E-Commerce treibt die Fashion-Revolution

Der Distanzhandel mit Mode verändert sich durch das Netz radikal. Matthias Schrader benennt eine Reihe aktueller Trends.

  1. Mode im Netz boomt: Während der E-Commerce-Umsatz (nach Zahlen des bvh) im vergangenen Jahr um 10 Prozent wuchs, konnte das Segment Textil um 25 Prozent zulegen. Für 2010 prognostiziert der bvh mehr als 5 Mrd. Euro Umsatz mit Mode im Netz.
  2. Amazon überträgt die Kategorieführerschaft im Mediensegment schrittweise auf Hartwaren und Textil: Das Schuhsortiment ist heute schon größer als das von Zalando, OTTO oder mirapodo.
  3. Neue Konkurrenz: Vertikalisten (Esprit, H&M) sind im Markt erfolgreich. Marken steigen selbst in den E-Commerce ein, auch Luxusmarken entdecken das Netz. Und Shopping-Clubs sind relevante Akteure geworden.

Technischer Hinweis: Die in den folgenden Folien eingebauten Videos funktionieren anscheinend nicht mit Chrome, mit Safari aber sehr wohl.

Wer das Thema Fashion Commerce vertiefen möchte, dem sei das Fashion Commerce Forum am 21./22. September in Hamburg ans Herz gelegt. Mit dem Code fcf20 sparen Sie 20 Prozent sowohl auf die Konferenz- als auch die Seminarteilnahme. Bis 10. September gilt auch noch der 100 Euro günstigere Frühbucherpreis.

Die Zeit ist reif für den Wochenendeinkauf im Netz

Erinnert sich noch jemand an Webvan? Entgegen landläufiger Meinung ist die Marke nach wie vor quicklebendig. Sie gehört inzwischen zum Reich von Amazon, das seit gestern auch Lebensmittel in Deutschland verkauft. Der Lebensmitteleinzelhandel im Web hat eine Zukunft, die letzte Bastion des stationären Handels fällt.
Eine Studie von Datamonitor sieht hier gar das nächste große Ding des E-Commerce: Der relativ geringe Anteil des Onlinehandels am gesamten Lebensmitteleinzelhandel habe bereits großes Interesse geweckt, die gewachsene E-Commerce-Erfahrung der Konsumenten zu nutzen. Die Marktforscher sehen Komfort als wesentliche Motivation für die Konsumenten, ihre Lebensmitteleinkäufe online abzuwickeln. Um dieses Potential zu haben, muss der physische Aufwand geringer und der Onlineshop besser organisiert sein als ein stationärer Laden.
yoursmartcart.pngNeben Amazon versuchen sich nach wie vor auch verschiedene Start-ups an dieser Herausforderung. Das jüngste Beispiel ist YourSmartCart.com, vor kurzem von zwei Studenten in South Carolina gegründet. YourSmartCart.com versendet Lebensmittel über UPS, was in der Regel Lieferzeiten von drei bis vier Tagen mit sich bringt. „Wir wollen die Art und Weise verändern, wie Leute über Lebensmittel denken“, sagt Benjamin Frear, der die Firma zusammen mit Benjamin Ellision gegründet hat.
Die Gründer zitieren eine kürzlich durchgeführte Nielsen-Studie, der zufolge die Hälfte aller Amerikaner es hassen, Lebensmittel zu kaufen oder es allenfalls für eine lästige Pflicht halten. YourSmartCart.com verspricht, die normalerweise im Supermarkt verbrachte Zeit auf fünf Minuten zu reduzieren. So lange soll der Einkauf auf der Website dauern. Die Site bietet momentan 1.200 Produkte zur Auswahl, wöchentlich sollen neue dazukommen, auf Basis der Konsumentenwünsche. Zum Vergleich: Amazon startet mit 35.000 Produkten in 25 Kategorien, viele davon kommen von mehr als 60 Partnern.
chronodrive.pngEinen anderen Weg ins verheißene goldene Land des künftigen Onlinelebensmitteleinzelhandels geht Chronodrive, ein französischer Onlinehändler, gegründet bereits 2002. Chronodrive liefert nicht ins Haus, nimmt aber Bestellungen online auf und spart so die hohen Lieferkosten, die französische Konsumenten nicht zahlen wollten. Die Konsumenten holen ihre Bestellungen an den Chronodrive-Filialen selbst ab.
Laut Wall Street Journal soll dieses Format bis 2013 einen Marktanteil von vier bis fünf Prozent am gesamten Lebensmittelhandel erreichen. Heute sind es 0,6 Prozent. „Die Leute wollen beim Lebensmitteleinkauf Zeit sparen“, sagt der Handelsberater Laurent Thoumine von Kurt Salmon Associates in Paris. „Drive-Through ist dafür eine sehr originelle Lösung.“

Zalando: Der Copy Shop Samwer kommt in Fahrt

Spätestens seit Zappos für großes Geld an Amazon ging, steht das Thema Schuhe auch im hiesigen E-Commerce auf der Agenda. Zu den ersten Bewerbern um die Position des Category Killers zählt Zalando aus dem Hause Samwer. Samwer? Zalando? Da war doch was? Richtig: Alando + Zappos = Zalando.
Das Start-up, das die drei Samwer-Brüder Anfang 1999 gründeten und im Sommer des gleichen Jahres an Ebay verkauften, hieß Alando und war eine Copycat von Ebay. Zehn Jahre später wiederholt sich ein Teil der Geschichte mit Zalando, einer Copycat von Zappos.
Doch damit nicht genug: Zalando kopiert nun auch schon mirapodo, das sich derzeit noch in der Private-Beta-Phase befindet. Martin Groß-Albenhausen hat sich für das Mailorderportal die Mühe gemacht und genauer hingeschaut. Faszinierend!

