Luxus per Mausklick

VuittonLouis Vuitton nimmt den Kampf mit Ebay auf. Der Luxusmodehersteller will, so kündete gestern die FTD, künftig seine Produkte selbst über das Internet verkaufen. Das ist natürlich Wasser auf die Gebetsmühlen des Fischmarktes. Denn diese absehbare Entwicklung hat Matthias Schrader als eine treibende Kraft für den neuen Rock’n’Roll-Faktor des E-Commerce ausgemacht. Seine These:

Weil die stationären Vertriebsformen in Deutschland mächtiger
als anderswo erscheinen, zögern viele Hersteller in den Direktvertrieb
einzusteigen. Ein folgenschwerer Fehler. Der mündige Konsument von
heute will direkt kaufen, kann er dieses nicht, weicht er aus – zum
Beispiel auf Ebay. Die Hersteller treiben durch ihre Angst vor dem
Direktvertrieb Ebay die Kunden in Scharen zu. In keinem Land weltweit
gibt es eine so hohe Penetration von Ebay-Accounts wie in Deutschland.
Und über keinen anderen Mittler gerät die Marke so unter die Räder.

Auch Louis Vuitton verkauft schon seit fünf Jahren online – aber nur in den USA. Und das hat die Edelmarke mit vielen ihrer Wettbewerber gemeinsam. Insofern könnte von dieser Ankündigung eine Signalwirkung ausgehen. Also, liebe Dienstleister: Geht auf die Straße Roadshow! Verkündet die frohe Botschaft allen Markenartiklern. Wer glaubt und sich gute und edle Shops bauen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird von den Konsumenten verdammt werden…

Der Garantiefall im Online-Shop

Siemens_gigasets445_01Wie das so ist: Einerseits lockt der billige Preis, andererseits wünscht man sich alles, nur keinen Garantiefall. Aber egal, mit den gesparten Euros lassen sich die Bedenken gegen den Kauf bei einem mir bis dato völlig unbekannten Online-Shop gut wegschieben.

Die Lieferung war schnell, das Gerät gefiel – jedenfalls, bis der Lautsprecher an meinem Siemens Gigaset 445 ausfiel. Seit Wochen leiden private Telefonate darunter, daß ich nicht antworte, weil ich nichts höre oder damit beschäftigt bin, den Wackelkontakt durch sanftes Schlagen auf die Tischkante zu beheben. Weil ich Arges ahnte, schob ich die Reklamation lange vor mir her.

Die E-Mail-Anfrage beim Shopbetreiber führte zur ersten Überraschung: Die Antwort kam umgehend; Siemens übernimmt den Fall. Daß die Versender diesen Service an den Hersteller abgeben, finde ich sehr geschickt. (Für welchen Preis?) Das Ergebnis des rund dreiminütigen Telefonates mit Siemens: Ein Kurier holt das Gerät morgen ab, und ich erhalte es innerhalb von sieben Werktagen repariert zurück. So einfach kann E-Commerce sein.

Gratulation für diese (freiwillige?) Kooperation vor allem an die Hersteller. Gute Preise und echter Service sind überzeugende Argumente. Was jetzt noch fehlt, ist ein agiler Verband, der die Botschaft in die Welt trägt, daß E-Commerce auch dann Service kann, wenn es sich nicht um Tchibo oder Otto dreht.

Über die Fernbedienung in den Fernseher durch den Media-PC zum Internet

"Ist der Media-Center-PC mit dem Internet und dem Fernseher verbunden, hat der Nutzer über die Fernbedienung Zugriff auf den Warenbestand des Otto- Shops … Kunden sollen auf diesem Weg direkt vor dem Fernseher Waren aus einem Bestand von über 100 000 Artikeln des Versandhändlers per Fernbedienung bestellen können." (Quelle: Handelsblatt)

Der Otto-Shop  – das ist ja wohl weniger ein Shoppingkanal als das bestehende Online-Angebot. Wäre es da nicht einfacher gewesen, den Fernseher gleich ganz aus dem Spiel zu lassen und lieber direkt über PC-Monitor und Tastatur zu gehen? Vielleicht muß man es tatsächlich gesehen haben, um überzeugt zu sein.

Netzträume

HandelsblattWas die FAZ kann, kann das Handelsblatt schon lange: Und was dem einen sein zweites Web-Wunder, ist dem anderen die Serie Neue Netzträume. (Nebenbei bemerkt, liebes Handelsblatt: Ist eine auch online auffindbare Startseite für die Serie wirklich zuviel verlangt? Wie das geht, zeigen die Kollegen bei der FAZ. Die Popup-Grafik bei Euch rockt wirklich nicht. Die Adresse musste ich aus dem gedruckten Blatt abschreiben.)

In der heutigen 4. Folge befasst sich Tanja Kewes mit dem Einzelhandel. Zentrale Botschaft: Immer mehr Umsatz wandert vom stationären Handel und dem klassischen Versandgeschäft ins Web. Von dieser Entwicklung profitieren vor allem die großen Handelsunternehmen (Otto, KarstadtQuelle, Tchibo). Für alle anderen bleiben Ebay und das Amazon-Partnerprogramm. Lebensmittel gehen im Web gar nicht. Wachstum findet derzeit bei Software und digitaler Musik statt.

Otto trägt mit 2,2 Mrd. Euro Online-Umsatz im Jahr 2004 rund ein Viertel zum gesamten Umsatzvolumen bei. In ähnlicher Höhe bewegen sich übrigens die Zahlen von KarstadtQuelle: Bis Ende Juli erreichten die Internet-Portale aus dem Reich des Thomas Middelhoff ein Bestellvolumen von 1,03 Mrd. Euro.