Was aus meinen Prognosen für 2011 wurde

Anfang Januar hatte ich neun Prognosen für das nun fast abgelaufene Jahr aufgestellt. Zeit für einen Rückblick: Was ist aus meinen Prognosen geworden?

  1. Prognose: Die Generation Internet bleibt auch in diesem Jahr draußen vor der Tür. Die Geburtsjahrgänge ab 1991 sind zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer alternden Gesellschaft durchzusetzen, in der Rentner, Pensionäre und Sozialleistungsempfänger den Ton angeben. Realität: Während die Generation Internet nach wie vor keine Rolle spielt, ist die Generation C64 in Gestalt der Piratenpartei ins Berliner Abgeordnetenhaus eingezogen und hat sich mit D64 eine eigene, SPD-nahe Lobbyorganisation geschaffen.
  2. Prognose: Das Leistungsschutzrecht für verlegerische Leistungen, bereits 2009 im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP verankert, steht auch 2011 noch auf der Agenda. Realität: Die Bundesregierung arbeitete im Herbst an einem Gesetzentwurf zum Leistungsschutzrecht, der jedoch bis dato nicht vorliegt.
  3. Prognose: Datenschutz und digitale Privatsphäre sind das große Thema des Jahres. Eine neue Generation von Start-ups wie MyCube und Personal bringt konstruktive Lösungen für das Dilemma zwischen digitaler Privatsphäre und Social (the animal formerly known as Social Media). Realität: Datenschutz und die digitale Privatsphäre waren eines der großen Themen des Jahres, das Stichwort lautete Post-Privacy. Von MyCube und Personal war wenig zu hören, dafür umso mehr von der datenschutzkritischen Spackeria, die indes nicht über ein Blog und ein paar kleinere Wellen im Medienteich hinauskam.
  4. Prognose: Das nächste Buch von Jeff Jarvis (Public Parts) gibt dieser Debatte erst richtig Schwung. Es erscheint in diesem Jahr, die deutsche Ausgabe wird unter dem Titel Das Deutsche Paradoxon publiziert. Realität: Das Buch ist erschienen, hatte wenig Einfluss auf die Debatte, entspann aber eine interessante Kontroverse mit Evgeny Morozov.
  5. Prognose: Der Werbemarkt wächst auch 2011 leicht. Die Gewinner sind Online- und TV-Werbung, nicht zuletzt wegen der zunehmenden Konvergenz ihrer Technologien. Realität: Der Werbemarkt wuchs um 2,7 Prozent, was in etwa dem allgemeinen Wirtschaftswachstum entspricht. Für Internetwerbung wurden 13,2 Prozent mehr ausgegeben als im Vorjahr, TV-Werbung legte um etwa drei Prozent zu. Die einzige Verlierergattung waren die Zeitungen.
  6. Prognose: Apple TV bekommt noch in diesem Jahr einen App Store. Damit überträgt Steve Jobs das Erfolgsmodell von iTunes, iPhone, iPad und Mac App Store auf das Fernsehen. Google TV nimmt einen zweiten Anlauf im Weihnachtsgeschäft 2011. Realität: Der App Store für Apple TV ist ausgeblieben, stattdessen verdichten sich Gerüchte um ein vollwertiges Fernsehgerät aus dem Hause Apple. Steve Jobs starb im Herbst nach langer Krankheit, nachdem er im Sommer seinen Posten als CEO an Tim Cook übergeben hatte. Google TV war auch im zweiten Anlauf kein Erfolg, Eric Schmidt kündigte Anfang Dezember jedoch an, dass im schon im Sommer 2012 die Mehrzahl aller neuen Fernsehgeräte mit Google TV ausgestattet sein sollen.
  7. Prognose: Das App-Fieber des vergangenen Jahres klingt weiter ab, aber das neue Paradigma setzt sich durch. Mac App Store, Chrome OS – alles wird App. Sogar Microsoft kündigt einen App Store für Windows an, der aber nicht vor 2013 starten wird. Realität: Das App-Paradigma hat sich durchgesetzt. Der App Store für Windows soll als Beta-Version schon im Februar 2012 verfügbar sein.
  8. Prognose: Das digitale Buch hebt endgültig ab. Amazon bringt den Kindle Store nach Deutschland, Google Books lässt noch auf sich warten, die Sortimente der übrigen Anbieter werden größer. Realität: Erstmals werden ausreichend Bestsellertitel und günstige Hardware angeboten. Der Kindle Store ging schon im April an den Start. E-Reader gehörten zu den Topsellern im Weihnachtsgeschäft. Auf der Frankfurter Buchmesse kündigte Google zwar den Launch seines deutschen E-Book-Angebots noch in diesem Jahr an. Der blieb bislang aber aus.
  9. Prognose: Facebook geht 2011 an die Börse. Der Börsengang schlägt alles, was im digitalen Bereich bis jetzt da war. Es ist ein Meilenstein wie die IPOs von Netscape und Google. Realität: Facebook schob den Börsengang um ein weiteres Jahr hinaus. Die jüngste PR-Offensive lässt einen IPO für das zeitige Frühjahr 2012 erwarten. Statt Facebook gingen 2011 u.a. LinkedIn, Groupon, Pandora und Zynga an die Börse. Die meisten Börsengänge waren zwar eher eine Enttäuschung, dennoch ist es von Vorteil für den Markt, dass der Exit über die Börse möglich bleibt.

