Fernsehen macht ist wird immer anspruchsloser, deshalb zappt der Zuschauer von heute nicht mehr willenlos herum, sondern wählt gezielt aus, was er sehen will.
Eine Umfrage im Auftrag der Programmzeitschrift Hörzu liefert den Beweis: Deutsche Fernsehzuschauer meinen, dass das Fernsehprogramm mit der Zeit „dümmer“ geworden ist – und das sagen immerhin 60 Prozent der Befragten. Mehr als jeder Zweite meint, das TV-Angebot sei unüberschaubar und misstraut dem Fernsehen.
Die Folge ist laut Umfrage gezielteres Fernsehen von zwei Dritteln der Befragten zwischen 35 und 54 Jahren – und auch die jüngeren Zuschauer bestätigen diesen Trend. Immerhin 56 Prozent der Befragten konzentrieren sich bis zum Schluss auf eine ausgewählte Sendung.
Angesichts nachmittäglicher Schmutz-Talks und einem schier unerschöpflichen Fundus an Doku-Soaps, um nur mal einige der TV-Unsäglichkeiten zu nennen, lässt dieses Ergebnis hoffen. Für den deutschen Fernsehzuschauer auf jeden Fall, vielleicht auch fürs Programm.
Medien
Es gibt 46 Beiträge mit dem Schlagwort Medien.
Jetzt sind die Eltern dran
Eltern sind nicht nur eine der kaufwütigsten Zielgruppen, sondern auch ziemlich empfänglich für Tipps aller Art und damit mindestens ebenso gesprächig wie die dauer-plappernden Kleinen. Darauf setzt Gruner + Jahr mit dem neuen Eltern.de-Familiennetz. Der Grundgedanke „Content + Community“ ist dabei so neu nicht: Das Familiennetz verbindet redaktionelle Inhalte mit Foren mit einem Social Network.
Familien bekommen aber endlich das, worauf sie schon immer dringend gewartet haben: Tools, die ihnen Arbeit abnehmen. Als da wären: Fotoalben und Familienblogs zum Verwandte-und-Freunde-auf-dem-Laufenden-Halten, Suche nach neuen Freunden mit Kindern im gleichen Alter oder gar nach einer Krabbelgruppe, Gruppen-Funktion zur Organisation von Kindergartengruppe oder Klassenelternabend.
Eine zweite Ausbaustufe im Herbst bietet Filme, Datenbanken und Audio-Files zur Suchabfrage plus User-generierten Content aus den Foren plus Zugang zu passenden Gruppen aus dem Social Network. Eltern-Heft und online werden auch verquickt, indem die Eltern.de-Redaktion regelmäßig Print-Beiträge vorab in einem Forum diskutieren lässt und sie anschließend mit den Kommentaren der User druckt.
Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen
Noch hat Rupert Murdoch die Bancrofts nicht überzeugt, ihm Dow Jones zu verkaufen, da hat er schon relativ präzise Vorstellungen, was er mit dem Wall Street Journal anstellen möchte:
Wie wäre es, fragt er rhetorisch, wenn man eine Redaktion der Spitzenklasse zusammenkaufte, und das „Journal“ dann nur im Netz und völlig kostenlos anböte? „Keine Druckereien, kein Papier, keine Lastwagen. Wie lange würde es dauern, bis die Werbung kommt? Es wäre jedenfalls erfolgreich, es würde funktionieren und man würde … ein kleines bisschen Geld verdienen“, so Murdochs hypothetische Reise in die Zukunft.
Dow Jones ist seit vielen Jahren Kunde des Frankfurter Büros von SinnerSchrader.
Kaffeeklatsch in Hamburg
Neulich in Hamburg, Medienstadt: Ein media coffee zum Thema „Von der Edelfeder zum Contentlieferanten? – Printmedien im Wandel“ – bester Frontalunterricht mit eingebauter Fragemöglichkeit im Auditorium der Bucerius Law School.
Das Podium von links nach rechts: Annette Hillebrand, Moderation, Akademie für Publizistik. Kuno Haberbusch, Zapp/Das Medienmagazin und extra 3/Das Satiremagazin. Holger Stark, Der Spiegel. Frank Thomsen, Stern.de. Jan-Eric Peters, Axel Springer Akademie. Dr. Wilm Herlyn, dpa.
Viel Altbekanntes: Spiegel-Online hält verdient das Quasi-Monopol der Online-Nachrichtenmagazine (alle). Online wird nicht zu einem Qualitätsverfall führen (Thomsen) und „alles wird weiterleben, aber anders“ (wieder Thomsen). Online ist nicht mehr die interne Abschiebestation, sondern die Zukunft (Peters). Und so weiter.
