Community Summit, Webfuture Award und Educamp

Morgen beginnt in Amsterdam die PICNIC. Fischmarktleser haben heute noch die Chance, sich einen 10-prozentigen Rabatt auf den Ticketpreis zu sichern. Auf drei weitere Ereignisse der nächsten Wochen möchte ich heute gern hinweisen.

  • Vom 30. September bis 1. Oktober findet in Hamburg der Community Summit 2008 statt. Kernthema sind die organisatorischen und operationalen Fragen beim Community-Management. Unter den Referenten: Jörg Blumtritt (Burda Community Network), Felix Petersen (Plazes), Marco Ripanti (ekaabo) und Stephan Uhrenbacher (Qype). Mit dem Code MR-200 wird das Ticket gleich 200 Euro günstiger.
  • Am 30. September endet die Bewerbungsfrist für den Webfuture Award von Hamburg@work. Gesucht werden innovative Ideen von Existenzgründern, kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Hamburg und der Metropolregion zum Thema E-Commerce, Web 2.0 & Social Communities. Für den 1. Platz gibt es 15.000 Euro Preisgeld. Die Preisverleihung findet am 19. November statt.
  • Vom 10. bis 12. Oktober findet in Berlin das zweite Educamp statt. Schwerpunkte sind E-Learning und die Nutzung der Web-2.0-Anwendungen in der Schul- und Hochschulbildung. Das Educamp bietet ein Forum für Unternehmer, Professoren, Lehrer und Studenten.

9/11

Der 11. September 2001 war mein zweiter Arbeitstag bei SinnerSchrader. Das Wetter war ähnlich wie heute in Hamburg: sonnig und spätsommerlich warm. Ich war dabei, mich mit meinem neuen Arbeitgeber bekannt zu machen. Alles war neu und aufregend.
Mein Schreibtisch stand in einem Großraumbüro im ersten Stock der Planckstraße 13 in Hamburg-Ottensen, nur wenige Schritte vom heutigen SinnerSchrader-Büro entfernt. Außer Mark Pohlmann, damals mein Chef, und mir saß dort die Online-Redaktion – ein entfernter Vorläufer unserer heutigen Konzeptioner, wenn man so will.
Im alten Industriebau herrschte eine stille und konzentrierte Atmosphäre wie im Skriptorium einer Abtei. Gegen drei Uhr am Nachmittag unterbrach ein Redakteur, mit dem ich Rücken an Rücken saß, unser aller Arbeit. Ein Flugzeug sei ins World Trade Center geflogen, meldete Spiegel Online. Wir waren irritiert.
Es dauerte noch einige Zeit und mehrere Updates bei Spiegel Online, bis die Nachrichtenlage sich verdichtete. Ein Attentat. Es gab damals einen kleinen Aufenthaltsraum mit Fernseher, auf dem wir die ersten Bilder aus New York sahen. Die brennenden Türme, das zweite Flugzeug.
An Arbeit war nun nicht mehr zu denken. Das Fernsehen zeigte Katastrophenbilder, auf dem Rechner stieß das Web 1.0 an seine Grenzen. Spiegel Online, CNN.com & Co. waren nur schwer erreichbar oder reduzierten ihre Präsenz auf das eine Thema, das es jetzt noch gab.
Dass der erste Turm eingestürzt war, begriffen wir zuerst gar nicht. Die Bilder im Fernsehen erschienen uns irreal wie aus einem Katastrophenfilm. Gigantische Staubwolken. Und das Web war noch schwach und konnte kaum zur Aufklärung beitragen. Dann brach der zweite Turm zusammen.
Der Kollege, der die Meldung zuerst gesehen hatte, nahm an jenem 10. September seinen Abschied von SinnerSchrader. Nach Feierabend saßen wir auf dem Hof der Planckstraße 13 beim Bier. Er wollte in die USA, ob im Urlaub oder für länger, weiß ich nicht mehr. Es war, vorsichtig gesagt, ein mulmiges Gefühl.
Der 11. September 2001 war ein Meilenstein beim Niedergang der Internetwirtschaft. Vielen Start-ups war schon zuvor die Luft ausgegangen. Ich selbst kam gerade von einem Start-up, das in jenen Septembertagen Insolvenz anmelden musste. Nach dem 11. September strichen viele große Unternehmen ihre E-Commerce- und Internet-Budgets zusammen. Das traf Dienstleister und Agenturen. Die Internetwirtschaft fiel in einen Winterschlaf, der fast drei Jahre andauern sollte.
SinnerSchrader zog Ende September in eine große Halle nach Bahrenfeld und blieb dort für knapp fünf Jahre. Aus 270 Mitarbeitern, die im September 2001 bei uns arbeiteten, wurden bis Ende 2003 nur noch 130. In der Halle war genug Platz, um 2006 mit 1.000 Gästen unser Zehnjähriges zu feiern und eine Konferenz zu veranstalten. Nur wenige Kollegen mussten dafür ihren Schreibtisch verrücken.
2006 war das Jahr des Web 2.0 und der neuen Aufbruchstimmung. SinnerSchrader zog zurück nach Ottensen. Die Internetwirtschaft hatte sich seit 2004 wieder vom Schlafe erhoben. Es gab wieder Start-ups und neue Projekte in den Unternehmen. Der zweite Aufschwung läuft weniger stürmisch als zu Zeiten der New Economy, aber nachhaltiger. Und er hält nun schon vier Jahre an.
Der 11. September 2001 war der Moment der größtmöglichen Verunsicherung. Die Folgen des 11. September wirken auch in der Internetwirtschaft bis heute nach. Wenige Wochen später meldete Popnet Insolvenz an. Kabel New Media war schon im Sommer pleite gewesen. Die Agenturszene war im Umbruch, und SinnerSchrader mittendrin.

