Focus on people

My advice – focus on people. The tech empowers people and it will change. Sites come and go. Excuse me while I update my Tripod page.

Edelman-Blogger Steve Rubel auf Twitter

Nebenbei bemerkt: Mindestens die Marke Tripod gibt es immer noch. Was die These bestätigt, dass auch im Internet das Rieplsche Gesetz gilt: Kein neues, höher entwickeltes Medium verdrängt ein altes vollständig, es verändert lediglich dessen Funktion.

Baron zur Deutschen Bank

Erst hatte ich die Meldung für einen Aprilscherz gehalten, aber jetzt scheint es ernst zu sein. Sein lakonisches Editorial von Anfang März liest sich nun als Abschied vom Journalismus:

Was hat es mit Qualität zu tun, wenn Unternehmer und Politiker nur kontrolliert und formatiert zu erleben sind – wie in traditionellen Medien üblich? Was hat es mit Qualität zu tun, wenn Hunderte von Journalisten mehr oder weniger gleich über ein und dasselbe Ereignis berichten, denselben Film besprechen, dasselbe Fußballspiel kommentieren? Das lässt sich ebenso gut als Geldverschwendung bezeichnen.

Wir sollten der Wirklichkeit endlich ins Auge sehen: Die Welt wird auch für uns in den Medien immer flacher. Wir traditionellen Journalisten verlieren zunehmend die Kontrolle, müssen uns wohl oder übel daran gewöhnen, bald niemandem mehr einfach etwas vorsetzen, sondern bestenfalls zu einem gemeinsamen Diskurs einladen zu können. Aus unseren Produkten werden Netzwerke, aus Content-Lieferanten Service-Provider, aus Sprechern Gesprächsteilnehmer – oder, wenn wir ganz viel Glück haben, Moderatoren.

Na und?

in PR | 168 Wörter

Absturz unvermeidlich

Maurice Lévy, Publicis
Auch Gerade Werber sind nicht gegen neue Einsichten gefeit. Publicis-Chef Maurice Lévy hat kürzlich für 1,3 Milliarden Dollar die Interactive-Agentur Digitas übernommen. Jetzt schlägt er in einem von der BusinessNews (Ausgabe vom 12 Februar) zweitverwerteten Interview mit der Wirtschaftswoche Töne an, die bei uns die Herzen verschiedener Ressorts höher schlagen lassen.

Mark „Online Conversations“ Pohlmann freut sich über diese Passage:

In der Tat verstehen Verbraucher heute mehr und mehr die Mechanismen des Marketings. Wenn wir künftig nicht als Eindringlinge empfunden werden wollen, ist intelligentere, humorvollere Ansprache gefragt.

Was heißt das für die Zukunft der Mediengesellschaft?

Verbraucher sind nicht mehr bloß passive Empfänger von Produkten oder Nachrichten, die ihnen andere, vermeintlich bestens informierte Experten vorsetzen können. Der Wissensvorsprung der bisherigen Infoelite schrumpft drastisch, Zeitungsleser, Radiohörer, Fernsehzuschauer, Internetnutzer werden selbst zu Meinungsführern.

Was bedeutet das für Industrie und Werbeagenturen?

Wir werden völlig anders auf die Verbraucher zugehen: nicht einbahnstraßenartig zu ihnen sprechen, sondern ein Gespräch eröffnen, wenn unsere Botschaften sie erreichen sollen. Das wird immer schwieriger.

Bei den Absendern des Mediabriefes kommt bei den folgenden Sätzen Begeisterung auf:

Wo also liegt die Zukunft der Werbung?

Ich bin kein Hellseher, aber es ist gut vorstellbar, dass traditionelle Print- und TV-Werbung in einer Welt der digitalen und mobilen Medien keinen Platz mehr hat – vor allem, weil man im Internet die Wirksamkeit viel besser messen kann. 2010 werden zehn Prozent der weltweiten Werbeinvestitionen im Internet generiert. Wir selbst wollen in fünf Jahren 25 Prozent mit Internet- und anderen Spezialagenturen umsetzen.

In der Wiwo steht noch mehr:

Sterben TV-Spots und Printanzeigen aus?

Ach, das Fernsehen ist schon zu oft tot gesagt worden. Kurzfristig wird sich nicht viel verändern, aber in vielleicht 15 bis 20 Jahren sicher. Die Situation der TV-Werbung ähnelt immer mehr diesen Szenen aus Zeichentrickfilmen: Ein Hund läuft mit Karacho auf den Abgrund zu, bis über die Felskante hinaus, rennt und rennt – und merkt erst, wenn er schon in der Luft hängt, dass der Absturz unvermeidlich ist.

Schönes Bild. [via iBusiness]

Lutz Böhme

Am letzten Tag des Jahres 2006 starb ein Netzwerker, PR-Mann und Journalist, den in der interaktiven Szene vermutlich nur wenige kennen. Ich für meinen Teil habe ihn vor knapp zehn Jahren kennengelernt, als ich bei text intern als Redakteur anfing. Damals war er jenseits der 70 und nicht mehr häufig im Büro, las aber weiterhin jede Zeile, bevor sie in Druck ging.
Ein Nachruf bei text intern.

in PR | 68 Wörter

Unverständliches

Gestern war ich in der einzigen Weltstadt ohne Flughafen. Erfreulicherweise ist sie aber vom völlig überdimensionierten Flugplatz der benachbarten Provinznester Freising und Erding aus in schlappen 45, gefühlten 90 Minuten per S-Bahn zu erreichen.

„Web 2.0 – Wie verändern sich Medien und PR?“ fragte news aktuell dort beim media coffee. Doch wer nach dem kleinen Skandal bei einer thematisch ähnlichen Veranstaltung in Hamburg etwas Remmidemmi erwartet hatte, der sah sich getäuscht. Denn in München herrschte überwiegend Einigkeit auf dem Podium: Irgendwie ist das alles nicht neu mit dem Web 2.0, haben wir schon immer so gemacht, und verändern wird sich auch nicht viel.

Leider stellte sich heraus, dass die Medien- und PR-Vertreter sich lieber mit sich selbst beschäftigen und dabei versuchen ihr bisheriges Businessmodell bis in alle Ewigkeit einfach nur fortzuschreiben, ohne sich gegenüber den Chancen des Web 2.0 zu öffnen und selbst kreative Modelle zu entwickeln.

Dieser Einschätzung von PR-Blogger Klaus Eck habe ich nicht viel hinzuzufügen. Rainer Tief, der den Bayerischen Rundfunk auf dem Podium vertrat, verkauft seinen Sender und das ganze öffentlich-rechtliche System exzellent. Er war lange genug PR-Mann.

Doch er verkennt völlig, wie auch der zweite Medienvertreter in der Runde, Rainer Kerl von sueddeutsche.de, dass nicht mehr der reichlich vorhandene Content, sondern der Context King ist. Hier wird der Wert geschaffen, hier werden die Schlachten geschlagen, und das klang in der Diskussion nur gelegentlich an.

Requiescant in pace.

Ausführlicher Bericht und die Diskussion zum Nachhören bei mediacoffee.de