Was war 2005 (4): Marken bei Ebay

Esprit_ebay
Ausgerechnet Esprit – eine Marke mit belastbarer Online-Strategie – war 2005 der meistgesuchte Begriff bei Ebay.

Generell gaben sich die eBay-Nutzer markenbewusst. Zu den Top 10 Suchbegriffen gehören neben Esprit und BMW auch Adidas, Abercrombie, Tupperware, Puma und Lacoste.

Robert Basic zitiert im 321 Blog! Matthias Schrader zum Thema:

Nur mit einer „offensiven Online-Strategie“, so Schrader, bekommen die Marken das Heft des Handelns wieder in die Hand.

Ebay 2.0

Etsy
Etsy is Ebay 2.0, meint Michael Arrington. Oder auch: P2P-Commerce with Tagging. Schade, dass P2P-Commerce dem an deutsche Sprache gewöhnten Ohr etwas seltsam klingt. Sonst hätte der Begriff die Chance, im nächsten Jahr Karriere zu machen.

Etsy ist bis jetzt eine Plattform für Handgemachtes, agiert also in einem Nischenmarkt. Aber denken wir uns diese Einschränkung einmal kurz weg, dann ist Etsy tatsächlich so etwas wie Ebay meets Web 2.0.

Tagging löst elegant das Problem der bei Ebay an allen Ecken knarzenden Ontologie. Natürlich gibt es trotzdem die gewohnten Kategorien und Powerseller-Shops. Sehr nett, wenn auch nur begrenzt nützlich ist die Zeitmaschine – sie zeigt an, was gerade aktuell eingestellt wurde.

E-Commerce 2006 wird viel mit Design und User Experience zu tun haben. Oder wie Robert Basic es formuliert

Was Flickr.com gestern war, wird Etsy.com morgen sein.

Abenteuerspielplatz Ebay

Peter Turi – die Älteren unter uns werden sich erinnern: der frühere Chef des kress report – hat Anfang September für das Werberblatt w&v die Lage der Powerseller bei Ebay beschrieben. Jetzt steht der Text auch im Web zur Verfügung. Auszug:

Mathias Schrader von der Agentur SinnerSchrader analysiert kühl: „Powerseller verkaufen zunehmend zu Grenzkosten.“ […] Weil Joop, Samsung, Sony und Co. den Online-Vertrieb „nur mit der
Kneifzange“ anfassen, die Nachfrage nach diesen Marken bei Ebay aber
hoch ist, stärken Hersteller, „die mit verschränkten Armen
danebenstehen“, nur Händler, die auf Re-Importe, den Graumarkt und
Fälschungen setzen. Und genau diese „Kistenschieber“ machen die Preise
und die Marke kaputt. Der Kunde laufe mit den unseriösen Ebay-Preisen
zum Händler, um sich dort zu beschweren. Nur mit einer „offensiven
Online-Strategie“, so Schrader, bekommen die Marken das Heft des
Handelns wieder in die Hand.

Denn bei allen Stärken von Ebay,
zu denen Schrader zählt, dass pfiffige, kreative Kleinunternehmer immer
wieder mit frischen Ideen und Nischenprodukten für Innovationen sorgen
und Trends auslösen können: Eines schafft Ebay nicht – eine dauerhafte,
personalisierte Kundenbindung. Der reife Konsument sucht „auch online
Bindung“, glaubt Schrader. Ebay bleibe ein „wundervoller
Abenteuer-Spielplatz“, Convenience, Bindung und Verlässlichkeit könnten
aber nur Marken bieten. „Irgendwann möchte man seinen PC nicht mehr
ersteigern, sondern bequem bei Apple oder Dell kaufen und nachordern“,
sagt Schrader.

Der Restbestand der Woche

Es ist Freitag. Und damit höchste Zeit, ein paar Dinge wegzubloggen, die mir hier den Firefox verstopfen.

