Laut Eric Schmidt, CEO von Google, sind in der gesamten Geschichte der Menschheit bis zum Jahr 2003 fünf Exabytes an Informationen entstanden – die gleiche Menge wird heute alle zwei Tage produziert. Allein der Large Hadron Collider (LHC) wird Schätzungen zufolge 15 Petabytes an Daten pro Jahr produzieren.
Diese Mengen sind schwer zu speichern, geschweige denn zu verarbeiten. Und das Problem wird nicht kleiner, denn die Zahl der Geräte im Internet wächst schneller als die Zahl der Nutzer. Es ist eine Herausforderung auch für Designer, die explodierende Datenmenge zu organisieren, sichtbar zu machen und zu verstehen.
Brian Suda ist Designer und Informatiker. Sein im Herbst erschienenes Buch Designing with Data befasst sich mit der optischen Aufbereitung von Daten als Infografiken. Der Auslöser für dieses Buch waren die Unmengen schlechter Charts, die ihm über den Weg gelaufen sind. Es ist ein eher praktisch orientiertes Buch.
Sein Themenvorschlag für die NEXT11 baut darauf auf. Er möchte zeigen, wie einfach es ist, mit schnell geschriebenen Scripts schöne Grafiken zu produzieren. Scalable Vector Graphics (SVG) heißt das Zauberwort, für Suda eine häufig unterschätzte Technologie für die Datenvisualisierung.
Über ein völlig anderes Thema spricht Brian Suda im folgenden, bei der 999conf am 09.09.09 aufgenommenen Video:
Sie möchten Brian gerne auf der Bühne der NEXT Conference im Mai 2011 sehen? Der Call for Participation ist offen, Sie können hier abstimmen.
Design
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Ist Garmz ein Game Changer für junge Modedesigner?
Die Fashion-Revolution ist in vollem Gange. Altgediente Spitzenkräfte wie Karl Lagerfeld drängen ins Web (und in den Massenmarkt). Am anderen Ende des Spektrums kommen junge Modedesigner nach, doch halt: Für sie hat die Revolution noch nicht stattgefunden.
Auftritt Garmz. Das Wiener Start-up, jüngst einer der Gewinner des Seedcamp London, läutet kess die Revolution in der Modeindustrie ein:
Good night, fashion industry. Good morning, designers.
Junge, unbekannte Designer stellen ihre Entwürfe auf die Plattform von Garmz, dort stimmen die Nutzer und potentiellen Käufer ab, was produziert werden soll. Die besten Designs lässt Garmz produzieren und bietet sie im eigenen Onlineshop ein. Der Designer kann seine Marge selbst festlegen. So weit die Idee.
Garmz hatte im Juni eine Finanzierung im niedrigen sechsstelligen Bereich und ist durch das Seedcamp jetzt mit weiteren 50.000 Euro ausgestattet. Das erste Produkt kann im Moment vorbestellt und soll im November ausgeliefert werden, weitere sind in der Pipeline.
Eine der Schwierigkeiten für Garmz dürfte darin bestehen, die richtige Nische im riesigen und damit attraktiven Modemarkt zu finden. Im Idealfall müssten Designer und Käufer zusammenfinden, die beide bis jetzt nicht zufriedenstellend bedient werden. Als General-Interest-Plattform wird es Garmz schwer haben. Eine ausführliche Analyse hat Joao Belo angestellt.
Masstige: Designermode für Jedermann via Internet
Am Dienstag dieser Woche feierte die Modebranche die neue Chanel-Kollektion von Karl Lagerfeld. Doch der Modezar ist längst auf dem Weg zu neuen Ufern: Karl Lagerfeld will der erste Web-Vertikalist werden. Vertikalisten integrieren die gesamte Modewertschöpfungskette vom Design über die Produktion bis zum Vertrieb.
Spieler wie H&M, Zara und Mango haben mit diesem Ansatz das Tempo der Branche deutlich erhöht. Wo früher alle halbe Jahre eine neue Kollektion auf den Markt kam und von den Messeterminen bis zum Verkaufsstart mindestens neun Monate vergingen, kommt nun im Extremfall jede Woche eine neue Modewelt in die Läden. Tchibo lässt grüßen.
Der einzige Pferdefuß für die Vertikalisten ist der enorme Bedarf an Kapital und Zeit, um eine flächendeckende Präsenz in den 1a-Lagen aufzubauen. Es dauert zehn Jahre und kostet sehr viel Geld, die Läden in alle wichtigen Fußgängerzonen und Konsumtempel zu bringen.
An dieser Stelle kommt das Web ins Spiel. Während klassische Modemarken eigene Onlineshops aufbauen und im stationären Handel mit Vertikalisten konkurrieren müssen, vereint das Modell Web-Vertikalist die Vorteile beider Welten – das hohe Tempo eines Vertikalisten mit der Reichweite und Flächendeckung, wie sie nur der etablierte Handel und das Web bieten können.
