car2go startet in Berlin – rechtzeitig zur Berlin Web Week

Hamburg hat sie schon etwas länger, jetzt kommen die weiß-blauen Smarts auch nach Berlin. Ende April bringt car2go die mit 1.000 Autos größte Fahrzeugflotte der Welt in der Hauptstadt an den Start. Wenige Tage vor dem Start der Berlin Web Week am 2. Mai rollt die Daimler-Tochter ihr Spontanmietkonzept am Ort des Geschehens aus.
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Parallel startet car2go einen Pilotversuch, in dem die öffentlichen Verkehrsmittel des VBB mit car2go und weiteren Partnern in einem gemeinsamen Auskunfts- und Bezahlsystem kombiniert werden sollen. Neben Bus, Bahn und Carsharing sollen auch Fahrradverleih, Taxi und Parkautomaten integriert werden. Dabei sein soll auch myTaxi, an dem sich Daimler und die Deutsche Telekom erst vor kurzem beteiligt haben.
Ab 2013 sollen die konventionellen Autos schrittweise durch Elektrofahrzeuge ersetzt werden. Im nächsten Jahr sollen 300 der 1.000 Fahrzeuge elektrisch fahren, die ersten Elektroautos sind testweise bereits für 2012 angekündigt. Beim Flottenbetrieb arbeitet car2go mit Europcar zusammen.
Daimler und die Deutsche Telekom sind Sponsoren der NEXT Berlin 2012.

Readability: Schöner lesen am Bildschirm und mobil

Größere Mengen Text am Bildschirm zu lesen ist meistens kein Spaß. Gerade Medienwebsites sind häufig wahre optische Müllhalden, voller Werbung, Teaserflächen, Bildstrecken und Navigationsgedöns. Hier merkt der Leser den jahrzehntelangen Vorsprung der Printmedien, was den Lesegenuss angeht.
Aber kein Problem im Web, für das nicht auch das Web eine Lösung parat hätte. Zu den Pionieren wie Instapaper und ReadItLater gesellt sich jetzt mit Readability ein neuer Spieler. Seit heute ist die App für iPad und iPhone im App-Store verfügbar.

Für das Leseproblem im Web hat auch Apple schon eine Lösung im Angebot. Safari hat einen eingebauten Reader, mit dessen Eleganz es Readability gut aufnehmen kann. Die Leseliste pflegt Safari ebenfalls direkt im Browser, und seit iOS 5 synchronisiert Apple die Leseliste über alle Gerätegrenzen hinweg.
Readability hat demgegenüber den Vorzug, an keinen bestimmten Browser gebunden zu sein. Ich für meinen Teil nutze Chrome und das Readability-Add-On. Es fügt dem Browser einen kleinen roten Sessel hinzu, hinter dem sich drei Funktionen verbergen: Read Now, Read Later, Send to Kindle.
Das sagt eigentlich alles. Die ersten beiden sind selbsterklärend, und mit der dritten Funktion ist auch gleich der wichtigste Vorzug von Readability angedeutet: die Integration mit zahlreichen weiteren relevanten Produkten und Diensten. Der einfache Export in Richtung Kindle ist nur ein Beispiel. Readability ist in den Reeder und zahlreiche weitere iPad- und Twitter-Apps integriert. Der Leser kann damit seine Leseliste aus zahlreichen Quellen befüllen und in verschiedenen Umgebungen konsumieren.
Readability hat eine eigene API, was der weiteren Entwicklung jede Menge Möglichkeiten beschert. Was noch fehlt, ist eine Importmöglichkeit. In meinem Fall hat sich bei ReadItLater eine lange Leseliste angesammelt, die ich gern zu Readability umziehen würde. Insbesondere jetzt, da die App auf dem Markt und damit das Leseerlebnis komplett ist.
Für das Design textlastiger Websites bedeutet der unaufhaltsame Aufstieg von Diensten wie Readability übrigens zweierlei. Erstens: Aufräumen! Größere Schriften, lesbare Fonts, möglichst wenig visueller Müll. Und zweitens: Responsive Design. Wer dann noch mag, kann Buttons für Readability auch gleich einbauen – wobei solche Buttons der angestrebten Ordnung und Sauberkeit direkt widersprechen.

