Sport-Communities im Test (3)

In der Reihe „Sport-Communities im Test“ testet der Fischmarkt Sport-Communities. Wer hätte das gedacht. Heute unter der virtuellen Lupe: spielerkabine.net
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Die Spielerkabine musste kurz vor dem Launch am 30.Juli 07 erst einmal eine rechtliche Hürde umschiffen. Der ursprünglich geplante Name – Mannschaftskabine – wurde von einem Dritten als Wortmarke registriert und so flatterte kurz darauf auch eine Unterlassungserklärung in den Postkasten. So wurde die Mannschaftskabine in Spielerkabine umbenannt und die engagierten Studenten machten mit einer Finanzspritze von 10.000 Euro der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg fleißig weiter.
Der erste Eindruck ist – wie sagt man so schön? – webzwonullig. Knallige Farben, runde Ecken und ein Sternchen-Böbbel („kostet nix!“). Fehlt nur das „beta“? Die Startseite ist einfach und ansprechend, im Fokus stehen drei Links/Funktionen: Login, Registrierung und „Wie funktioniert’s?“. Vorbildlich. Auch das Hauptmenü ist zielführend. Es gibt Sportler, Mannschaften und Gruppen, ergo auch diese drei Menüpunkte. Diese kann man auch im uneingeloggten Zustand bestaunen, es sei denn, das jeweilige Profil wurde vom Besitzer für nicht eingeloggte Besucher gesperrt.
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Nach der Registrierung kommen zwei weitere Reiter hinzu. Der „Spind“ ist der Bereich, in dem der Nutzer sein Ego ausleben kann. Dabei ist die spielerkabine fast über das Ziel hinaus geschossen, so können auch Dinge wie „Beste Frisur“ eingetragen werden, wodurch eine kleine Formularwüste für den persönlichen Steckbrief entsteht. Daneben können dann die betriebenen Sportarten festgelegt werden und es gibt eine rudimentäre, aber ausreichende Rechteverwaltung. Zusätzlich gibt es noch einen Bereich für die interne Nachrichtenfunktion.
Die Gruppen- und Mannschaftsbereiche erweitern sich nach Registrierung um die Möglichkeit, eigene Mannschaften und Gruppen zu gründen. Im Gegensatz zum Profil sind hier nur wenige Eigenschaften pflegbar. Name, Beschreibung, Sportart und Ort, dazu ein Bild und ein Homepage-Link, das ist alles. Bei den Gruppen sieht es noch dünner aus. Die Spielerkabine fokussiert also vor allem auf die Darstellung des einzelnen Sportlers, die Mannschaften/Gruppen sind nur das virtuelle Bindeglied zwischen den jeweiligen Mitgliedern. Jede Mannschaft/Gruppe hat hierfür dann auch ein eigenes Forum zur Verfügung. Eine Vereinsebene über den Mannschaften wird bisher noch nicht abgebildet.
Was gibt es noch an Funktionen? Durch eine ganz hervorragende Google Maps-Integration kann man den eigenen Wohnort und den Ort des Vereins visualisieren und so auch nach anderen Sportlern und Mannschaften suchen. Dabei wird je nach Maßstab des Kartenausschnitts die Anzahl der „Objekte“ auf Staaten-, Länder- Kreis- oder Städteebene angezeigt. Über eine Bewertungsfunktion können sich Sportler gegenseitig – na, was wohl? – bewerten. Fitness, Technik und Einsatz heißen die Kategorien, in denen jeweils Schulnoten vergeben werden können. Mobbing ist vorprogrammiert… 😉 Und natürlich gibt es auch eine (Sport)freunde-Funktion, um Kontakte zu visualisieren.
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Technische Basis des Portals ist Ruby on Rails, im Frontend sind etliche sogenannte Web2.0-Elemente verbaut, AJAX und script.aculo.us-Effekte finden sich auf fast jeder Seite wieder.
Fazit: Die Spielerkabine ist schon jetzt, nach nur gut einem Monat nach dem Livegang eine recht runde Sache. Die Nutzerführung ist sehr durchdacht, man findet sich leicht zurecht und wird durch die einzelnen Kompenenten begleitet. Die Optik ist natürlich Geschmackssache, sie hält sich an derzeit als modern geltende Elemente (mir persönlich ist das türkis etwas grell, aber was weiss ich schon von Farbenlehre). Die Funktionalität auf der Ebene des einzelnen Nutzers ist gut, auf Mannschafts-/Gruppenebene ist noch Potenzial nach oben vorhanden. Auch bei der Spielerkabine konnte ich leider nicht viel über die aktuellen Nutzerzahlen herausbekommen, allerdings ist die Zahl von 500 Nutzern am zehnten Tag nach dem Start schon beachtlich (und wurde auch gebührend gefeiert, Video bei YouTube).
Erfolgschancen: 50%, die technische Basis ist soweit sehr ordentlich geschaffen, jetzt sollte es an die Vermarktung gehen. Und hier stellt sich dann natürlich gleich die Frage nach einem Investor, der diese Aufgabe (und die Weiterentwicklung und Community-Betreuung) finanziell unterstützen möchte. Falls dieser gefunden wird, sieht es gut aus für die Spielerkabine.

