True Data Love: KLM Surprise


Die königliche Fluglinie der Niederlande hat mit einer kleinen Social-Media-Kampagne ihre netzaffinen Kunden überrascht. Die Mechanik war einfach und beruhte auf Foursquare: Wer bei Foursquare eincheckt, so die Annahme, der hat auch ein Profil bei Facebook, Twitter oder LinkedIn.
Daraus lassen sich öffentlich zugängliche Informationen über den Fluggast und den Grund seiner Reise gewinnen. Das Social-Media-Team überraschte die KLM-Passagiere dann mit einem kleinen, persönlichen Geschenk. Das Ganze war dann auf Facebook zu sehen.
Aus den Kommentaren bei YouTube lässt sich auch gleich das Risiko einer solchen Kampagne ersehen: Auch unzufriedene Passagiere melden sich zu Wort. Ein persönliches Geschenk tröstet nicht über Unzulänglichkeiten bei der eigentlichen Dienstleistung hinweg.
Auf jeden Fall aber ist die Kampagne ein schöner Fall von Data Love. So lautet das Motto der NEXT11. KLM zeigt hier beispielthaft, wie aus dem stetig wachsenden Datenstrom neue Anwendungen mit Mehrwert für den Konsumenten entwickelt werden können.
[Hat tip to @pr_ip]

Was aus meinen Prognosen für 2010 wurde

Vor einem Jahr hatte ich eine Reihe mehr oder weniger gewagter Thesen für 2010 aufgestellt. Nun ist es höchste Zeit für einen Blick zurück. Was war die Prognose, was die Realität?

  1. Prognose: 2010 wird das Jahr der digitalen Revolution. Die Internet-Generation ist reif für den Wandel, wird zum Game Changer und schickt die Babyboomer auf ihr Altenteil. Realität: Die Revolution ist wieder einmal ausgeblieben. Oder doch nicht? Wir erleben eine Revolution, die in Form einer Evolution daherkommt. Wir neigen dazu, die kurzfristigen Auswirkungen von Innovation zu überschätzen, die langfristigen aber zu unterschätzen. Die Babyboomer haben 2010 zum letzten Gefecht gerüstet. Stuttgart 21, Gorleben, Sarrazin lauten die Stichworte. An diesen Kristallisationskernen hat sich ein letztes Mal die Generation Protest auf die Straße und in die Talkshows begeben, die nun am Ende ihres langen Marsch durch die Institutionen angekommen ist: in Rente und Pension. Weiterhin draußen vor der Tür bleibt die Generation Internet.
  2. Prognose: Die Babyboomer und andere Verlierer der Revolution werden sich heftig wehren und weiterhin versuchen, das Internet zurück in die Verpackung zu stopfen. Doch die Konterrevolution bleibt aus. Realität: Am stärksten haben sich die Verleger exponiert. Das von ihnen geforderte Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, war eines der großen Themen des vergangenen Jahres (und wird auch 2011 noch auf der Agenda stehen, Mario Sixtus zum Trotz).
  3. Prognose: Die Netzkritik wird hingegen eines der großen Themen des Jahres. Babyboomer Frank Schirrmacher war nur das Präludium. Inzwischen schicken sich bereits die Revolutionäre von gestern an, in den Chor der Kritiker einzustimmen. Realität: Die von Frank Schirrmacher angezettelte Debatte kam nicht wesentlich über das FAZ-Feuilleton hinaus und verebbte spätestens zur Jahresmitte.
  4. Prognose: Neben der Maschinenstürmerei 2.0 wird das Ende der Privatsphäre und die Neudefinition der Öffentlichkeit zum zweiten (und wichtigeren) großen Debattenthema. Realität: Diese Debatte bleibt wichtig, hat 2010 noch gar nicht richtig begonnen und dürfte durch das nächste Buch von Jeff Jarvis erst richtig an Schwung gewinnen. Es wird voraussichtlich in diesem Jahr erscheinen und Public Parts heißen, die deutsche Ausgabe soll unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert werden.
  5. Prognose: Der Werbemarkt wird auch im Jahr 2010 stagnieren. Marken und Unternehmen verschieben ihre Budgets weiter in Richtung Internet. Nur ein Teil davon fließt in Onlinewerbung und bleibt so dem Werbemarkt erhalten. Ein immer größerer Anteil wird in Plattformen und Applikationen investiert. Realität: Der guten Konjunktur folgend hat sich der Werbemarkt im vergangenen Jahr besser als erwartet entwickelt. ZenithOptimedia erwartet für 2010 ein Wachstum von 2,9 Prozent und für die Folgejahre ähnliche Wachstumsraten. Neben dem Internet hat auch das TV die Krise nahezu ohne schwere Einbrüche überstanden. Beide werden in den nächsten Jahren nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien auf Erfolgskurs bleiben, lautet die Prognose von ZenithOptimedia.
  6. Prognose: Mobile, ortsbezogene Dienste kommen ganz groß raus. Foursquare wird das neue Twitter (gut, eventuell auch Gowalla). Google wird die lokale, mobile Werbung revolutionieren. Realität: Mobile, ortsbezogene Dienste kamen groß raus, aber nicht ganz groß. Foursquare hat jede Menge Aufmerksamkeit bekommen, doch noch nicht den Durchbruch geschafft. Facebook droht mit Places den Foursquares und Gowallas das Wasser abzugraben.
  7. Prognose: 2010 wird das Jahr der erweiterten Realität. Wir werden eine Reihe spektakulärer Anwendungen auf mobilen Geräten sehen. Realität: Augmented Reality ist über den Spielzeugstatus noch nicht weit hinausgekommen. Ob das 2011 gelingen wird?

