Themenblog ist umgezogen

Als Mark Pohlmann sich im August 2007 nach 9 1/2 Jahren SinnerSchrader mit seiner Agentur Mavens selbständig machte, da ließ er sein Blog zurück. Eigentlich wollte er das (oder auch den) Themenblog mitnehmen, aber dann gingen selbstverständlich seine Kunden und auch die next conference vor. Also blieb das Themenblog bei uns und war noch einmal fast 1 1/2 Jahre powered by SinnerSchrader. Doch diese Ära ist jetzt vorbei, und das Themenblog erstrahlt im neuen Glanz.
Themenblog 2009
Zum Vergleich hier noch einmal das alte Design, das immerhin fast drei Jahre lang online war und in seinen Grundzügen (damals für den Fischmarkt) von Matthias Schrader himself entwickelt worden war.
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Abzüge in der B-Note gibt es nur dafür, dass die alten Links zwar weiterhin funktionieren, aber auch das alte Design zeigen. Obwohl das ja einen gewissen Charme hat.

Robert Basic schreibt seine Memoiren

Robert Basic (Foto)Als ich das Video sah, mit dem Robert Basic seinen Abschied von Basic Thinking nahm, da wurde mir schlagartig klar, warum dieses Blog so erfolgreich war und (gemessen nach eingehenden Links) die beiden Schwergewichte Spreeblick und Bildblog von der Spitze verdrängt hat: Robert schwimmt mitten im Mainstream. Er ist der Helmut Thoma der hiesigen Blogosphäre, und Basic Thinking das RTL. Dagegen kommt diese Berliner Mischung aus Arte und Offenem Kanal einfach nicht an.
In seinem neuen Blog written in basic erzählt er nun die ganze Geschichte, wie es zum spektakulären Verkauf von Basic Thinking kam. Lesen!

Willst Du transparent sein? Dann bist Du ein Eigendarsteller. Willst Du verschwiegen sein? Dann hast Du was zu verbergen. So ist die goldene Mitte aus Transparenz und Verschwiegenheit exakt das, was die Öffentlichkeit verdient. Das Nichtssagende, an dem sich keiner reiben kann. Und es vor sich dahinplätschert. Alles, was gesagt werden muss, wird vorher gewogen, analysiert und ausgefeilt, bis die Kanten weg sind. Ich habe mich dennoch für Transparenz entschieden, das zu teilen, was man erfährt und weiter geben kann. Sharing in zwonullig-style gesprochen. Und ein weiteres Mal ein klares Signal für das schätzungswürdige Fehlbare im Menschen, der nicht wie 10 PR-Abteilungen zusammen an seinen Worten schleift, stattdessen das sagt, wie er fühlt und sieht.

Was Basic Thinking wirklich wert war

Das Blog mit dem höchsten Linkeinkommen Deutschlands ging heute für 46.902 Euro über den Tisch. Der Käufer ist serverloft-Geschäftsführer Thomas Strohe, der das Blog „im Sinne von Robert“ weiterführen möchte.

Der Kaufpreis blieb weit hinter meiner Modellrechnung zurück. Deshalb hier ein aktualisiertes Rechenmodell, nach wie vor auf Basis der Bewertungsformel von Ahmed Bilal:

Blog Value = 2 x Estimated Yearly Revenue + Blog Premium – Running Costs

Schauen wir uns die einzelnen Elemente genauer an. Die Korrekturen in fett.

  • Estimated Yearly Revenue: Es dürfte kein Problem sein, den Jahresumsatz 2008 zu verdoppeln. Robert hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr etwa 37.000 Euro umgesetzt. Macht also 74.000 Euro. Ich senke die Wachstumserwartungen auf Faktor 1,5 – also 55.500 Euro.
  • Blog Premium: Seien wir vorsichtig und setzen eine Prämie von 50.000 Euro an. Das dürfte für den Wert der Domain, den vorhandenen Inhalt, Design, Code und Community nicht allzu hoch gegriffen sein. Die Prämie sinkt nun auf 17.077 Euro. Warum? Dazu unten mehr.
  • Running Costs: Für 2009 plane ich zwei festfreie Autoren ein, die ein Fixum von schlappen 1.000 Euro/Monat sowie jeweils 10 Prozent der gesamten Werbe- und Sponsoringeinnahmen bekommen. Die Vermarktung kostet 15 Prozent. Für Hosting und alle weiteren Betriebskosten setze ich pauschal 10.000 Euro an. Macht zusammen 59.900 Euro. Durch die geringeren Werbeeinahmen sinken die laufenden Kosten auf 53.425 Euro, weil Autoren und Werbevermarkter weniger variable Vergütung erhalten.

