get realtime

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Man kann ja wirklich nicht sagen, dass ich zu wenig Mail bekommen würde. Aber es gibt eine Sorte, über die ich mich in den letzten Wochen richtig freue. Denn jedesmal, wenn sich ein Teilnehmer für die next08 registriert, schickt unsere Ticketplattform amiando eine Mail.
So sehen wir in Echtzeit, wer sich gerade zur next08 angemeldet hat. Spannend. Eigentlich gar keine große Sache, aber trotzdem faszinierend und höchst interessant. Denn die Teilnehmer sind es, für die wir die next08 veranstalten. Und sie entscheiden, neben den Sprechern, am Ende über den Erfolg.
Zu sehen, wer kommt, wer auf welche Kommunikationsmaßnahme reagiert und sich registriert, ist deshalb so wichtig für alles, was wir hier tun. Das ist real-time business. Und damit mitten im Thema.
Morgen sind es noch genau drei Monate bis zur next08. Bis jetzt sind schon 290 Teilnehmer registriert. Wer jetzt bucht, spart 200 Euro gegenüber dem Normalpreis.
Je näher die Veranstaltung rückt, um so teurer wird das Ticket. In der Touristik heißt das Yield Management. Doch im Vergleich zu einer Fluglinie ist die next08 nur ein ganz kleiner Fisch. Wir haben ungefähr die Kapazität eines auf maximale Besetzung ausgelegten A380. Peanuts.

