Jon Aquino hat für den aktuellen Ruby on Rails Programming Contest am letzten Sonnabend ein erstaunliches Stück Software veröffentlicht. Jon bezeichnet yubnub als (soziale) Kommandozeile fürs Web. "gim 911" kramt alle Porsche 911er Bilder aus Google Image hervor, während "am 911" die Literatur über das Ende der Twin Towers dokumentiert. Der Clou: im Handumdrehen lässt sich der Befehlssatz jederzeit erweitern. Gedacht, getan. "sz 911" listet nun alle aktuellen 911er-Bücher auf, während "tcm 911" leider nichts findet. Doch die Freiheit hat auch ihre Tücken. Denn in meinem kleinen Beispiel, findet "tcm 911" zwar zunächst keine Treffer, schleust aber (m)einen Affiliate-Code in die Session ein, spätere Bestellungen bei Tchibo.de werden also provisioniert (und gespendet, is klar). Was kommt als nächstes? Meine Favoriten: "| (pipe):
sz <keyword> | babel <sprache>" und "camera (D20) | shopping".
Es lebe die Shell!
Juni 2005
reboot7
Im Epizentrum der Blogger- und Netzkultur. 20 Vorträge in zwei Tagen, 400 Menschen aus 22 Ländern. Doc Searls ("rebooting our vocabularies") sagt, wir sollen aufpassen, was wir sagen. Wer "content" für "Konsumenten" "ausliefert", der vergreift sich an der Netzidee. Der Scobleizer hat da schon weniger zu sagen. Was hat er eigentlich gesagt? Ben Cerveny aber. Er sagt, dynamische Interfaces funktionieren wie ein Spiel. Das wichtige sind die Freiräume innerhalb der Regeln, zuviel Ordnung = Langeweile. Da widerspricht keiner, denn schliesslich hat er ja flickr gemacht. Jimmy Wales kommt zu der überraschenden Einsicht, dass sein Wikipedia miserabel aussieht und deshalb vor allem von technisch interessierten (Männern) befüllt und gelesen wird. Touché! Jason Fried hält ein eindruckvolles Plädoyer gegen die Feinspezifikation und für kleine Teams. Aber auch seine Company ist gewachsen – jetzt sind es 4 Leute. Abends dann das Highlight: nachdem vorher Matthias Müller-Prove uns über die Geschichte des Hypertext aufgeklärt hat und auf dem Programm der komplette 90-Minuten Film der Mutter aller Demos steht, erscheint der grosse Meister selbst auf der Leinwand. Life aus California zugeschaltet: Doug Engelbart. Und ich war dabei!
Dann der zweite Tag: Zum Einstieg Cory Doctorows flammende Rede gegen den Broadcast Flag und die Kontrolle der Filmindustrie über unsere persönlichen Rechte. Christian Lindholm will uns das Nokia Lifeblog schmackhaft machen. Sollen wir Zukunft alle unser Leben in Videoschnipseln protokollieren?. Jyri Engeström sagt, wie soziale Netzwerke funktionieren, nämlich nur über ein (Identifikations-) Objekt. "think objects and you’ll think about play". Zu Ben Hammersley kam ich zu spät. Ob ich etwas verpasst habe, mag jeder selbst beurteilen. Nach dem Mittagessen dann David Weinberger. Der Mann ist ja eine Granate! Er spricht von der "third order". Die Dinge haben im Netz keine absolute Wahrheit und keinen absoluten Ort mehr. Die neuen Organisationsprinzipien heissen: Multiple categories, Messiness as a value, Unowned order. Genau!
Und was hat das alles mit E-Commerce zu tun? Gutes Thema für die reboot8. Ich bin auf jeden Fall da.
Dienstags immer
Pago liefert (via FAZ) eine Menge statistisches Basismaterial zum Thema E-Commerce. "Der Deutsche betr“gt im Internet nicht", so die beruhigende Botschaft gleich in der Überschrift. Die Statistiken zeigen außerdem erhebliche regionale Gefälle beim Online-Einkauf:
Hochburgen des E-Commerce sind Hamburg, Nürnberg und Berlin. […] Dagegen ist der elektronische Einkauf in
den ländlichen Gebieten Bayerns, Baden-Württembergs, Thüringens und
Mecklenburg-Vorpommerns bisher wenig verbreitet.
Was Arbeitgebern vermutlich nicht schmeckt, gefällt den E-Commerce-Anbietern hingegen schon eher:
Den Einkauf im Internet erledigen die
Deutschen am liebsten während der Arbeitszeit im Büro.
Lieblingseinkaufstag der Online-Shopper ist der Dienstag, während der
Samstag der schwächste Tag ist. Die meisten Einkäufe werden in der
Kernarbeitszeit zwischen 10 und 14 Uhr getätigt, hat Pago
herausgefunden.
Dienstag? Da war doch was…
Craigslist
Hat eigentlich jemand Craigslist auf dem Schirm? Auf den ersten Blick sieht die Kleinanzeigen-Site so aus, als ob sie keinem was zuleide tun könnte.
Doch weit gefehlt. Signal vs. Noise, das Weblog von 37signals, zitiert erstaunliche Zahlen aus einem Artikel der New York Times:
Data collected by Nielsen/NetRatings show that eBay’s page views in
April 2005 grew by less than half a percentage point, compared with the
previous April. At Craigslist, page views grew 130 percent in the same
period. According to the company’s data, its traffic is now about a
fifth of eBay’s. And the operational efficiencies are astounding:
Craigslist has 18 employees; eBay has 8,800.
Nun gut, hierzulande sind die Lektionen noch nicht gelernt, die Ebay dem E-Commerce erteilt hat. Deutschland ist ja nur deshalb der wichtigste Auslandsmarkt für Ebay, weil wir dem Auktionshaus bereitwillig den Markt überlassen haben.
Aber vielleicht lohnt sich doch ein Blick auf Craigslist, nur ein ganz kleiner? Hamburg jedenfalls findet dort schon statt. Und RSS-Feeds hat Craigslist natürlich auch…
Ich vertrau der Disposition
Heute auf SPON. Großes Kino. Was der taz ihr säzzer (war) ist heute dem SPIEGEL ihre Media -Disposition…