Soweit die Rückschau. Was den Ausblick auf 2012 betrifft: In den Kommentaren ist Platz für Anregungen.

Spotify emanzipiert sich von Facebook…

… und wird Social Network?
In den letzten Wochen wurde viel darüber debattiert, ob Spotify sich zu stark an Facebook bindet. Denn ohne einen Account des Social Networks läuft nichts mehr bei dem Streamingdienst.
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Doch nun wird klar: Spotify ist mitnichten bereit, sich willenlos in die Arme Facebooks fallen zu lassen.
Zunächst präsentierte das Startup seine Plattform-Strategie und öffnete die Software für Apps externer Anbieter. Und mit dem neuesten Update geht Spotify noch einen Schritt weiter und bietet nun differenzierte Sharing-Optionen.
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Erstmals können die Nutzer genau wählen, mit wem sie ihren Musikkonsum teilen möchten. Facebooks Open Graph ist dabei nur eine Option. So wäre es künftig auch möglich, lediglich innerhalb des Spotify-Ökosystems zu sharen.
Das ist ein weiterer Schritt Spotifys von Streamingdienst in Richtung Social Network und wäre ein klarer Angriff auf Apples Ping – wenn das irgendjemand benutzen würde.

Call for Participation der NEXT12 endet morgen

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Nur eine kleine Erinnerung: der Call for Participation für die kommende NEXT läuft morgen aus. Wenn Sie also noch einen Sprecher für das Konferenzprogramm vorschlagen möchten, dann ist das die letzte Chance. Also am besten nicht warten, sondern gleich noch einen Vorschlag einreichen.
Wenn Sie schon auf nextberlin.eu sind, dann schauen Sie sich doch auch die anderen Einreichungen an und stimmen Sie für Ihre Favoriten. Die Abstimmung über die Vorschläge ist noch bis zum 09.01. möglich.
Das ist Ihre Chance, in den Programmplanungsprozess einzugreifen und die Konferenz nach ihren Interessen mitzugestalten. Lassen Sie sich das nicht entgehen!

Fotolia.com: Crowdsourcing als Business-Modell


Oleg Tscheltzoff kann man als einen Serienunternehmer und -investor in der Internetbranche bezeichnen. Der Onlinedienst für lizenzfreie Bilder Fotolia war nicht das erste Internet-Start-up an dessen Gründung Tscheltzoff maßgeblich beteiligt war. 2004 aus der Taufe gehoben ist Fotolia heute in 14 Ländern vertreten und verfügt über eine Bilddatenbank von über 15 Millionen Dateien. Das Konzept, dass jedermann auch seine privat geschossenen Fotos verkaufen kann und nicht nur Profifotos zur Verfügung stehen, scheint auf Basis des Crowdsourcing-Gedankens aufzugehen. Damit dreht Fotolia die klassischen Marktverhältnisse um und setzt auf C2B und C2C, also auf ein Modell bei dem Konsumenten selber an andere Konsumenten oder sogar an Unternehmen verkaufen.
Die Erfahrungen, die Tscheltzoff mit diesem Ansatz gemacht hat, möchte er an zukünftige Entrepreneur-Generationen weitergeben. Deshalb hat er einen Talk-Vorschlag für die NEXT Berlin 2012 eingereicht. Er will in seinem Vortrag der Frage nachgehen, was Start-ups brauchen, um erfolgreich zu sein und wo die Zukunft von Unternehmen liegen könnte, die ebenfalls auf Crowdsourcing setzen.
Noch ist es an der NEXT-Community zu entscheiden, ob das auch die Fragen sind, die sie beschäftigt. Bis zum 20.12. wird über die eingereichten Themen und Sprecher abgestimmt. Bis Dienstag, den 13.12. können Sie auch noch weitere Vorschläge einreichen.

Marken brauchen Ideen in einer post-digitalen Welt


In der Gunst der NEXT-Community steht Mark Dewings derzeit ganz oben. Der Leiter der Abteilung Brand & Marketing bei SoundCloud möchte auf der NEXT Berlin 2012 der Frage nachgehen, warum für Marken eine gute Idee vor allem im post-digitalen Zeitalter wichtiger ist als technologische Neuerungen.
Dass wir längst in einer post-digitalen Welt leben, ist für Dewings spätestens in dem Moment klar, wenn einjährige Kinder erwarten, dass sie Bilder in Magazinen so behandeln können wie auf dem iPad und sie versuchen diese mit den Fingern zu verändern.

In einer solchen Welt können laut Dewings nur innovative Ideen und nicht die Technik selber die Menschen noch begeistern und damit an eine Marke binden. Und genau das sei nötig, um Marken zu stärken und überlebensfähig zu machen. Katalysator für Innovationen sind für ihn die Menschen selber, ihre Verhaltensmuster und Charakteristika. Sie sollten deshalb im Mittelpunkt des Interesses stehen.
Mit dieser Meinung scheint Dewings den Nerv der Zeit zu treffen, und so vereint er derzeit die meisten bisher abgegeben Votes auf nextberlin.eu auf sich. Damit hat er eine gute Chance, mit seinem Vorschlag Teil des Konferenzprogramms zu werden. Bis zum 13.12. nehmen wir noch weitere Vorschläge für die NEXT Berlin 2012 entgegen. Bis zum 20.12. kann noch abgestimmt werden.