Aus großer Macht …

Anfang des Jahres lud Microsoft zu einem intensiven Gespräch über die eigene Internet-Produktstrategie. Geladen waren eine Handvoll in der jeweiligen Community bekannte Flash- und HTML/CSS-Experten. Ich war einer davon. Microsofts Grundidee ist richtig und löblich, sich von unabhängigen Experten die Meinung sagen zu lassen, egal ob positiv oder negativ. Zentrale Themen waren die neue Produktlinie Expression und die neue Technologie Silverlight. Aber natürlich lassen sich in diesem Zusammenhang die anderen internetrelevanten Produkte nicht ausschließen.
Microsofts Eigenwahrnehmung ist, sie seien nicht nur auf dem Weg der Besserung in Bezug auf Webtechnologien, sondern mittlerweile richtig gut. Insbesondere der IE7 und der kommende IE8 wurden gelobt. Das frisch erschienene Expression Web wird als professionelles Programm verstanden, das einige bei Konkurrenten nicht auffindbare Features besäße.
Beide Eindrücke finde ich falsch. Vergleicht man Expression Web mit den Platzhirschen im professionellen Bereich – Dreamweaver und Eclipse -, so bleiben keine Eigenschaften übrig, die das Programm einzigartig oder besser machen würden. Für den semi-professionellen Frontpage-Bereich sieht es natürlich anders aus. Für diese Anwender kann man froh sein, nun Expression Web zur Verfügung zu haben.
Meine Meinung wurde von den anderen geteilt und unterstützt. Mittlerweile gibt es so viele ausgereifte Entwicklungsumgebungen, daß es sich eine große Softwarefirma wie Microsoft in meinen Augen nicht erlauben kann, halbgare Produkte zu veröffentlichen. Halbgar ist die derzeitige Version allein deshalb, weil einzig eine ASP-Unterstützung eingebaut wurde, keine Unterstützung für PHP, Perl oder Ruby. Speziell in Europa ist aber PHP angesagt.
Der IE7 wiederum ist nicht mehr als ein längst überfälliges Bugfix. Nach sechs Jahren wurden endlich die schlimmsten Fehler des IE6 ausgebügelt und ein paar neue Fähigkeiten hinzugefügt, die alle anderen Browser schon seit Jahren besitzen. Noch immer kann Microsofts Browser den Konkurrenten in seinen Fähigkeiten nicht das Wasser reichen. Dies scheint mit der Version 8 nun endlich angegangen zu werden. Aber anstatt diese neue Version wie versprochen relativ schnell folgen zu lassen, wird sie voraussichtlich erst zwei Jahre nach der Veröffentlichung des IE7 erscheinen. Angesichts des technologischen Rückstandes ist dies kein gutes Zeichen.
Ich bin davon überzeugt, daß Microsoft als Ganzes das Internet als Medium, die Geisteshaltung der darin Arbeitenden und die eigene Verantwortung für das Medium nicht begriffen hat. Die beiden Vertreter von Microsoft betonten tapfer, man habe eigene Open-Source-Projekte und schlechte Erfahrungen mit der Beteiligung an solche Projekten gemacht. Aber offenbar hatte man nicht begriffen, daß Open Source die treibende Kraft des Internet in den letzten Jahren war und auf absehbare Zeit wohl bleiben wird.
Ich habe den Eindruck, Microsoft begreift das Internet als Teil des eigenen Produktportfolios. Genau deshalb wurde nur ASP unterstützt. Und genau deshalb baute man in die neue Outlook-Version Word als HTML-Renderingengine ein. Das Ergebnis dieser Entscheidung ist, daß Microsoft einen Teil der Internetindustrie nicht nur um Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen hat, sondern auch in arge Turbulenzen bringt. Outlook ist in Unternehmen die Killerapplikation für E-Mails und Zeitmanagement. Die signifikante Verschlechterung der HTML-Darstellung in Outlook mag aus der Microsoft-Binnensicht verständlich sein, für das große Bild ist sie ein großer Schaden.
Das Internet ist nunmal mehr als nur IE und Outlook. Sie sind nur zwei der vielen Zugangsprogramme. Angesichts der großen Verbreitung müssen wir als Entwickler allerdings besondere Rücksicht auf ihre Rückschrittlichkeit nehmen. Zum Nachteil aller anderer Nutzer und zum Nachteil unserer Kunden. Denn unsere Rücksicht schlägt sich in längerer Arbeitszeit und damit in höheren Kosten nieder.
Auch Microsofts Mantra der Abwärtskompatibilität, der zehnjährigen Gewährleistung, ist in Bezug auf das Internet eine fatale Fehlentscheidung. Das Web als Massenphänomen ist kaum älter als diese Zehnjahresfrist. Wir können nicht ernsthaft als Entwickler heutzutage noch Rücksicht auf Nutzer von IE3 oder Netscape 4 nehmen. Ebenso wenig sollte dies ein Softwarehersteller tun. Die Browser der ersten Generationen waren aus heutiger Sicht mies. Selbst der IE6 ist bei nur oberflächlicher Betrachtung ein schlechter Browser, obwohl er zur Zeit seiner Veröffentlichung klasse war.
Es ist das Schicksal aller Produkte, die mit dem Internet zusammenhängen, daß sie extrem schnell altern. Unternehmen wie Microsoft brauchen den Mut, ihren Kunden sagen zu können, daß sie entweder auf ein neues Modell aufsteigen sollen oder aber von der Entwicklung abgehängt werden. Die enge Verzahnung von Betriebssystem und Browser ist hierbei allerdings nur hinderlich. Denn jedes Browserupdate wird so zu einem Systemupdate. Doch dieses Dilemma teilen alle Betriebssysteme – entgegen der landläufigen Meinung. Bei Apple heißt dies einfach Safari, beim KDE von Linux ist es der Konqueror. Genau wie bei Microsofts IE kann man bei Apple den neuesten Safari nicht auf einem älteren Betriebssytem installieren.
Wir brauchen ein allgemeines Bewußtsein dafür, daß alle Anzeigeprogramme für das Internet derzeit noch nicht den möglichen und eigentlich nötigen optimalen Stand erreicht haben. Kein Browser unterstützt alle existierenden Standards, obwohl diese nun schon seit teilweise 10 Jahren (HTML 4) existieren. Bei der HTML-Darstellung von Mailprogrammen und Webmailern ist die Unterstützung der gängigen Webstandards sogar noch viel schlechter.
Es sind die Fehlentscheidungen der Vergangenheit, an denen Microsft und wir heute leiden. Man versucht die Unsicherheit in HTML-Mails durch eine neue, wesentlich schlechtere Rendering Engine zu beheben. Dabei ist der IE nur mittelbar der Übeltäter. Das eigentliche Problem heißt ActiveX. Diese Technologie ist das eigentliche Problem, der eigentliche Fehler, den Microsoft beging. Ihn zu beheben, diese Technologie zu beseitigen, wäre eine wichtige Aufgabe für die nahe Zukunft.
Microsoft sollte ohne Rücksicht auf eine irgendwie geartete Produktkontinuität aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Es wäre sinnvoll, sich am Gecko-Projekt oder an WebKit zu beteiligen, um deren fortschrittliche Rendering Engines für den eigenen Browser zu nutzen. Sie könnten mehr Kreativität auf Zusatzfeatures und die Oberfläche konzentrieren.
Microsofts Situation sehe ich analog zum Spiderman-Dilemma: „Aus großer Macht folgt große Verantwortung.“ Microsoft muss die richtigen Schlüsse aus der eigenen führenden Rolle in der Industrie ziehen. Denn egal ob wir wollen oder nicht: Microsoft hat angesichts der hohen Nutzerzahlen für den IE und Outlook die führende Rolle bei Internetzugangssoftware inne. Aus dieser Führungsposition in Nutzerzahlen muß eine technologische Führung entspringen. Diese haben aber in Sachen Browser eher Opera und Apple inne. Microsoft kennt seine Macht, erkennt aber nicht die eigene Verantwortung für das gesamte Medium.
Der Dialog mit uns – genauso wie der Dialog, der mit dem Webstandards Project schon vor Jahren geführt wurde – ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wir benötigen allerdings handfestere Signale für einen Strategiewandel. Der IE muss in kürzeren Abständen verbessert werden. Microsoft könnte einer vollen Nummer innerhalb von drei oder vier Monaten eine Zwischennummer folgen lassen. Jede neue Version (8.1, 8.2 …) würde ein paar Funktionen mehr besitzen und weitere Fehler beseitigen. Und Microsoft muss sich im Bezug auf das Internet von seinem Gewährleistungsmantra verabschieden. Das Internet ist nicht zerbrochen, obwohl alle modernen Browser um Lichtjahre besser sind als IE6 und IE7.
Mit einer offensiven Kommunikation, daß der IE6 zum uralten Eisen gehört, könnte Microsoft sich und uns allen einen großen Gefallen tun. Derzeit hält dieser Konzern die Entwicklung im spannenden Medium Internet zurück. Wir alle sind auf die eine oder andere Art Gefangene von Microsoft. Das muss sich ändern. Aber nur Microsoft kann dies wirklich ändern.