  • Sony_bmg
    Schon etwas älter ist das Welt-Interview mit Maarten Steinkamp, dem Europachef von Sony BMG, und der dringenden Aufforderung an die Musikindustrie, endlich das Jammern einzustellen und statt Rechtsanwälten wieder die Entrepreneure nach vorn zu schieben. [Exciting Commerce]
  • Adsense
    Google hat sein Adsense-Programm um eine Kleinigkeit ergänzt, die erkennen lässt, wohin die Reise geht – zum Abschied von lieb gewonnenen, aber ineffizienten Mediagepflogenheiten und hin zu einem von A bis Z in Echtzeit optimierbaren Werbegeschäft. Erst die Abschaffung der AE, dann Google Analytics und jetzt die  Promotion von TKP-Anzeigen in Adsense ("Auf dieser Website werben"). Was kommt als nächstes? [Zielpublikum]
  • Productwiki
    Vernünftige Produktbeschreibungen sind ein knappes Gut. Amazon musste die stetige Sortimentserweiterung mit abnehmender Qualität der Produkttexte bezahlen. Auch die legendären Kundenrezensionen halfen da nicht unbedingt. Doch jetzt kommt Hilfe: Das ProductWiki ist gestartet (selbstverständlich beta), und Amazon selbst experimentiert seit kurzem ebenfalls mit einem gleichnamigen neuen Feature. [Companice]
  • Nano
    Ebay ist gut für die Marke. Oder nicht? Kommt auf die Marke an. Starke Marken werden durch Ebay stärker, schwache Marken schwächer. Zu erkennen, wie so oft, am Preis: Wer kann seine Preise durch alle Kanäle drücken? Na, wer wohl? Apple natürlich. [Companice]
  • Sellonfroogle
    Je nach Grad der Phantasie kann sich der eine mehr, der andere weniger darunter vorstellen, was Google Base in Kombination mit Froogle und Google Local eigentlich soll, kann und wird. Dazu gibt es jetzt einen neuen Hinweis: Sell on Froogle. Man nehme Google Base als Backend, um über Froogle zu verkaufen. Ebay und Amazon Marketplace waren gestern? [Basic Thinking]
  • Tuifly
    Wer wie die TUI mehr als ein halbes Dutzend Fluglinien betreibt, der schafft gewisse Unübersichtlichkeit im eigenen Angebot. Etwas Linderung verschafft seit dieser Woche TUIfly.com. Dort sind alle Airlines unter einer Adresse vereint. Schlichter Mechanismus: Start- und Zielflughafen eingeben – und weg. Zwar keine Offenbarung, aber ein nettes Werkzeug.

Die Zukunft ohne Ebay

Je stärker Ebay für sein Powerseller-Programm trommelt, umso suspekter wird es mir. Wo ist sein Nutzen? Mir ist kein Neuprodukt bekannt, das ich im Vergleich zu "klassischen" Online-Händlern bei Ebay zu einem vernünftigen Festpreis hätte erwerben können. Auch macht es bei Neuprodukten keinen Sinn, einen kostentreibenden Intermediär wie Ebay einzuschalten. Alles ist überall erhältlich, zu klareren Konditionen, mit deutlicher Herkunft. Meine Prophezeiung: Powerseller sind nicht die Rettung, sondern der Untergang von Ebay. Wenn Ebay in den Schlagzeilen ist, dann wegen seiner paar Tausend Powerseller, nicht wegen der Millionen Privathändler. Erstere versauen die Hygiene einer Gemeinschaft, die im Kern unkommerziell ist und mehr durch Spaß am Handeln als aus Gier an der Rendite getrieben ist. Macht aber nichts, denn die Millionen Privathändler werden sich über kurz oder lang anderer Plattformen bedienen oder neue aufbauen, die den oft doch sehr unterschiedlichen Bedürfnissen in den einzelnen Handelssegmenten besser entsprechen. Das ist das Schöne am "Internet 2.0": Die Menschheit entdeckt gerade, daß die Online-Welt aus mehr besteht als AEG – Amazon, Ebay und Google. Willkommen in der Vielfalt des Internets.

in Ebay | 191 Wörter