Google, Motorola und der unaufhaltsame Aufstieg der geschlossenen Systeme

Hardware ist plötzlich wieder sexy. Steve Jobs wusste immer, dass erfolgreiche Produkte die Kontrolle über den gesamten Stapel aus Hardware, Software, User Experience, Ökosystem und geistigem Eigentum brauchen. Google hat diese Lektion auf die harte Tour lernen müssen, der Erwerb von Motorola spricht Bände.
Android ist an mehreren Fronten an seine Grenzen gestoßen: Die große Gerätevielfalt, zwar Wachstumstreiber, bringt inkonsistente Nutzererlebnisse und langwierige Aktualisierungszyklen mit sich. Die Offenheit erlaubt den Mobilfunkbetreibern, die Geräte mit eigener Müllsoftware zu verstopfen. Und Patentstreitigkeiten bedrohen das gesamte Projekt.
In dieser Lage ist der Schritt hin zu einem integrierten Modell nach dem großen Vorbild Apple, immerhin an der Börse die teuerste Firma der Welt, ein Befreiungsschlag. Der Kauf von Motorola, gegen den die bisher größten Akquisitionen wie Doubleclick und Youtube eher übersichtlich erscheinen, ist auch eine Wette darauf, dass Google das bessere iPhone bauen kann. In der Hoffnung, dass sie es dann auch in den Markt bekommen.
Damit sind drei der vier apokalyptischen Reiter des Internets jetzt auch im Bereich Hardware engagiert. Google ist der dritte im Bunde, nach Apple und Amazon, das mit dem Kindle bereits ein Hardware-Standbein hat und Spekulationen zufolge mit einem Tablet für unschlagbare 249 Dollar bald ein weiteres haben könnte.
Momentan scheint nur der vierte Reiter Facebook von Hardware noch weit entfernt zu sein. Doch auch das könnte sich schnell ändern, ist doch Facebook mit Microsoft liiert, und Microsoft wiederum gehört nicht nur Skype, sondern womöglich bald auch Nokia. Jedenfalls dann, wenn Steve Ballmer und seine Mannen an das integrierte Modell glauben, das sie mit der Xbox schon einmal realisiert haben.
Das Szenario könnte so aussehen: Microsoft kauft nach Skype auch Nokia und baut aus den drei Komponenten Hardware, Betriebssystem und Skype ein integriertes Windows Phone, möglicherweise unter einer neuen Marke. Hier käme dann Facebook als Messenger und Social Graph ins Spiel. Ein Facebook Phone mit eingebautem Skype auf Hardware von Nokia und Betriebssystem von Microsoft?
Im Smartphonemarkt bleiben noch RIM/Blackberry, HP/webOS und Samsung/Bada übrig – alle drei kontrollieren Hardware wie Software und auch den übrigen Stapel. Kaum zu glauben, aber nach dem Kauf von Motorola ist Microsoft Windows Phone die offenste mobile Plattform – solange Nokia noch nicht eingemeindet ist.
Im säkularen Krieg zwischen offenen und geschlossenen Systemen schwingt das Pendel jedenfalls derzeit stark in Richtung totale Kontrolle. Und der Kampf um die führende mobile Plattform, der bis jetzt zwischen iOS und Android tobte, geht in eine neue Runde.

Die vier apokalyptischen Reiter des Internets: Amazon, Google, Apple und Facebook

In der Frühphase des Fischmarkts, so im Jahr 2005, war hier gelegentlich von der AEG-Troika die Rede, bestehend aus Amazon, Ebay und Google. Zwei davon sind auch heute noch höchst relevant für die Entwicklung des Web, nur Ebay hat sich längst aus dem Kreis der tonangebenden Unternehmen verschiedet. Daran wird wohl auch die jüngst angekündigte Komplettübernahme von Magento nicht mehr viel ändern.

