Gmail zieht das Innovationstempo an

Letzte Woche habe ich zum ersten Mal aus Gmail heraus ein Festnetztelefon angerufen. Das geht ganz einfach, auch ohne in den USA zu wohnen: Einfach die Oberfläche auf English (US) umstellen, Gmail neu laden – fertig! Schon prangt eine neue Zeile („Call phone“) in Google Talk Chat. Klicken, Nummer eingeben und anrufen.
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Anrufe nach Deutschland kosten 2 US-Cent pro Minute, in die USA und nach Kanada sind die Gespräche mindestens bis Jahresende gleich kostenlos. Nebenbei: Wer produziert bei Google eigentlich diese neckischen Videos?

Inzwischen ist das Gmail-Telefon auch schon wieder die Innovation von letzter Woche, denn seit gestern sortiert Gmail auch noch meine Mail nach Wichtigkeit. Priority Inbox heißt der Spaß und ist ganz, ganz großes Kino. Apropos Kino: Auch hier gibt es wieder ein hübsches Video.

SinnerSchrader gewinnt Creative Brand Channel Competition von YouTube

Unser YouTube-Kanal hat die Creative Brand Channel Competition gewonnen. Der von YouTube ausgerichtete Wettbewerb gab deutschen Media- und Kreativagenturen die Gelegenheit, einen eigenen Top Brand Channel zur Eigenpräsentation zu erstellen. YouTube wollte damit die Agenturen dazu herausfordern, das kreative Potential dieser Plattform zu erkennen und zu nutzen.

Well, done. In der Endrunde konnten wir uns gegen Agenturen wie Jung von Matt, MetaDesign, Ogilvy und Scholz & Friends durchsetzen. Die Kriterien bei der Bewertung der Wettbewerbsbeiträge und der Entscheidung über die Gewinner waren Innovation und Kreativität, Interaktion und mögliches Nutzer-Engagement, Einzigartigkeit und Originalität.

Apple TV und iAd: Warum Ads wichtiger sind als Apps

Als ich gestern auf der Heimfahrt MacBreak Weekly lauschte, da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren von den Augen: Nicht die Apps sind der Killerfaktor für Apple TV, sondern die (i)Ads. Oder vielleicht auch beides. Auf jeden Fall sind Apps nichts ohne Ads.

Exponat 1: MacBreak Weekly 209
Das heiß erwartete neue Apple TV (oder auch iTV) ist ein Pflock, den Apple ins TV-Geschäft einschlagen wird. Dieses Geschäft ruht auf zwei Säulen: Fernsehwerbung und Direktzahlungen der Konsumenten in Form von Bezahlfernsehen, Kabelfernsehen und Rundfunkgebühren. Apple baut beide Elemente nach: iAd für die Werbung, iTunes und App Store für die Direktzahlungen. Und behält jeweils einen Teil der Umsätze für sich.
Allein die TV-Kabelindustrie in den USA hat im vergangenen Jahr 89,9 Mrd. US-Dollar Umsatz erwirtschaftet, davon 53 Mrd. für klassisches Kabelfernsehen. Der US-Markt für Fernsehwerbung wird in diesem Jahr auf 35,4 Mrd. geschätzt. Apple selbst kam im vergangenen Jahr auf 42,9 Mrd. Umsatz, allerdings weltweit.
Mit iAd, iTunes und App Store auf iTV fängt Apple an, an diesem großen Kuchen zu knabbern. Wie seinerzeit bei der Schlacht mit der Musikindustrie wird entscheidend sein, ob es gelingt, die Produzenten attraktiver Inhalte auf die Apple-Plattform zu ziehen – oder vielmehr, wann. Denn mit iPod, iPhone, iPad und iTunes (auf Mac/PC) hat Apple heute bereits eine sehr große Plattform, auf der heute schon mehr und mehr TV-Inhalte verfügbar sind – gute Startvoraussetzungen für das neue Apple TV.
Als erste Branche wird wohl die TV-Kabelindustrie die neue Konkurrenz zu spüren bekommen. Je mehr attraktive TV-Inhalte im Apple-Ökosystem verfügbar sind, desto geringer der Bedarf für Kabelfernsehen. Die Netzbetreiber werden zu dumb pipes, reinen Durchleitern für das Internet – weder Apple noch Inhalteproduzenten oder TV-Sender müssten an sie zahlen. Und auch die TV-Sender sind nicht vor Apple sicher: Wer attraktive Filme oder Serien produziert, kann sie über Apple auch direkt vermarkten.
Dass Apple mit iAd den TV-Markt schon fest im Blick hat, darauf deutet schon die Website hin:
Apple_iAd.jpgExponat 2: advertising.apple.com
Das Killerargument für den Werbemarkt sind übrigens, und hier liegt auch die Verbindung zum zweiten heißen Trend Big Data, die Daten. Apple kann mit iAd echte, harte Nutzungsdaten liefern – kein Vergleich mit den fehlerträchtigen Quotenmessungen von Nielsen oder GfK. iAd ist das trojanische Pferd (Jung von Matt, aufgepasst!), mit dem Apple den TV-Werbemarkt ähnlich aufrollen kann wie Google seinerzeit mit Adwords den Onlinewerbemarkt – der immer noch kleiner ist.
iAd komplettiert das Ökosystem von Apple aufs Feinste. Für den Fernsehmarkt ist die Apple-Werbeplattform das vorletzte Puzzleteil, das noch gefehlt hat. Fehlt nur noch iTV (oder wie auch immer das neue Apple TV heißen wird). Spannend bleibt, was Google und Google TV dem entgegenzusetzen haben. Untätig bleiben wird Google jedenfalls nicht.

