Die next07 hat es inzwischen sogar auf die Flohmarktstände dieser Welt geschafft. Allerdings wurden beim Sternschanzenfest am Samstag horrende Preise für das Anhängerband der next07 geboten, so dass ich mich gegen einen Zukauf entscheiden musste…
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Micropublishing verändert das Web
Liveblogging ist tot, es lebe Livetwittering. Veranstaltungen wie das gerade vergangene Barcamp Cologne 2 ziehen ihre digitale Spur längst nicht mehr allein in Blogs oder auf Fotos. Inzwischen gibt es Neuigkeiten in Echtzeit, kurz aber heftig.
Auf der next07 im Mai hatten wir dank unseres Sponsors Cellity eine große Twitter-Wand mit Kurznachrichten aus dem Auditorium. Warum? Wozu soll das gut sein? Und was ist so spannend daran?
Twitter ist nur der vielleicht prominenteste Vertreter für ein neues Genre von Micropublishing-Werkzeugen und für ein Phänomen, das die Kommunikation im Internet derzeit stark verändert. Die Rede ist von MicroMedia, von Echzeitkommunikation und auch schon von der Twitterization der Massenmedien. Der Trend zum Micropublishing schafft einen sozialen sechsten Sinn und bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Blogs und Blogging.
Auf dem Fischmarkt werden wir uns in den kommenden Tagen mit Micropublishing, Microblogging & Co. etwas ausführlicher beschäftigen. Wie schon in der StudiVZ-Testwoche bleibt es nicht bei der akademischen Betrachtung. Ich werde einige konkrete Schritte tun und darüber berichten. Mehr dazu morgen an dieser Stelle.
Bei Twitter bin ich übrigens hier zu finden.
next07-Videos bei iTunes
Nach einer längeren Betatestphase sind alle Videos von der next07 nun auch bei iTunes zu haben. Preis: kostenlos. Geschmacksrichtungen:
Viel Spaß!
Digitale Generation
Götz Hamann, Wirtschaftredakteur bei der ZEIT, führte auf der next07 ein erhellendes Gespräch mit Josephine Brinkmann (22), Johannes Russ (23) und Daniel Schöneck (18) – über die Mediennutzung der digitalen Generation.
Hamann findet: „Die drei waren schon klasse!“ Warum die Zuhörerschaft sich allerdings ein paar Gedanken um ihre Geschäftsmodelle machen sollte und was die traditionellen Printmedien für die Aufmerksamkeit der jungen Leser tun können, erklärt er weiter unten.
Herr Hamann, am Ende Ihrer Interviewrunde sagten Sie zu den Zuschauern, der eine oder andere müsse nun vielleicht sein Geschäftsmodell überdenken. Wieso?
Götz Hamann: Es gibt, soweit ich das überblicke, nur drei Geschäftsmodelle im Internet: Werbung, Provisionen und den direkten Verkauf. Ausgangspunkt vieler Geschäftsmodelle im Web 2.0: Die Werbung kann zielgerichteter sein, mit viel weiniger Streuverlusten.
Nun haben alle drei Teilnehmer des Podiums gesagt, sie würden Werbung nur selektiv wahrnehmen, und zwar nur dann, wenn sie sich ohnehin schon für die Produkte interessieren. Die Treffsicherheit scheint also doch geringer zu sein als behauptet – Streuverluste bleiben auch im Web 2.0 erstaunlich groß.
Außerdem haben alle drei gesagt, dass sie es, wenn möglich, vermeiden, Geld auszugeben. Einige Geschäftsmodelle setzen darauf, mit bestimmten Mehrwerten zu Abonnements zu führen. Da glaube, ich, dass die drei gezeigt haben, wie vage diese Hoffnung ist.
Der direkte Verkauf von digitalen Gütern scheint bei den jungen Erwachsenen auf dem Podium nicht besonders gut zu funktionieren. Sie scheinen doch eher Raubkopien zu konsumieren und erst später gekaufte Inhalte konsumieren zu wollen.
Haben die Jugendlichen Sie überrascht?
Sie haben unglaublich präzise geantwortet und waren sich ihres Mediennutzungsverhaltens sehr bewusst. Außerdem sind sie über die Maßen kreativ.