Google-Chairman Eric Schmidt hat den verbliebenen zwei Troikanern letzte Woche mit Apple und Facebook zwei weitere hinzugefügt und die Gruppe als die Four Horsemen bezeichnet. Das ist ein schillernder Begriff: Zuletzt trug eine Wrestling-Gruppe diesen Namen. Auf eine andere Spur führt ein gleichnamiger Spielfilm aus dem Jahr 1921: die vier apokalyptischen Reiter, die Seuche, Hunger, Tod und Krieg bringen. Doch ob Eric Schmidt diese endzeitliche Vision im Kopf hatte?
Für Eric Schmidt sind diese vier, Google, Apple, Amazon und Facebook, die treibenden Kräfte der Konsumentenrevolution im Web. Alle vier sind Plattformen, ihr gesamter Börsenwert liegt bei mehr als einer halben Billiarde Dollar, und sie spielen eine dominante Rolle, wie sie in den 90er Jahren zuletzt Microsoft hatte, damals zusammen mit Intel, Cisco und Dell. Microsoft ist Schmidt zufolge keine Triebkraft dieser Revolution des digitalen Konsumenten mehr.
Jeder der vier apokalyptischen Reiter hat eine spezielle Stärke: Suche (Google), Social (Facebook), Commerce (Amazon) und Hardware (Apple). Innerhalb dieser Gang of Four gibt es gleichzeitig Kooperation wie auch Wettbewerb, was mit der enormen Dynamik im Web zusammenhängt, und zwar in beiden Richtungen – als Ursache und als Wirkung: Dynamik erzwingt Kooperation, Wettbewerb erzeugt Dynamik. Gleichzeitig verschiebt sich die Macht immer mehr weg vom Produzenten hin zum Konsumenten.
Die vier apokalyptischen Reiter sind gleichzeitig Treiber und Getriebene dieser Machtverschiebung. Diese Ambivalenz ist schon im Konzept Plattform angelegt: Eine Plattform ist immer zu einem gewissen Grad offen für Dritte, auch für Wettbewerber, und ohne diese ist eine Plattform nutzlos. Doch Plattformen geben ihren Nutzern ein Stück Macht. Plattformen machen zum Beispiel Konsumenten zu Verkäufern (Amazon) oder zu Produzenten (Apple). Der Erfolg digitaler Plattformen treibt die Revolution immer weiter voran.
Interessant ist auch, was in dieser Vierergruppe noch fehlt – eine dominante Plattform im mobilen Bereich. Über die nächsten Jahre wird zu beobachten sein, ob sich eine solche herausbildet, ob ein neuer apokalyptischer Reiter auftritt oder einer der vier das Thema auf Dauer besetzen kann. Apple oder Google, iOS oder Android – das ist hier die Frage.

Symbian lebt

„Unsere Plattform brennt!“
Dieser Satz von Nokia-CEO Stephen Elop sorgte Anfang Februar für großes Aufsehen. Selten hatte ein Firmenlenker deutlichere Worte gefunden für die Lage des eigenen Unternehmens.
Wenige Tage später wurde klar, wie Elop den Brand löschen will. Er reichte Microsoft-Chef Steve Ballmer die Hand und besiegelte so eine Allianz zwischen dem finnischen Telefon-Produzenten und dem amerikanischen Software-Hersteller: „Nokia will adopt Windows Phone as its primary smartphone strategy.“
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Doch für die Entwicklergemeinde stellt sich mehr denn je die Frage: Was wird aus dem Nokia-Betriebssystem Symbian? Es sorgt bei vielen Developern für Kopfzerbrechen und ungläubiges Kopfschütteln hinsichtlich Softwarearchitektur, Programmierlogik oder Stabilität. Als Symbian 2008 „open source“ wurde, war es für viele Entwickler eher „open sores“, also eine offene Wunde. Würde Nokia daran noch weiter rumdoktern oder den Patienten aufgeben?
Für Antworten lud Nokia jetzt zum Experience Lab nach Berlin. Ziel war es, Einblicke zu geben in die Symbian-Strategie. Vor allem Entwickler waren vor Ort, um sich über Location Based Services und Nokias OVI Roadmap zu informieren.
Nun ist klar: Symbian lebt weiter! Symbian 3 werden dieses Jahr noch weitere Endgeräte folgen und wenigstens 2 Betriebssystem-Updates. Nokia arbeitet damit weiter an dem Ausbau der Entwicklercommunity für das OVI Ökosystem, in dessen Mittelpunkt der OVI App Store steht mit heute ca. 40.000 Apps und ca. 3 Mio. Downloads am Tag weltweit.
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Dennoch scheinen die Hoffnungen auf Phone 7 zu liegen. Auf die Frage, wie die Welt in einem Jahr aussehen wird, erhofft sich Nokia, dass es mit dem neuen Betriebssystem „voll durch die Decke gehen wird.“
Nokia hat damit eingesehen, dass es nicht wirklich Spaß macht, mit Symbian Software zu entwickeln. Hoffentlich übersieht Nokia nicht, dass ihre Telefone diejenigen sind, mit es wirklich Spaß macht zu telefonieren. Denn in Sprachqualität, Akkulebensdauer, Verbindungsstabilität usw. konnten iOS und Android Nokia bisher nicht das Wasser reichen. So war es auch ein vielversprechendes Gerücht, dass Nokia ein Android-Gerät rausbringen würde und das entsprechend freudig kommentiert wurde. Sogar eine Facebook-Gruppe gibt es dazu. Bislang ist die Zahl der Mitglieder jedoch überschaubar.
Malte Prien ist Business Developer bei SinnerSchrader Mobile.