereichen. Der aktuelle Hit ist iLike – natürlich mal wieder Musik. Dank Facebook wächst iLike in atemberaubendem Tempo.

Last, but not least: Facebook ist MySpace in nahezu allen Belangen überlegen. Nur bei den Nutzerzahlen liegt MySpace noch vorn: Facebook hatte im Mai nach eigenen Angaben 27 Millionen aktive Nutzer, MySpace zählt derzeit 170 Millionen Nutzerkonten – und ist keineswegs auf dem absteigenden Ast.