Was macht eigentlich Gerd Gerken?

Werbung generiert keine Wirklichkeit – das Internet generiert die Wirklichkeit.

Ein Satz, vermutlich von Gerd Gerken, der gestern seinen 663. Geburtstag feierte. Der einstige Star-Zukunftsberater und -Trendforscher ist offensichtlich unter die Esoteriker gegangen. Auf noesa.com verkauft er Produkte der Alchemie samt der zugehörigen Philosophie. Fulfilness.com ist laut Selbstbeschreibung „eine neue Art der Prävention, ganz ohne Medizin und Arznei“. Und Noeterik ist „die Lehre von der Verbesserung des Lebens durch die Nutzung desjenigen Geistes, der das Werden verursacht“.
gerken.png
Bis Anfang des Jahrtausends befasste sich Gerken noch mit vergleichsweise handfesten Themen. 2001 erschienen die drei Bände Cyber-Branding, Cyber-Selling und Cyber-Manipulation. Der Metropolitan-Verlag hat seinen früheren Autor inzwischen von der Website entfernt.

Multimedia programmiert das Gehirn der Menschen entscheidend um. Bisher herrscht das Primat der aktuellsten Information. Multimedia tötet Information durch zu viele Information. Es entsteht ein Multiversum, dessen einzige Sprache Magie ist. Wer also in den elektronischen Datenräumen mitreden will, muß Exformation, definiert als „gesagtes Geheimnis“, anbieten – und das ist, Magie pur. Dazu braucht man ein völlig anderes Instrumentarium – das der angewandten Spiritualität. Das bedeutet: Wer in den Netzen kommunizieren will, darf keine logischen Botschaften anbieten – keine Information – , sonst redet man an der Realität von Multimedia vorbei.
Gerd Gerken [Telepolis]

Masterplan

Die WiWo erscheint ab heute montags. Eine Botschaft, die mit massivem Werbedruck in den letzten Wochen über alle Kanäle verbreitet wurde. Und damit sie auch im Web nicht überhört wird, bringen die Baronessen und Barone heute zum Start ein netzaffines Schmankerl: den Masterplan von Google. Hier ist er.

google_masterplan_mini.jpg
Gleichzeitig fällt mir auf, dass der Zugriff auf das PDF, für Abonnenten bislang im Preis inbegriffen, jetzt extra kostet: 36 Euro für 52 Wochen. Für berufliche Nutzung ist das zwar nicht übermäßig viel Geld. Trotzdem zögere ich, unsere Kostenstelle mit zusätzlichen Fixkosten zu belasten, deren dauerhafter Nutzen nicht gerade zwingend ist. Denn wozu gibt es GBI und Genios?

Märkte sind Gespräche

Als ich vor einem Jahr die Mission dieses Blogs beschrieb, lag schon des Namens Fischmarkt wegen der Bezug zum Cluetrain Manifesto nahe. Dieser Zug hielt gestern in Hamburg. Einer der Autoren des schon 1999 veröffentlichten Manifests war da, um vor einem Publikum aus PR-Profis und Bloggern zu referieren: David Weinberger. Und was er sagte, war im Grunde nicht mehr als die konkrete Anwendung der 95 Thesen von damals auf das Phänomen Blogosphere.
cluetrain.jpg
Für mich die wichtigste Erkenntnis des Abends: Bei allem Hype 2.0 um Web 2.0 und Bubble 2.0 gibt es eine Menge, was damals (Hype, Web und Bubble 1.0) richtig war und heute immer noch richtig ist. These 94:

To traditional corporations, networked conversations may appear confused, may sound confusing. But we are organizing faster than they are. We have better tools, more new ideas, no rules to slow us down.

Etwas von dieser Konfusion lag auch gestern bei Edelman, Gastgeber dieses Bloggertreffens, in der Luft und machte zum guten Teil den Reiz des Abends aus. Djure Meinen fragt:

Mich würde interessieren wie die Nicht-Blogger – immerhin doch die Mehrheit im Auditorium – den Abend fanden. Wie die sich einbringen können, hat Weinberger ja noch mal kurz erklärt: Just leave a comment.

Nachtrag:

Zweiter Nachtrag:

Schrödingers Produkt

schrodingersproduct.jpg
„If a company makes a high-quality product, but user’s don’t find it sexy or appealing, does that product exist?“ Fragt Kathy Sierra und gibt zehn Ratschläge, wie die lebensnotwendige Begehrlichkeit zu wecken ist:

  1. Pay attention to style.
  2. Pay attention to the emotional appeal.
  3. Show it in action… with real people.
  4. Don’t use pictures of generic shiny happy people that have become cliches.
  5. Make sure it’s clear to prospective users how this helps them kick ass.
  6. Appeal to as many senses as possible.
  7. Make it meaningful.
  8. Make it justifiable, so the user doesn’t have to feel guilty.
  9. Support a community of users.
  10. Never underestimate the power of fun.

Mehr an Ort und Stelle.

Aus für die Dima

dima.jpg
Jetzt auch offiziell: Dieter Weng, Präsident des Deutschen Direktmarketing Verbands DDV, gegenüber der w&v:

„Die Dima macht wirtschaftlich keinen Sinn mehr.“

Was insbesondere auch heißt, dass die Pläne für einen zweijährigen Turnus vom Tisch sind.
Nachtrag: die Pressemitteilung des DDV