Alle drei bildeten sehr gut einen jeweils eigenen Nutzertyp ab: Josephine Brinkmann nutzt das Web als Kommunikationsmittel und sucht persönliche Ausdrucksformen, Johannes Russ ist Musikliebhaber und -techniker, alle Formen des Internet nutzend, wie man dort mit Musik umgehen kann und Daniel Schöneck ist Computerspieler und Schreiber, Citizen Journalist, für den Computerspiele das wichtigste Medium sind. Er verwirklicht die Konsumenten- und Produzentenrolle.
Die drei waren schon klasse!
Auf dem Podium saß eine der Zielgruppen der next07-Zuschauer. Wie nah sind Sie üblicherweise der Zielgruppe Ihres Mediums? Erhalten Sie Feedback?
Ab und zu passiert das. Wir können das nicht einfordern. Leserbriefe sind in der Regel natürlich nicht Lob, sondern zeigen eher, was missfällt. Die Zahl der Leserreaktionen haben allerdings, seit es E-Mails gibt, deutlich zugenommen.
Ein guter Reality Check ist, ab und zu die Zugriffszahlen der eigenen Artikel bei ZEIT-Online zu checken. Wobei das Leserprofil online natürlich anders ist als in der Printausgabe.
Was müssen die traditionellen Printmedien tun, um für die jungen Zielgruppen attraktiv zu sein?
Nach heutigem Stand: Was Wochenzeitungen und Magazine den Online-Medien voraus haben, ist die redaktionelle Qualität, durch die sie sich absetzen: Sprache, bessere Geschichten, die Fotostrecken, also alles in allem ein besseres, tieferes, differenzierteres Bild von der Welt zu bieten. Dafür gibt es momentan keine Alternative.
Auch Fachblogs können kein Bild von der Welt geben, sondern immer nur sehr begrenzte Ausschnitte davon darstellen. Die Thementiefe eines überregionalen Printmediums wird von einem einzelnen Web-Angebot nicht erreicht.
Was tut die ZEIT dafür, die Jungen anzusprechen?
Die ZEIT tut fürchterlich viel dafür! Das Projekt „ZEIT in der Schule“, co-finanziert von Dritten, bei dem der Verlag Sponsoren sucht und Schulen für ein Jahr verbilligte oder kostenfreie Abonnements anbietet, zum Beispiel. Mehrere tausend Klassen lernen den Umgang mit einem überregionalen Printmedium an der ZEIT.
Heute werden immer mehr neue Abonnenten über das Netz gewonnen, und die Leser dort sind bekanntlich jünger als die der Printmedien. Unsere Abonnentenkurve zeigt derzeit einen deutlichen Ausschlag nach oben bei den 20- bis 30-Jährigen und einen zweiten bei den Ab-40-Jährigen.
Insgesamt geht es uns momentan gut, was man ja auch an der Auflage sieht, die seit fast fünf Jahren kontinuierlich steigt. Dennoch: Auch wir müssen um unsere Leser an den Kiosken kämpfen. Die Spontankäufe von Printmedien nehmen ab.
Daniel schreibt als Chefredakteur über das Geschehen in Clans im eSport-Bereich. Wie wirkt das auf Sie als Profi?
Das ist ein Online-Fan-Magazin. Ich habe einige Texte gesehen, die waren absolut in Ordnung. Man sieht das Bemühen, akkurat zu sein, Infos zu bieten. Das sind klassische journalistische Ansätze.
Daniel ist 18 und sehr weit dafür in dem, was er schreibt. Er ist aber kein ausgebildeter Journalist, ihm fehlt noch einige Schreiberfahrung.
Ich sehe das ganz entspannt: Er tritt ja nicht in journalistische Konkurrenz zu uns. Er bewegt andere Jugendliche zur Auseinandersetzung mit Text, und damit arbeitet er in die Hände aller schreibenden Journalisten.
Ganz authentisch Spaß gehabt
Horst Schlämmer ist ein Phänomen – und erst recht die erfolgreiche Golf-Kampagne, die Dr. Peter Figge von Tribal DDB Germany gemeinsam mit Ralf Maltzen von Volkswagen auf der next07 präsentiert hat:
Wir haben bei Dr. Peter Figge nochmal genauer nachgefragt: Warum der Horst ganz authentisch Spaß hatte, sein Image nicht gelitten hat und die Kampagne Deutschlands erfolgreichste Direktkampagne wurde, erklärt er im Nach-next07-Interview.