Neu ist es – aber eben ein Kind der „beta“-Kultur -, dass die Plagiate schon entstehen, bevor das Original auf dem Markt ist. Darum ist es um so wichtiger, dass ich mirapodo schon vor dem Start öffentlich machen konnte. So ist zumindest klar, wer hier bei wem abgekupfert hat.

mirapodo ist ein Kunde von SinnerSchrader.
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DRM als Leimrute für die Unterhaltungsindustrie

Erinnert sich noch jemand an DRM, auch bekannt als Digitale Rechteverwaltung? Wenn es dazu noch etwas zu sagen gibt, dann sagt es Google gleich in den Suchergebnissen:

In der Musikindustrie konnte sich DRM nicht durchsetzen.

Ausgerechnet diesen Satz zitiert Google aus der Wikipedia, und ein paar Fundstellen weiter südlich aus dem englischen Pendant:

In practice, all widely-used DRM systems are eventually defeated or circumvented.

Nuff said. Doch halt, warum gibt es dann immer noch DRM? Warum hat Amazon den Kindle mit digitaler Rechteverwaltung ausgestattet und warum ist das iPhone nicht offen wie Android? Weil Amazon und Apple die Medien- und Unterhaltungsindustrie brauchen, um ihre schönen Geräte mit dem Stoff auszustatten, den die Konsumenten haben wollen. (Beim iPhone ist es die Telekommunikationsbranche, aber das Schema ist das Gleiche.)
So war es mit iPod und iTunes, so ist es mit Kindle und iPhone. Doch irgendwann ist Schluss damit. Als iTunes als Absatzkanal für die Musikindustrie so wichtig geworden war, dass es ohne nicht mehr zu gehen schien, konnte Apple den Stecker ziehen und das DRM abschalten. Das iPhone wird offen sein, wenn und sobald der Erfolg von Android Apple dazu zwingen wird und sich die neuen Machtverhältnisse in der Telekommunikationsbranche gefestigt haben.
Gleiches gilt für den Kindle, wenn und sobald der Druck durch den Nook von Barnes & Noble groß genug. Und wer weiß, was aus dem lange erwarteten Apple Tablet wird? Die New York Times scheint bereits für diese Zukunft zu planen.
Das Muster ist immer das Gleiche: Die Medien- und Unterhaltungsindustrie besteht auf DRM und Bezahlschranken, die Geräteindustrie und der Handel (mit Amazon, Apple und Barnes & Noble in beiden Rollen) spielen das Spiel genau so lange mit, wie sie müssen. Bis ihnen die Text-, Bild- und Tonlieferanten auf den Leim gekrochen sind. Dann ist Schluss mit lustig, also mit DRM.
DRM funktioniert nur für eine Übergangszeit. Es ist ein Placebo mit schmerzlindernder Wirkung für Branchen, deren Geschäftsmodell durch die digitale Revolution bedroht ist. Es macht aber abhängig, und früher oder später stellt der Dealer den Nachschub ein.

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Procter & Gamble will E-Commerce-Umsatz verachtfachen

Die schnelldrehenden Konsumgüter (FMCG) führen bis jetzt meist ein Schattendasein in Sachen E-Commerce. Wer kauft schon Shampoo oder Quark im Internet? Kein Wunder, dass der US-amerikanische Konsumgüterriese Procter & Gamble bis jetzt nicht einmal ein Prozent seines Umsatzes auf diesem Weg macht. Doch der neue CEO Bob McDonald ist nun angetreten, dies zu ändern.
In den kommenden Jahren plant er, den E-Commerce-Umsatz von heute etwa 500 Mio. auf mindestens 4 Mrd. US-Dollar zu steigern – das wäre eine Verachtfachung und ein immerhin sichtbarer Anteil am Konzernumsatz von 79 Mrd. US-Dollar. Dabei geht es nicht nur um Direktvertrieb, sondern auch um den Onlineumsatz über Händler wie WalMart und Amazon. Lucas Watson, Global Team Leader Digital Business:

The ability whenever the consumer raises her hand and says, „I’m ready to buy,“ to connect her directly to a purchase rather than have her wait and go to a store, we think of it as providing better service.

Dieses Ziel harmoniert hervorragend mit steigenden Investitionen in Digital Media: Im ersten Quartal 2009 hat Procter & Gamble seine Bruttowerbeaufwendungen über alle Medien um 18 Prozent gekürzt und gleichzeitig die Investitionen in Onlinedisplaywerbung mehr als verdoppelt. Marc Pritchard, Global Marketing Officer von P&G:

Our media strategy is pretty simple: Follow the consumer. And the consumer is becoming more and more engaged in the digital world.