Ich nehme weiterhin einen positiven Cashflow an. In diesem Fall kann (und wird vermutlich) der Erwerber einen erheblichen Teil der Werbeeinnahmen aus der linken in die rechte Tasche fließen lassen, indem er sich selbst Werbung verkauft.

Unter dem Strich sinkt die Prämie auf 17.077 Euro. Denkbar ist nach dem gleichen Bewertungsmodell selbstverständlich auch eine höhere Prämie bei entsprechend geringeren Einnahmen oder höheren Kosten.

Wie man es auch dreht: Basic Thinking war weniger wert als erwartet.

Nachtrag: „Unsere Schmerzgrenze lag knapp unter einem sechsstelligen Betrag“, erklärt Thomas Strohe im Interview bei Meedia. „Das Blog ist eine Herzensangelegenheit und das Geld dafür kommt aus dem PR-Topf.“

Das klingt überaus plausibel. Und bestätigt zugleich die Annahme, dass Robert mit direkten Verkaufsverhandlungen deutlich mehr Geld hätte erlösen können. Wenn er gewollt hätte. Wollte er aber nicht. So ist er.

Zweiter Nachtrag: Nebenbei bemerkt – mit diesem Verkauf wird Basic Thinking ja zu einem Unternehmensblog (wie der Fischmarkt auch). Nicht ganz uninteressant. Und zeigt zugleich die Schwäche der Verlage, die hier für sehr kleines Geld eine sehr gute Startposition im Bloggerwald hätten erwerben können.

Wie Basic Thinking 100.000 Euro wert sein könnte

Der Wert von Basic Thinking hängt hauptsächlich vom Geschäftsplan seines Käufers ab, schrieb ich gestern an dieser Stelle. Und skizzierte einen solchen Plan. Offen blieb noch, wie ich auf dieser Basis auf einen Wert von 100.000 Euro komme. Ganz einfach.

Die Bewertungsformel von Ahmed Bilal besticht durch ihre Schlichtheit:

Blog Value = 2 x Estimated Yearly Revenue + Blog Premium – Running Costs

Schauen wir uns die einzelnen Elemente genauer an.

  • Estimated Yearly Revenue: Es dürfte kein Problem sein, den Jahresumsatz 2008 zu verdoppeln. Robert hat nach eigenen Angaben im letzten Jahr etwa 37.000 Euro umgesetzt. Macht also 74.000 Euro.
  • Blog Premium: Seien wir vorsichtig und setzen eine Prämie von 50.000 Euro an. Das dürfte für den Wert der Domain, den vorhandenen Inhalt, Design, Code und Community nicht allzu hoch gegriffen sein.
  • Running Costs: Für 2009 plane ich zwei festfreie Autoren ein, die ein Fixum von schlappen 1.000 Euro/Monat sowie jeweils 10 Prozent der gesamten Werbe- und Sponsoringeinnahmen bekommen. Die Vermarktung kostet 15 Prozent. Für Hosting und alle weiteren Betriebskosten setze ich pauschal 10.000 Euro an. Macht zusammen 59.900 Euro.

Kern dieses Geschäftsplanes war, das Blog vom ersten Tag an profitabel zu führen. Die laufenden Kosten durften also die erwarteten Umsätze nicht übersteigen. Die Profitabilitätsschwelle liegt bei etwa 50 Prozent Umsatzzuwachs, also 55.000 Euro Jahresumsatz.

Zwei feste Autoren scheinen mir das absolute Minimum zu sein. Mit einer Mischung aus fester und erfolgsabhängiger Vergütung bekommen sie planbare, wenn auch nicht besonders hohe Einnahmen und profitieren zugleich von etwaigen Erfolgen bei der Werbevermarktung. Und tragen einen gewissen Teil des Risikos. Die Werbevermarktung sollte komplett auf Provisionsbasis ruhen.

Den Umsatzmultiplikator reduziere ich vorsichtshalber auf 1,5. Demnach ergibt sich ein Wert von 1,5 x 74.000 + 50.000 – 59.900 = 101.100 Euro. Mit einem Multiplikator von 2 stiege der Wert bereits auf 138.100 Euro.

Ein realistisches Szenario?

Was der Verkauf von Basic Thinking bringen könnte

Ganz großes Kino. Robert Basic versteigert sein Blog, das seit geraumer Zeit an der Spitze der deutschen Blogcharts steht, bei Ebay. Bild.de schreibt vom deutschen Techcrunch, und schon schafft es die Geschichte zu TechCrunch. Mehr geht kaum.