Wie Apple und Google das Fernsehen revolutionieren wollen

Neben Big Data ist interessanterweise das gute, alte Fernsehen eines der momentan heißesten Themen. Nicht in seiner analogen Form freilich, und auch nicht als digitales Fernsehen 1.0, das nur die Distribution digitalisiert hat, aber die Geschäftsmodelle unberührt ließ. Das heutige digitale Fernsehen ist nicht innovativer als es seinerzeit die CD im Vergleich zur Schallplatte war. Das digitale Fernsehen 2.0 entsteht derzeit bei Apple und Google.
Beide arbeiten an unterschiedlichen Ansätzen, die sich aus der ebenso unterschiedlichen Unternehmens- und Produktphilosophie erklären lassen. Apple stellt iTunes in den Mittelpunkt und setzt auf Hardware wie iPod, iPhone, iPad oder (wenn es denn kommt) iTV. Der digitale Content läuft auf allen Endgeräten inklusive Mac/PC per iTunes-Software. iTV wäre der Nachfolger von Apple TV, das Steve Jobs zuletzt im Juni als Apples Hobby bezeichnete, mangels übermäßigen Erfolges.
Einiges spricht dafür, dass Apple in diesem Markt auch weiterhin eher vorsichtig agiert. Die Gerüchteküche erwartet derzeit den Launch von iTV für Anfang September, auch wenn sich der Hype gerade wieder etwas abkühlt. Apple hat für den 1. September zu einem Pressetermin eingeladen, bei dem allerdings, saisonal bedingt, die neue iPod-Kollektion für das Weihnachtsgeschäft im Mittelpunkt stehen dürfte.
Google hat für diesen Herbst sein lange erwartetes Google TV angekündigt. Es besteht aus einer zusätzlichen Kiste, die zwischen Fernseher und Settopbox/Receiver installiert wird. In einige neue TV-Geräte soll Google TV auch gleich eingebaut werden. Im Vergleich Apple verfolgt Google eher eine offene Strategie, wie auch schon bei Android vs. iPhone im Mobilfunkmarkt.

Weder Apple noch Google scheint es derzeit zu gelingen, die großen TV-Sender in den USA an Bord zu holen. Der TV-Markt dürfte für beide nicht im Sturm zu nehmen sein, aber mittelfristig spricht vieles dafür, dass Apple den Erfolg von iPod, iPhone und iPad ein weiteres Mal wiederholen kann.
Denn der Killerfaktor könnten die Apps sein. Ein Apple TV (oder iTV) mit dem von iPhone und iPad bekannten Betriebssystem iOS und Zugang zum App Store macht aus dem guten, alten Fernsehkasten die Entertainmentplattform schlechthin, inklusive Games – wenn es Apple denn gelingt, das Bedienungsproblem zu lösen.

Big Data: Wie DataSift und fflick aus Twitter Mehrwert extrahieren

Was ist Big Data, und welche Relevanz hat das Thema? Roger Magoulas, Director of Research bei O’Reilly, bezeichnet Big Data als die entscheidende Kernkompetenz im Informationszeitalter:

Big Data has become really the key core competence in the information age, what distinguishes the current era. It’s really when data is large enough that you really have to think about it: How you’re going to organise it, how you’re going to store it, how you’re going to manage it, in order to gain some benefit from it. Big data can confer enormous competitive advantage for those who can make the most sense out of it and take actions based on what they’re learning.


Spannende Beispiele für Big Data gruppieren sich derzeit vor allem um Twitter. Start-ups wie DataSift befassen sich damit, aus dem endlosen Strom von Tweets für den Nutzer relevanten Sinn und Mehrwert zu generieren. Robert Scoble hat heute ein ausführliches Interview mit Gründer Nick Halstead veröffentlicht:

Ein weiteres Beispiel ist das amerikanische Start-up fflick, das den gleichen Ansatz wie DataSift verfolgt, im Unterschied zu DataSift allerdings mit einem konkreten Anwendungsfall aufwartet: fflick extrahiert Kinokritiken aus Twitter. Gründer und CEO Kurt Wilms stand kürzlich bei This Week in Startups Jason Calacanis Rede und Antwort:

Kennen Sie weitere Beispiele? Dann lassen Sie es uns bitte in den Kommentaren wissen.