Zwei Sprecher haben spannendere Dinge von sich gegeben: Kuno Haberbusch, Leiter von Zapp/Das Medienmagazin und extra 3/Das Satiremagazin hat gezeigt, wieviel Sinn es macht, sich bei aller Euphorie über Web 2.0 (s)eine kritische Sicht auf die Dinge zu bewahren. Haberbusch war also dagegen, was mich zugegebenermaßen schonmal grundsätzlich begeistert. Kurze Szenenbeschreibung:
Dass Google sich jeglicher Transparenz verweigere („die lehnen kategorisch jedes Interview ab!“), sei nicht hinnehmbar, ja – gar skandalös sei, dass die deutschen Medien das klaglos hinnehmen. Jan-Eric Peters (Axel Springer Akademie) dazu: „Es ist, wie es ist.“ Haberbusch spornt das erst richtig an: Er geht dazwischen und erklärt erstmal, wie man früher gekämpft habe. Herrlich.
Dagegen war er auch, dass die Regionalblätter „außerhalb der privilegierten Insel Hamburg“ ihre Online-Ableger nebenher machen. Auch ein Thema des zweiten Sprechers, der hier Lob erhält: Holger Stark, Der Spiegel, wies immer wieder auf die Wichtigkeit von Investitionen in Leute hin – statt die Online-Ausgaben aus dem Print mit zu bedienen.
So war vor allem er es, der das Fazit prägte. Am Ende waren sich alle einig, dass es Edelfedern immer geben wird (und bekamen damit noch eben den Dreh zum Veranstaltungstitel) und machten sich kollektiv um eines Sorgen: um die Qualität der Recherche und um die Zukunft des investigativen Journalismus – angesichts der Tatsache, dass dort gespart wird, „wo Zeit, Geld und Energie nötig sind“ (Stark).
Die Veranstaltung hätte also besser „Lässt sich guter Journalismus im Internet überhaupt bezahlen?“ geheißen.
Hingewiesen wurde auf eine spannende Studie: „Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet. Wie das Web den Journalismus verändert.“
Die media-coffee-Reihe tourt übrigens durch Deutschland und lässt sich im media-coffee-blog mitverfolgen.
Zwischen Real Life und Second Life
Gerade wurde „The AvaStar“ bei den Lead Awards 2007 in der Kategorie „Webleader des Jahres“ ausgezeichnet. Da freut es uns umso mehr, dass Rowan Barnett, seines Zeichens Chefredakteur von The AvaStar, am 3. Mai auf der next07 spricht.
Im Track „Parallelwelten“ wird auf der next07 diskutiert, wie wichtig digitale Welten für unsere Kommunikation sind und werden. Rowan Barnett aka Regis Braathens, 25, arbeitet seit Oktober 2006 für das erste Wochenmagazin in der virtuellen Welt Second Life. Dort sind aktuell vier Millionen Einwohner als virtuelle Figuren registriert, tausende Firmen vertreiben ihre Produkte.
„The AvaStar“ bietet den „Residents“ auf rund 30 Seiten umfassende Informationen über das Leben in der virtuellen Welt. Der Großteil der Leserschaft setzt sich aus jüngeren Männern und Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 32 Jahren zusammen und ist hoch gebildet. „The AvaStar“ will für die Leser ein Leitfaden sein und vor allem Neueinsteigern die Orientierung in der „Second Life“-Umgebung erleichtern. Den redaktionellen Rahmen der Zeitung bilden die Inhalte News, Business, Celebrity & Gossip, Style & Fashion, Travel und Entertainment.
Wie sieht Barnett/Braathens die Zukunft der Zeitung in der virtuellen Welt – und die des Journalismus? Er hat die Vision einer 3D-Zeitschrift zum „drin Rumlaufen“, in der natürlich die gleichen journalistischen Standards wie in der wirklichen Welt gelten: “Ich bin Journalist, ich spiele nicht nur die Rolle eines Journalisten.“
Wie fühlt es sich an, das Leben zwischen Real Life und Second Life, als virtuell arbeitende Person? Diese und andere Fragen werden wir ihm stellen, im echten Leben auf der next07. Schon registriert? Bis dahin:
Was solche Zweitleben mit einem anstellen können, verriet uns Barnett: Kürzlich hatte er in seinem Kleiderschrank erfolglos ein ganz bestimmtes T-Shirt gesucht, dann fiel ihm ein: Er hatte es nur in der virtuellen Welt gekauft. Barnett/Braathens wörtlich: „Real life is a tricky issue.”
Foto: SL-News.net