Erstens: Das traditionelle Agenturmodell ist hinüber

Zweitens: der Konsument kontrolliert, und drittens: der Agenturkunde steckt irgendwo dazwischen fest.

Also entweder „New agency“ oder „no agency“, meint Draftfcb, und gründete
dieser Tage eine neue Art von Agentur. Das ist spannend, da schauen wir genauer hin.

Aus der Pressemitteilung [MS Word]:

Die Full-Service-Agentur Draftfcb startet mit einem neuen, einzigartigen Agenturmodell in Deutschland. Ohne die bisher bekannte Abteilungs- und Satellitenstruktur entwickeln interdisziplinäre Teams in einem festgelegten Prozess medienneutral Kommunikationslösungen und Kampagnen. Ohne interne Verrechnungsmodelle, ohne Fokus auf bestimmte Medienkanäle und unter Einbindung von Customer Intelligence- und Media-Strategen ins Kernentwicklungsteam.

Was ist neu?

Die Grundidee: Das Individuum im Zentrum

„Im Gegensatz zu allen anderen Kommunikationsagenturen bauen wir unsere ganze Organisation um den einzelnen Menschen herum“, sagt Peter John Mahrenholz, CEO von Draftfcb Deutschland. „Es geht nicht mehr um ‚Massenmedien’, mit denen man ‚Zielgruppen’ erreicht, sondern darum, Individuen zu verstehen und zu überzeugen.“

D’accord.

Die Organisationsstruktur heißt „Wheel“

In jeder Phase des Kreationsprozesses erarbeiten fünf Disziplinen eine optimale Kommunikationsstrategie: „Das schafft eine einzigartige Kombination aus Kreativität und Analyse. Darüber hinaus arbeiten die Teams schneller, weil sie gemeinsam und nicht sequentiell arbeiten.“

Schneller, weil gemeinsam? Wir fragen uns: Welcher Kunde soll das bezahlen?

Der neue Kreationsprozess: Deeper Thinking – Insight to InciteTM

Nicht nur eine veränderte Organisationsstruktur, sondern auch eine neue Herangehens- und Denkweise: „Bei uns gibt es keine ‚Lines’ mehr: kein ‚Above the line’, ‚Below the line’, ‚On-line’ oder Off-line’. Diese Art von Liniendenken ist einfach überholt. Wir wollen unsere Kunden erfolgreich machen, indem wir uns auf das Verhalten der Menschen konzentrieren, nicht auf die Medien, die sie nutzen.“

Das ist neu. Da sind wir gespannt.

Das Produkt: „creative business building“

„Wir wollen Ideen entwickeln, die so kreativ wie möglich dieses Verhalten beeinflussen können. Letztlich sind wir eine Agentur, in der Kreativität über allem steht – wenn sie Resultate bringt. Wir nennen das ‚Return on ideasTM’“.

Das ist nicht neu. Kein Kommentar.

Und nun? Überzeugt sind wir noch nicht, lassen uns aber gerne eines Besseren belehren. Wir sammeln weiter.

Die Werbung der Zukunft

Holger Jung, Matthias Schrader, Klaus-Peter Schulz, Horizont und Maurice Lévy

„Kunde versus Community – Wie entscheiden Konsumenten in 2010 – Werbebotschaft oder Meinungsaustausch?“ Diese Frage debattieren u.a. Matthias Schrader, Holger Jung (Jung von Matt) und Klaus-Peter Schulz (BBDO) am Freitag auf der Computer Bild CeBIT CEO Conference.

Zwei klassische Werber werden dann vermutlich ihre Disziplin gegen die kecke Behauptung verteidigen, die Klassik habe ihre Zukunft womöglich bereits hinter sich. Das Match beginnt mit der Einstiegsfrage des Moderators:

Herr Schrader, Sie haben die heftige Debatte in der Fachpresse (u. a. Horizont) über die Rolle der klassischen Werbung in der Zukunft mitbekommen. Findet die Werbung der Zukunft wirklich vorwiegend in den neuen Medien statt? Kann die klassische Werbung wirklich nicht mehr mithalten und wird zum Nischenthema?

Es folgt der Aufschlag von Matthias Schrader:

Die Werbung der Zukunft sind Beziehungen – zwischen Marken und Kunden wie auch zwischen Kunden und Kunden. Deshalb wird die klassische Werbung ihre Führungsrolle an die interaktive Kommunikation verlieren. Es wird sie weiterhin geben, sie wird aber an Bedeutung einbüßen und eher eine unterstützende Rolle haben, so wie heute Plakat und Radio. Die Lead-Agenturen der Zukunft werden Interactive-Agenturen sein, die den Dialog der Kunden und Marken prägen.