Nur noch heute für 190 Euro zur next08

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Heute ist die letzte Chance, ein Ticket für die next08 zum Freundschaftspreis von 190 Euro zu sichern. Mehr als 200 Teilnehmer sind bereits registriert, und das Kontingent zu diesem unschlagbaren Tarif ist fast ausgeschöpft. Ab morgen gilt dann der Frühbucherpreis von 390 Euro. Zur Registrierung geht es hier entlang.

Die Liste der bereits zugesagten Sprecher liest sich schon ganz gut. Derzeit fügen wir kontinuierlich neue Sprecher hinzu. Unter den jüngsten Zusagen sind Guillaume du Gardier, Ferrero (FR), JP Rangaswami, British Telecom (UK) und Lisa Sounio, Dopplr (FIN).

Fünf Mythen über Facebook und StudiVZ

Dieser Tage werden jede Menge Fakten über Facebook und StudiVZ bekannt. Mark Zuckerberg selbst sprach gestern über den für 2008 geplanten Umsatz (300 bis 350 Mio. US-Dollar), das erwartete Ergebnis (50 Mio. EBITDA) und die vorgesehenen Investitionen (200 Mio.). Anlass genug, einige der gängigen Mythen auf ihren Realitätsgehalt hin zu untersuchen.

  1. Ist Facebook 15 Mrd. US-Dollar wert? Schon möglich, aber worauf stützt sich diese Bewertung? Microsoft hat im Oktober 2007 zwar zu dieser Bewertung einen Minderheitsanteil erworben, wurde aber gleichzeitig exklusiver Werbevermarktungspartner für Facebook, und zwar weltweit. Diese Tatsache dürfte bei der Preisfindung eine Rolle gespielt haben.

    Der Handel sieht in etwa so aus: Microsoft stellt große Teile des für die weitere Expansion nötigen Kapitals bereit und sorgt gleichzeitig für zusätzliche Einnahmen, an denen Microsoft wiederum direkt (aus der Vermarktung) und indirekt (als Miteigentümer von Facebook) partizipiert. Ob sich das Geschäft für Microsoft lohnt, hängt viel stärker von den direkten Mittelrückflüssen ab als von den indirekten.

    Mit anderen Worten: Die Bewertung von Facebook kann Microsoft weitgehend kalt lassen. Als exklusiver Werbevermarktungspartner sitzt Steve Ballmer am Drücker. Alles andere ist eine Wette für den Fall eines Börsengangs, der nicht vor 2009 zu erwarten ist. Hier winken Microsoft weitere Erlöschancen. Ob Facebook also 15 Mrd. US-Dollar wert ist, wird sich erst beim Börsengang zeigen. In diesem Punkt hat WPP-Chef Martin Sorrell völlig Recht.