Sport-Communities im Test (2)

In der Reihe „Sport-Communities im Test“ testet der Fischmarkt Sport-Communities. Wer hätte das gedacht. Heute unter der virtuellen Lupe: netzathleten.de
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Bei den netzathleten arbeiten nach eigenen Angaben inzwischen über 20 Personen an der Plattform, geführt unter anderem vom Profi-Kanuten Stefan Pfannmoeller, der derzeit sogar wegen der netzathleten sein Kanu in die Garage geschoben hat. Allerdings mangelt es bisher anscheinend an Designern, denn die netzathleten kommen optisch eher blass daher. Auf der Homepage wird voll auf das Marketing-Zugpferd Stefan Kretzschmar gesetzt, zu kurz kommt aber für einen neu vorbeikommenden Nutzer der eigentliche Sinn und Zweck der Seite. Ohne Registrierung kann man dann leider auch nicht viel auf der Seite anfangen, es gibt so gut wie keine Links und die einzige Erklärung für das Portal ist ein mäßig gutes Video ohne Ton:

Link: sevenload.com
Nach der Registrierung stehen dann aber natürlich doch noch einige Funktionen zur Verfügung. Logischerweise ist die Pflege des eigenen Profils ein Schwerpunkt; schließlich will man sich ja präsentieren. Die eigenen Sportarten können festgelegt werden, Fotos können eingestellt werden und jeder User bekommt ein eigenes Blog gestellt. Interaktion mit anderen Nutzern findet über Buddylisten und den Zusammenschluss in Teams statt. Die Vereinsebene wird nicht explizit dargestellt, sondern über die Teamfunktion abgehandelt. Ein Team hat dann auch wieder Blog, Gästebuch, Bildupload. Allerdings ist alles äußerst unübersichtlich und man weiß eigentlich nie, wo man sich gerade genau befindet. Nett ist die Funktion, dass man sich als Fan von Sportlern oder Teams setzen und damit den Sportler/das Team in den entsprechenden Top-Listen nach oben voten kann. Und bei Facebook hat man sich den praktischen Newsfeed abgekupfert. „Was machen deine Freunde?“ wird auf der persönlichen Startseite des Nutzers beantwortet.
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Löblich außerdem: Eine sehr feingranulare Rechteverwaltung, so dass man Vertrauen bekommt, dass ein bewusster Umgang mit den Daten erfolgt. Technik? Die Webseite basiert auf Java-Technologie und kapselt die Unterseiten leider in einem Mainframe, sehr nervig, wenn man denn Bookmarks auf Deeplinks setzen möchte. AJAX und Web2.0-Konsorten werden scheinbar nicht verwendet (?), technisch gesehen also eher Web 1.0.
Fazit: Die von einer Sport-Community zu erwartenden Standard-Funktionen sind zwar vorhanden und funktionieren, es fehlt aber der Kick, das Besondere, das Fesselnde. Insbesondere gestalterisch ist sicher noch einiges an Potenzial nach oben vorhanden, sowohl an der reinen Optik, als auch bei der Usabililty. Übersichtlichkeit gibt es eigentlich nicht und man bleibt einfach nicht hängen, gerade weil die Vernetzung der Community nicht ansprechend abgebildet wird. Mehr Nutzerbilder, mehr Farbe, mehr Sport-Action! Es macht einfach nicht so richtig Spaß, im Portal ziellos mal durch die Gegend zu klicken. Robert Basic hat sich schon vor einiger Zeit mit genau diesem Thema beschäftigt, seitdem scheint sich leider noch nicht viel verändert zu haben. Interessant wäre natürlich eine Nutzerzahl zu haben, leider konnte ich darüber nichts finden, außer dass sich die Nutzerzahl angeblich derzeit monatlich verdoppelt. Das muss aber ja nichts heißen.
Erfolgschancen: Trotzdem noch 10%, da ein paar nette Marketing-Aktivitäten angeleiert wurden (Promis als Anchor, Gratis-T-Shirt bei 7 neuen Einladungen, Anti-Doping-Aktion), die möglicherweise den ein oder anderen Nutzer locken. Fußball wird übrigens mit „ß“ geschrieben.

