Brauchen Marken Powerseller?

Schrader meinte gestern, dass eBay in Deutschland erfolgreicher als anderswo ist, weil sich nur hier die Marken auf breiter Front dem Direktvertrieb verweigern. Ist es den Herstellern wirklich lieber, Powerseller Nr. 5.314 verkauft ihre Produkte online, als sie selbst? Mehr Mut, meine Herren.

in Ebay | 42 Wörter

Warum Fischmarkt?

Wir hatten die Domain schon. 😉 Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Als Hamburger denken wir natĂŒrlich an den Fischmarkt in Altona, der jeden Sonntag in aller FrĂŒhe die Besucher in Massen anlockt. Mit seiner unglaublichen Anziehungskraft ist der Fischmarkt eine Metapher fĂŒr die MĂ€rkte, ĂŒber die wir hier schreiben wollen. Der elektronische Handel ĂŒber das Internet hat in den letzten Jahren trotz Krise sehr stark zugelegt – und es wird höchste Zeit fĂŒr die Hersteller, diesen Markt nicht lĂ€nger den Powersellern bei Ebay zu ĂŒberlassen.

FishDer Name Fischmarkt ist indes auch eine Referenz an Stephen C. Lundin, der in seinem Buch "fish!" dem Fischmarkt Pike Place in Seattle ein Denkmal setzte. Auch auf diesem Markt sind es die VerkĂ€ufer mit ihrer Energie, Leidenschaft und positiven Grundeinstellung, die das Erfolgsgeheimnis ausmachen. Wir werden uns also damit befassen, wie KĂ€ufer und VerkĂ€ufer an einen Tisch kommen können – auf dem Fischmarkt und anderen MĂ€rkten.

Zeitungsverlage starten Medienshops

Die großen Zeitungsverlage suchen mit allerlei NebengeschĂ€ften ihren Weg aus der Krise. Trendsetter war die SĂŒddeutsche Zeitung (SZ), die im vergangenen Jahr ihre unglaublich erfolgreiche "SZ-Bibliothek" startete. In dieser Woche berichtet der Spiegel, was in der vergangenen Woche bereits in der w&v stand: Am 5. MĂ€rz beginnt die SZ nun auch mit dem Verkauf von DVDs.

DVDs vertickt schon seit vergangener Woche die Zeit, wenn auch in Kooperation mit Amazon. Und der Stern bewirbt bereits seit Monaten eine eigene DVD-Edition. Heute nun schlĂ€gt die FAZ zurĂŒck und startet einen Buchshop, der ein enger Verwandter von Libri.de ist. Das Konzept: Im FAZ-Feuilleton besprochene BĂŒcher können gleich im eigenen Shop bestellt werden. Die Umsetzung: Naja. Der Shop selbst ziemlich lieblos adaptiert, völlig anderes Look & Feel als faz.net, der Link von der Rezension zum Shop reichlich zurĂŒckhaltend in der rechten Spalte versteckt.

Faz_1Das geht auch besser.

Ein kommunistisches Medium

Vilim Vasata, langjĂ€hrige BBDO-FĂŒhrungskraft und nun Unternehmensberater in Sachen Marke, nutzt das Fachblatt Horizont, um der Werbewirtschaft ins Gewissen zu reden. Erst mit einer Anzeige, Ende 2004 geschaltet und nur aus einer Reihe knapper SĂ€tze in großen, fetten Lettern bestehend. Nun mit einem Interview (6/2005). "Unser Wirtschaften arrangiert sich doch vollkommen neu", meint Vasata. Kommunikation mĂŒsse sich auf die daraus resultierende existenzielle Verunsicherung einstellen. Nachlassende Markenkraft und mangelnde Werbewirkung haben fĂŒr den Werber Vasata auch mit dem Einfluss des Internet zu tun.

"Werte wie Einzigartigkeit und Prestige erodieren – nicht zuletzt durch das Internet. Wenn du genau hinsiehst, ist das Internet ja praktisch ein kommunistisches Medium. Das macht aus Konsumenten Marketingexperten und sogar HĂ€ndler und bietet eben eine vorher unbekannte Vergleichbarkeit von Produkten und Dienstleistungen. Aber wenn die Alleinstellung einer Marke dem Vergleich ausgesetzt wird, dann ist sie nahezu bereits austauschbar. Ihre Einzigartigkeit ist perdu."

Herrschaften! (Um einmal mit Vasata zu sprechen.) Da hat der große alte Mann – Jahrgang 1930 – nicht ganz Unrecht.