  2. Mögen die Nutzer keine Werbung? Schon möglich, aber welche Rolle spielt das? Es gibt in der ganzen Medienlandschaft ja nur zweieinhalb Finanzierungsmodelle: Werbung oder Abonnements, letztere auch in Form von Gebühren für öffentlich-rechtliche Anstalten. Im Web hat sich das Abomodell bis jetzt nur in Nischen (Xing, Singlebörsen, Porno) durchsetzen können. Bleibt also Werbung als Geschäftsmodell, und dagegen ist in einer kapitalistischen Marktwirtschaft auch nur wenig einzuwenden.

    Die Nutzer werden im Zweifel mit den Füßen abstimmen, aber mir ist bis jetzt kein Fall bekannt, in dem dies tatsächlich zu Schwierigkeiten geführt hätte. Der übliche ZwergenNutzeraufstand anlässlich der Einführung irgendwelcher neuer Features gehört zum Ritual und muss durchgestanden werden. Wir haben ihn bei der Einführung des Newsfeed gesehen (bei Facebook wie auch bei Xing) oder bei der Einführung neuer Werbeformen, -formate und -bedingungen (bei Facebook, StudiVZ und Xing).

    Am Ende wird etwas modifiziert, reformuliert, hier und da ein neuer Konfigurationsknopf eingeführt oder die Voreinstellungen angepasst – und am Ende läuft die Sache. Plattformbetreiber haben nur die Wahl, sich etwas geschickter (Facebook), weniger geschickt (Xing) oder total ungeschickt (StudiVZ) anzustellen. Der Rest wird im weltweiten Dialog entschieden, und die Presse hat was zu schreiben. In diesem Punkt hat GWP-Chef Harald Wahls völlig Recht, wenn er in Horizont 5/2008 feststellt:

    Die Frage ist, wie groß die Protestwelle der Mitglieder wirklich war. Kritik an einem so großen Portal, das Studenten als Zielgruppe hat, ist anscheinend vor allem für die Journalisten interessant.

  3. Erfindet Facebook die Werbung neu? Schon möglich, aber bislang spielt das keine große Rolle. Facebook Beacon hat seine Bedeutung innerhalb der Eigenvermarktung von Facebook. Microsoft setzt für die Vermarktung zunächst einmal auf herkömmliche Instrumente. Targeting wird erst nach dem Abschluss der aQuantive-Übernahme durch Microsoft relevant, wenn Atlas zum Einsatz kommt. Wie ernst es Microsoft mit dem Thema Webwerbung ist, zeigt nach aQuantive und Facebook der dritte Schritt – Yahoo.

    Google ist so groß und so wertvoll geworden, weil Google die Onlinewerbung um eine bis dahin praktisch unbekannte Dimension erweitert hat – höchst zielgerichtet eingespielte Textanzeigen. Werbung wird besser, je genauer sie gezielt wird. Perfekt gezielte Werbung ist gar keine Werbung mehr, sondern Information.

    Facebook könnte die Onlinewerbung um eine weitere Dimension erweitern, wie auch immer das im Detail aussehen wird. Auf diese Möglichkeit stützt sich die oben diskutierte Unternehmensbewertung. Da sie die Zukunft betrifft, bleibt uns nur abzuwarten, wie weit Facebook kommt.

  4. Wird das deutschsprachige Facebook zuerst StudiVZ angreifen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Facebook ist längst viel breiter positioniert als zu jener Zeit, da StudiVZ eine billige Kopie vom großen Original zog. Studenten stehen nicht mehr im Vordergrund. Erst recht nicht in Deutschland, da unter den 600.000 hiesigen Nutzern nur relativ wenig Studenten zu finden sind. Und siehe da: Facebook setzt vor allem auf die vielen viralen Effekte seiner Plattform. (Mit Viren kenne ich mich jetzt aus, die können ganz schon hartnäckig sein.)

  5. Wird Facebook StudiVZ kaufen? Schon möglich, aber wozu sollte das gut sein? Um die Investition Holtzbrincks am Ende doch noch mit einem schönen Ausstieg zu krönen? Um eine Zielgruppe an Land zu ziehen, die Facebook gar nicht braucht? Um eine Plattform zu übernehmen, die sich nach allen Regeln der Kunst selbst demontiert hat? Um Geld auszugeben, dass Facebook anderswo viel besser investieren kann?