Karl Lagerfeld verknüpft diesen strategischen Ansatz mit einem weiteren mächtigen Branchentrend namens Masstige. Das Kunstwort aus Masse (Mass) und Prestige steht für Designermode zu vergleichsweise niedrigen Preise für ein breites Publikum. Masstige soll denn auch Karl Lagerfelds neues Label heißen.
Ich denke, dass es fast meine Pflicht ist, dies mit meinem Namen zu machen, das ist der Weg der Modernität. Außerdem ist das Elitärsein der Masse seit langem mein Traum.
Die neue Kollektion soll im Namen des Meisters von Apax Partners betrieben werden. Ihnen gehört bereits das Label Lagerfeld. Apax wiederum würde die Produktion auslagern und den Onlinevertrieb durch ausgewählte Einzelhandelspartner und den Showroom-Verkauf unterstützen. Masstige könnte bereits in der Herbst-Winter-Saison 2011/2012 auf den Markt kommen.
hipmunk macht die Flugsuche benutzbar
Es gibt noch viele Themen im Netz, die in Sachen Usability ganz am Anfang stehen. Die Suche nach Flugreisen gehört dazu. Die meisten einschlägigen Sites bewerfen den arglosen Nutzer mit jeder Menge Datenmüll, die Suchergebnisse sind nicht leicht zu verstehen oder zu filtern.
Anders hipmunk. Das Start-up interpretiert das Thema radikal neu. Die Suchergebnisse werden auf einem übersichtlichen Raster angeordnet, Details wie Abflug und Ankunft lassen sich per Mouseover anzeigen, ein Klick zeigt alle relevanten Flugdaten.
Gar nicht erst angezeigt werden überflüssige Suchergebnisse wie zum Beispiel Flüge, die teurer sind, länger dauern oder mehr Zwischenstopps enthalten. Sortieren kann hipmunk nach Preis, Anzahl der Stopps, Abflug, Ankunft oder Dauer, aber auch nach „Agonie“, einer Kombination aus Preis, Dauer und Anzahl der Stopps.
Die Gründer von hipmunk sind Steve Huffman, einer der Gründer von Reddit, und Adam Goldstein, der BookTour gegründet hat. Die Investoren sind Y Combinator, SV Angel und Paul Buchheit (Gmail, Friendfeed, jetzt Facebook).
Warum Google TV eine Schreibmaschinentastatur braucht
Auf der IFA in Berlin sind erste Exponate aufgetaucht, die das Interface des kommenden Google TV in Aktion zeigen. Allerdings zeigt Sony nur ein Demo-Video des für diesen Herbst angekündigten Google-Fernsehers.
Eine wirkliche Live-Demo zeigte Google-Produktmanagerin Brittany Bohnet gestern im Rahmen der IFA-Keynote von Eric Schmidt. Das Video gibt es hier und hier, nebenbei bemerkt in einem der schlechtesten Webvideoplayer, den ich je gesehen habe. Die Demo beginnt bei Minute 32.
Google TV ist die Inkarnation des mächtigsten Google-Paradigmas überhaupt: Search. Die gesamte Interaktion funktioniert über die Suche. Und Suche heißt Tastatureingabe, egal ob Hardwaretastatur oder Touchscreen via Android. Zwar wird es auch eine Spracheingabe geben, auch die wurde gezeigt. Doch es dürfte dauern, bis die sich im Wohnzimmer durchsetzen kann.
Brittany Bohnet nutzte für die Demo eine Standardtastatur, kündigte aber an, dass die im Herbst auf den Markt kommenden Geräte großartige Fernbedienungen haben werden. Egal wie die aussehen, sie werden eine mehr oder weniger herkömmliche Schreibmaschinentastatur haben müssen, um Google TV bedienbar zu machen.
Und damit sind wir, was die Usability betrifft, im Prinzip wieder dort, wo wir auf der IFA 1983 schon einmal waren: beim Start von BTX nämlich. Die Älteren unter uns werden sich erinnern. Auch BTX brauchte eine Tastatur. Aber wer will schon mit einer Tastatur vor dem Fernseher sitzen?
Nerds ganz sicher, aber der Rest der Bevölkerung nahm erst Notiz von BTX, als die findigen Jungs von 1&1 ab 1988 den Dienst dorthin brachten, wo die Tastatur schon vorhanden war – auf den PC nämlich. Dort wuchs das Pflänzchen heran und legte den Grundstein für das, was seit der IFA 1995 T-Online heißt.
Google TV und Apple TV unterscheiden sich nicht nur in der Qualität ihrer Bühnenpräsentationen. Klar, dass Eric Schmidt einem Steve Jobs auf der Bühne nicht das Wasser reichen kann. Der große Vorteil von Apple TV: Es braucht keine Tastatur. Eine simple Fernbedienung genügt, mit viel weniger Knöpfen als der übliche Unterhaltungselektronikschrott, der sonst so als Fernbedienung auf den Couchtischen der Republik liegt.
Das könnte der entscheidende Unterschied sein.