Man reibt sich ungläubig die Augen: Basic Thinking soll das deutsche TechCrunch sein? Das Arrington-Imperium macht wahrscheinlich im Monat oder gar in der Woche mehr Gewinn als Robert Umsatz in einem ganzen Jahr. Der Vergleich trifft gleichwohl mitten ins Schwarze, denn es gibt eben kein anderes Blog in Deutschland, das näher an das große US-Vorbild heranreichen würde.

Die deutsche Blogosphäre liegt ziemlich am Boden.

  • Es fehlen Links.
  • Es fehlen gute Schreiber.
  • Es gibt keine funktionierende Vermarktung.
  • Es fehlen eigene Themen.

Ausnahmen bestätigen freilich auch hier die Regel. Doch summa summarum ist die Bloglandschaft in Deutschland eine überaus harmlose Veranstaltung. Als Google vor bald sechs Jahren Blogger.com übernahm, war der Rückstand der hiesigen Szene auf die USA schon groß. Seitdem ist der Abstand immer weiter gewachsen.

Michael Arrington schrieb seine ersten Unternehmensprofile auf TechCrunch erst im Juni 2005. Etwa zur gleichen Zeit startete Roberts Blog durch. TechCrunch ist heute eine echte Macht, hat etliche Autoren und eine Reihe von spin-off-Blogs, veranstaltet Konferenzen und verleiht Preise. Arrington ist reich geworden. Und Robert?

Eine Einmannshow genügt in Deutschland, um stetig die Blogcharts anzuführen. Die vermutlich einnahmestärksten Blogs in Deutschland setzen im Monat 10.000 bis 20.000 Euro um. Immerhin. Aber kein Vergleich mit der Huffington Post, die vor einigen Wochen mit 100 Millionen US-Dollar bewertet wurde.

Wir werden in drei Tagen wissen, wie der Markt das (laut Blogcharts) führende Blog Deutschlands bewertet. Selbst wenn der wohlweislich fixierte Mindestpreis nicht erreicht werden sollte.

Das allein reicht schon, um diesen Verkauf für eine hervorragende Idee zu halten. Doch jenseits der vorbildlichen Inszenierung, die den Wert des Blogs noch einmal deutlich erhöht hat, gibt es auch eine Reihe von handfesten Gründen, warum Robert mit dem Verkauf seines Blogs Maßstäbe setzen wird. Hier ein Szenario, das ich gern sehen würde:

  • Basic Thinking wird für ein angemessenes Vielfaches des für 2009 erwarteten Umsatzes verkauft. Das Blog hat auch und gerade ohne Robert einen erheblichen Wert. Es ist eine eingeführte Marke und gut vernetzte Domain mit genug Traffic und je nach Messzeitpunkt bis zu 30.000 Feed-Abonnenten. Das umfangreiche Archiv wird auch künftig für Google-Traffic sorgen.

    Ein Verkauf inklusive Robert wäre übrigens kaum vorstellbar. Selbst wenn er einen Autoren- oder gar Arbeitsvertrag mit dem neuen Eigentümer schlösse, ließe sich dieser früher oder später wieder aufheben. Trotzdem wäre eine Earnout-Regelung sinnvoll, die Robert für einen Übergangszeitraum von drei bis sechs Monaten weiterhin an sein Blog binden würde. Damit ließe sich ein Maximum an Wert für beide Seiten realisieren. Vorausgesetzt allerdings:

  • Der Käufer führt das Blog weiter. Das ist nicht selbstverständlich. Er lässt keine Zeit verstreichen, sondern installiert sofort ein Autorenteam, das die wilde Themenmischung zunächst unverändert fortführt, aber den Schreibstil von Robert durch lesbares Deutsch ersetzt.
  • Basic Thinking bekommt eine professionelle Blogwerbevermarktung – etwas, das hierzulande noch immer eher die Ausnahme ist. Damit sollte es möglich sein, den Umsatz von 2008 mindestens zu verdoppeln.
  • Mittelfristig wird Basic Thinking zum Blognetzwerk ausgebaut. Das Hauptblog wird schärfer fokussiert und die übrigen Themen in weitere Blogs ausgelagert. Die größte Schwierigkeit dürfte sein, einige bienenfleißige Autoren mit guter Schreibe zu finden, die eigene Themen setzen können. Denn es reicht auf Dauer nicht, den großen englischsprachigen Blogs hinterherzulaufen. Eigene Themen müssen her.

Auf Basis dieses Szenarios und der Bewertungsformel von Ahmed Bilal, allerdings mit einem Multiplikator von nur 1,5, komme ich auf eine Bewertung von gut 100.000 Euro. Klar ist: Der Wert von Basic Thinking hängt hauptsächlich vom Geschäftsplan seines Käufers ab. Doch dazu morgen mehr an dieser Stelle.