Sport-Communities im Test (1)

Aktionswochen bei Kentucky Fried Chicken auf dem Fischmarkt! Erst StudiVZ, dann Micropublishing, jetzt beschäftigt uns das Thema Sport-Communities. Davon gibt es schon so einige, denn der/die Gründer einer Community möchte/n natürlich zunächst, dass die Community möglichst groß wird (mehr User = mehr Cash beim Exit) – und da sind Themen, die die breite Masse ansprechen, ja durchaus naheliegend, um einen ordentlichen Grundstock an Nutzern aufzubauen. Siehe auch Studenten, Krawattenträger, Musiker, Trolle. So denn auch der Sport, gerade da dieses Feld bis vor kurzem interessanterweise noch nicht besonders intensiv beackert wurde.
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Was könnte dem einzelnen Nutzer die Registrierung in einer Sport(ler)-Community bringen? Folgendes sagen die diversen Community-Betreiber, die in dieser Woche hier untersucht werden:

  1. mit schon bekannten Sportlern in Kontakt bleiben und sich austauschen
  2. neue Sportfreunde, Trainingspartner, Diskussionsteilnehmer finden
  3. Organisationserleichterung für Sportgruppen, -mannschaften etc.
  4. Präsentation der eigenen Person, des Teams, des Vereins…

Zunächst einmal nichts besonderes, aber das ist bei anderen erfolgreichen Community-Modellen ja auch nicht unbedingt der Fall gewesen. Entscheidend ist also, wie man es macht…
In den meisten Sportarten sind Sportler irgendwie in einer Hierarchie organisiert, unabhängig davon, ob es sich um Profis oder Amateure handelt. Der Einzelne ist in der Regel Mitglied eines Vereins oder eines vereinsähnlichen Gebildes (z.B. Betriebsport). Bei Mannschaftssportarten ist dazwischen eben noch die Mannschaft einzuordnen.
Diese Struktur wir auch in den Sport-Communities abgebildet. Zunächst meldet man sich als Einzelperson an, kann aber sodann schon angelegten Mannschaften und/oder Vereinen beitreten oder diese selbst neu anlegen. Damit ist der grundsätzliche Aufbau geklärt, jetzt kommt erst einmal Standard-Community-Funktionalität hinzu: Profil einrichten und pflegen, Freunde/Kontakte finden und hinzufügen, Foren und Private Messages für die Diskussionskultur, Themengruppen finden und gründen etc.etc. Mit diesen Funktionen ist man dann schon einmal Web2.0 Ready.
Fehlt nur noch eine Prise Stallgeruch, es muss der Themenbezug (zur Erinnerung: Sport) hergestellt werden. Auch hierfür kann man sich viele nette Funktionen ausdenken: Erfolgshistorie, Spiel- und Wettkampfberichte, gegenseitige Bewertung der Leistungen, Tippspiele, News, Mannschafts- und Vereinsprofile, Fotos und Videos.
Diese Elemente bieten die Sport-Communities in kleinerem oder größerem Umfang alle und so werden sich in dieser Woche sportme.de, netzathleten.de, spielerkabine.net und noch die ein oder andere weitere Sport-Community einer Prüfung auf Herz und Lunge unterziehen lassen müssen, in der die kleinen, aber feinen Unterschiede aufgedeckt werden. Investoren, aufgepasst…!

Menschensuchmaschine

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„Wir sind nur auf Menschen ausgerichtet,“ sagt Jay Bhatti, Mitbegründer von spock.com – dann ist ja gut! Die neue Suchmaschine fischt in sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder Myspace gezielt nach Daten über Menschen und will bislang rund 100 Millionen von ihnen indiziert haben.
Auch Nutzer können der Internetseite Informationen hinzufügen – über sich oder andere. So erstellt spock.com die einzelnen Profile, und da wird es noch interessanter: „Wir versuchen, die Leute zu indexieren – aber die Maschine reicht nicht aus, um alle Daten zu interpretieren.“ Ach so, und wenn jemand falsche Informationen über jemanden schreibt? Gefälschte Profile wird es natürlich nicht geben, weil die Suchmaschinen-Nutzer Bewertungen abgeben können. Und ein Filter wird selbstverständlich dafür sorgen, dass keine Falschinformationen in den Ergebnissen zu finden sind. Wie das gehen soll, bleibt wirklich zu beweisen.
Außerdem löscht spock.com ja meine Daten, wenn ich das will – aber sie müssen dann auch von allen anderen Social-Plattformen gelöscht werden. Dolle Sache.
Aber ist ja alles gar nicht so schlimm: Letztendlich werden die meisten Informationen im Internet sowieso von den Betroffenen selber veröffentlicht, meint Bhatti. Dann ist ja alles gut. Sage ich doch.
AFP via Focus