Lies und ich sag dir, wer du bist.

Dieses Jahr ist die Zahl der Internetnutzer laut der ARD/ZDF-Online Studie in Deutschland auf 42,7 Millionen gestiegen, eine Steigerung von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist eine erfreuliche Nachricht. Weniger erfreulich ist dagegen, dass das Internet uns angeblich doof macht. Das Prinzip Copy und Paste vs. den, von einer Informationsflut übermannten, Internetsurfer.
Viel interessanter ist jedoch die ursprüngliche Frage, ob das Web unser Leseverhalten und sogar unsere Art zu Denken beeinflusst. Dem Thema stellt sich Nicholas Carr des Atlantic Magazines beeindruckend ausführlich. Er unterstellt Google und Co. rein kommerzielles Interesse daran, dass wir schnell und oberflächlich lesen und dadurch eine hohe Klickrate erreichen sollen. Dem ist auch nichts entgegen zu setzen, aber ist es nicht immer eine Typfrage, wie man was, wann liest?

They [the media] supply the stuff of thought, but they also shape the process of thought. And what the Net seems to be doing is chipping away my capacity for concentration and contemplation.

Passen wir uns wirklich einfach nur den Formaten des Internets an? Neues bietet neue Möglichkeiten und bei der Anzahl an täglichen News lassen sich Teaser, Blogs oder RSS-Feeds nicht mehr wegdenken. Es ergänzt unseren Horizont, ersetzt aber längst nicht alles. Beeinflusst das Netz, wie wir Informationen zu uns nehmen? Ja. Aber manipuliert es deswegen auch gleich unsere Art zu Denken?

I know what you did last summer

Der Horrorstreifen jagt einem nur gemäßigte Schauer über den Rücken. Reelle dagegen lassen sich bei der amerikanischen Plattform CriminalSearches erleben. Erschreckend dabei ist nicht nur, was alles zu finden ist, sondern dass es jeder, überall und umsonst finden kann. Die neue Suchmaschine von PeopleFinders bietet Akteneinsichten jeder Art: von Straftaten bis zu Vermerken über Geschwindigkeitsüberschreitungen.

Do you really know who people are?

Mit der Suche nach Vor- und Nachname lassen sich im Handumdrehen Daten zu der gesuchten Person finden. Bunte Labels wie ein grünes D (Drug and Alcohol), ein rotes S (Sex related) oder ein pinkes T (Theft and Robbery) helfen bei der Zuordnung von Straftaten auf einen Blick.

Criminals could be living in your neighbourhood.

Ein weiteres Angebot der Seite ist die Suche nach dem Heimatort und den dort ansässigen Straftätern. In New York sieht das Ganze dann so aus:
newyork.JPGKeep informed with free criminal alerts.
Immer auf dem aktuellen Stand von einer suspekten Personen bleiben? Kein Problem: E-Mail-Abo einrichten und nie eine Folge Sünde von den Nachbarn verpassen.
Datenschutz in den USA scheint ad acta gelegt. Dafür sei der Schutz von Familien jetzt garantierter, so Bryce Lane, Präsident von PeopleFinders. Und dieses Anliegen stehe mit der Plattform natürlich im Vordergrund. Dass die Daten bei CriminalSearches unvollständig und nicht aktuell sind, beweist Brad Stone von der New York Times. In seinem Artikel verfolgt er die Spur, warum diese Daten überhaupt öffentlich sind.

„I think people generally understand the 21st-century reality that this type of public information is going to be widely available,“ said Nick Matzorkis, the chief executive of ZabaSearch, a search engine that provides people’s addresses and phone numbers, culled from public records. CriminalSearches.com „is another indication of the inevitability of the democratization of public information online,“ Mr. Matzorkis said.

Ist es das wirklich? Nur ein weiterer Hype? Wenn ja, ist das ein großer Rückschritt – zurück zur Überkontrolle.
Interessant: bei Rotten Neighbors können Häuser via Google Maps markiert und kommentiert werden. Auch in Deutschland.

Lifestreaming. Feedreading. Und dieses Mal in deutsch.

lifestream-logo.jpgDie Beta-Version von Lifestream.fm ist live. Mit dem Feed-Aggregator kann der Nutzer die eigenen Aktivitäten und die seiner Freunde im Web jederzeit im Blick behalten.
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Fischmarktleser können Lifestream.fm exklusiv testen! Bei Interesse bitte per Kommentar melden.