Und eine Bonus-Prognose: 2010 wird das Jahr, in dem Print digital wird. Kindle und Nook, iTablet oder iSlate (oder wie auch immer Apple das neue Spielzeug nennen wird) transformieren Nutzererlebnis und Geschäftsmodell des Gedruckten ins Digitale. Binnen fünf Jahren werden die Folgen ähnlich gravierend sein wie iPod und iTunes für die Musikindustrie waren. Behalten Sie auch innovative Formate wie das Miki im Auge. Realität: Das neue Spielzeug von Apple heißt iPad, und alle Verleger der Welt setzen sich einmal am Tag hin, um zu beten und Steve Jobs dafür zu danken, dass er die Verlagsbranche rettet. Doch nach dem Hype kam schnell die erste Ernüchterung: Die Verkaufszahlen der digitalen Printprodukte sinken rasant.

Twitter für Events nutzen, aber richtig

Twitter hat eine hohe Affinität zu Konferenzen und Veranstaltungen aller Art, spätestens seit der SXSW 2007, als Twitter förmlich explodierte. Was liegt für einen Ticketingdienstleister wie amiando da näher als eine Analyse der Twitternutzung im Umfeld von Events, wie sie jetzt vorliegt.
Ein Team um Mitgründer Dennis von Ferenczy hat zehn internationale Veranstaltungen, darunter auch die NEXT10, unter die Lupe genommen und eine Reihe interessanter Erkennisse herausdestilliert:

  1. Ob viel oder wenig getwittert wird, hängt nicht von der Größe der Veranstaltung ab. Es gibt Events, über die nur zehn Prozent der Teilnehmer twittern – und Events, über die bis zu acht Mal so viele Nutzer twittern als daran teilnehmen.
  2. 60 Prozent der gesamten Twitter-Kommunikation findet während der Veranstaltung statt, die restlichen 40 Prozent verteilen sich gleichmäßig auf die Zeit davor und danach, mit einer zweiten kleinen Spitze einige Tage nach dem Event.
  3. Wenige Power-User dominieren die Twitter-Nutzung auch im Eventumfeld. 35 Prozent der Nutzer generieren 80 Prozent aller Tweets. Diese Gruppe hat hohen Einfluss auf die Außenwahrnehmung eines Events.

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Die Studie kann hier gegen Abgabe persönlicher Daten bezogen werden.