Damit ist die Debatte eröffnet. Der gesamte Kongress wird am Freitag live auf der Website von N24 gezeigt.

Ist die Klassik tot?

Nicht ganz, immerhin röchelt sie noch kräftig. Publicis-Chef Maurice Lévy hat mit seiner Absturzprophezeihung für traditionelle Print- und TV-Werbung nicht gerade für Begeisterung in seiner Zunft gesorgt.

Holger Jung, Matthias Schrader, Klaus-Peter Schulz, Horizont und Maurice Lévy

In der jüngsten Horizont-Ausgabe bezieht Lévy für seine vorwitzigen Bemerkungen Prügel unter anderem von Holger Jung/Jung von Matt („Solche Statements sind kontraproduktiv und ein schleichendes Gift, weil sie die Industrievertreter stark verunsichern“) und Klaus-Peter Schulz/BBDO („Man darf die Klassik nicht totreden, denn das schadet unserem Geschäft und ist faktisch nicht zu untermauern“).

Beide Agenturbosse treffen sich, wie der Zufall so spielt, am kommenden Freitag mit Matthias Schrader auf der Computer Bild CeBIT CEO Conference. Dessen Meinung zur Ausgangsfrage: „Ein klares Ja! Die Lead-Agenturen der Zukunft werden Interactive-Agenturen sein, die Klassik hat nur noch dienende Funktion.“

Heute in einer Woche werden wir sehen, wie sich die drei auf der Bühne so schlagen werden – und was Lars Hinrichs/Xing dazu sagt.

Für die Akten

Der notorische Horst Schlämmer hat jetzt Führerschein. Als Agentur hinter dem Blog hat sich inzwischen Tribal DDB zu erkennen gegeben. Dem Medienhandbuch gilt die Aktion als „erste erfolgreiche Kommunikationsmaßnahme einer großen Marke im Web 2.0“.
Zu Beginn der zweiten Phase verschenkt die Agentur freiwillig den Google Juice und die Platzierung in den Deutschen Blogcharts. Denn nun gilt: Schlämmer hat Golf. Und laut w&v hält VW für möglich, dass Schlämmer künftig auch offline werben wird.

Die Agentur der Zukunft

Ideas (Folie von StrawberrryFrog

Harter Stoff für jeden, der sich die Frage stellt, wie wohl die Agentur der Zukunft aussieht: die Keynote von Scott Goodson, dem Gründer von StrawberryFrog, gehalten vorgestern auf dem Future Marketing Summit in New York. (Man beachte übrigens die Werbung für den Kongress.)

Hier ein paar Appetithäppchen:

  • Die Agentur StrawberryFrog hat die Realisierung zu großen Teilen ausgelagert.

    We get to work with those who like their freedom, who don’t want to be smothered or scared to death by the environment of a big agency. We believe that pirates write better ads than the guys in the navy, because ideas which cut through the clutter can not be produced by disciplined committees.

  • Das Kreativnetzwerk OpenAd (über 7.000 registrierte Kreativschaffende) nennt sich selbst „the world’s biggest creativ department“. OpenAd liefert nur Ideen.
  • Das Gegenstück dazu ist The Department of Doing aus Neuseeland. Hier werden Ideen realisiert, bis die Schwarte kracht. Ideen bitte selbst mitbringen.
  • Goodson sagt über das neue Geschäftsmodell der Agenturen:

    The new business model requires a rethink of ideas as products – in other words, generating ideas that can be turned into actual products, and revenue streams that derive from the sale of these products.

  • Und über Innovation:

    In our industry, we talk a lot about innovation. Well, innovation is important because it’s a way to make money. And innovation for agencies only works when you can make a living out of it. The new agency model demands that we develop a new value culture, live by it and prove that it works where it needs to most – the bottom line.

  • Die Teams bei StrawberryFrog:

    Our creative teams have always included everyone, because we believe an idea can come from anyone.
    Our teams consist of a digital creative, a writer, art director, creative technologist, a designer, a business mind, a culturalogist, a PR mind, etc…

  • Was ist digital, was ist interaktiv?

    Digital is no longer one area of expertise – digital infuses every idea and every agency role.
    The fact that increasingly clients are awarding mainstream advertising accounts to interactive agencies, like IKEA hiring Agency.com as its lead agency, indicates that we need to rethink what we call “our skill base” and exactly what we value within it.

  • User-generated content is tired.

    There’s been a lot of talk about user-generated content. And my prediction for the future is the rise of user generated products.

  • Crowdsourcing ist schon mehr als nur eine Idee: CrowdSpirit

Lesen!