Zunächst zur Hauptperson: Wie war die Zusammenarbeit mit Horst Schlämmer?
Dr. Peter Figge: Die war extrem positiv, weil er sich sehr mit der Kampagne identifiziert hat. Er hat gerne für die Marke Volkswagen gearbeitet, nicht zuletzt weil die Person Hape Kerkeling selber Golf fährt. Er fand es super vom Konzept her und hat sich mit vielen zusätzlichen Ideen selber eingebracht, hat ständig neuen Input geliefert und musste von seinem Management beinahe gebremst werden. Er hat also ganz authentisch Spaß gehabt.
Im Vortrag haben Sie gesagt, dass es zunächst darum ging, menschliche Bedürfnisse auf eine moderne Art zu befriedigen. Wie haben Sie das gemeint?
Hier geht es um die Erkenntnis, dass wir einerseits in einer modernen, vernetzten Gesellschaft mit unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten leben, andererseits aber immer noch die ewig gleichen menschlichen Bedürfnisse nach Information und Unterhaltung haben. Auf einer etwas grundsätzlicheren Ebene suchen wir Bestätigung, Anerkennung und Zuwendung. In Fall von Horst Schlämmer sprechen wir also das Bedürfnis nach Unterhaltung und Gemeinschaft an, das an sich nicht neu ist. Die Art und Weise, wie wir es tun, ist jedoch absolut ungesehen und neuartig.
Ralf Maltzen von Volkswagen hat im Vortrag erklärt, er habe die Kampagne intern mit sehr vielen Schmerzen durchboxen müssen. Ihre Position dazu: „Angst ist kein guter Berater.“ Welche Erkenntnisse haben Sie zu dieser Aussage gebracht?
Die größte Angst war: Passt das alles zur Marke VW? Dabei ist es keine Imagekampagne für VW gewesen. Die Aufgabe war, für ein Golf-Aktionsangebot auf sympathische Art zu werben. Wir hatten schon eine Reihe von Kommunikationsaufgaben für Aktionsangebote gelöst, und jetzt haben wir eine neue Art und Weise gesucht und gefunden, die gepasst hat. Horst Schlämmer hat eine große Akzeptanz im Volk, der Golf ist fast klassenlos.
Warum haben Sie das Outing vorgezogen? Was hatte sich verselbstständigt?
Das Outing sollte ursprünglich so spät wie möglich und so früh wie nötig stattfinden und nach einer möglichst breiten Streuung der Kampagne. Wir wollten offen, ehrlich und authentisch sein. In dem Moment, wo die Blogosphäre begann, sich darüber auszutauschen und uns die Kampagne möglicherweise negativ hätte entgleiten können, haben wir daher das Outing vorgenommen.
Mit über 5 Millionen Videoviews war die Kampagne Deutschlands erfolgreichste Direktkampagne. Haben sich die Absatzzahlen messbar erhöht?
Die Absatzzahlen sind sehr positiv – wobei man fairerweise sagen muss, dass man eine ausschließliche Kausalität mit der Kampagne nicht herstellen kann, da die Erfolgsfaktoren für den Absatz im Marketing natürlich vielfältig sind. Auf jeden Fall: Die wichtigste Währung besteht in den 90.000 qualifizierten Leads, die für Händler identifizierbar und nachbearbeitbar sind.
Hat sich Horst Schlämmers Image messbar verändert?
Horst Schlämmer ist sich selber treu geblieben. Was definitiv nicht passiert ist: Die Leute haben nicht gesagt: „Ääh, jetzt macht der Werbung für VW.“ Es ist ihm nicht nachgetragen worden, weil es sich um authentisches, konsistentes Horst-Schlämmer-Entertainment gehandelt hat. Er war in dem Sinne keine Kunstfigur: Hier war Horst Schlämmer gleich Horst Schlämmer, und das hat er durchgehalten. Durch diese absolute Authentizität hat es keine Imageänderung gegeben.