Du kommst hier net rein! MedienMittwoch im Rückblick

hibbeler_150px.jpgZu Beginn sei festgehalten: Der m2 MedienMittwoch ist eine gelungene Veranstaltung, die sich zu besuchen lohnt. Die Location war mit dem Sachsenhäuser Depot 1899 exzellent gewählt, die Besucherzahl war rekordverdächtig und die rege Beteiligung derjenigen innerhalb und außerhalb des Saales, die Ihre spontanen Anmerkungen über die eingerichtete Twitter-Wall öffentlich machten, war beachtlich.
Der Titel der Veranstaltung, der große Erwartungen bei dem ein oder anderen schürte, endlich die goldenen Regeln für einen Erfolg mit und vor allem durch die Social Networks zu erhalten, tat sicher sein übriges für den guten Besuch an diesem Abend. Diejenigen, die rein mit einer solchen Erwartungshaltung die Veranstaltung besuchten, wurden allerdings ein wenig enttäuscht.
Zu sehr stand an diesem Abend Vodafone mit seiner jüngsten missglückten Kampagne im Fokus der Diskussion und Kritik. Sicher ist Vodafone ein gutes Beispiel, an dem man Fehler aufzeigen kann. Es reicht halt nicht, einen prominenten Blogger wie Sascha Lobo als Testimonial zu engagieren, darüber die „Generation Upload“ zu definieren und zu glauben, das hat Erfolg.
Hier fehlte zunächst mal der Blick auf das Produkt. Um im Social Marketing erfolgreich zu sein, brauche ich als allererstes ein gutes Produkt. Das hatte Vodafone nicht. Genauso unglücklich ist der Begriff „Generation Upload“. Der geht vorbei an ihrer Zielgruppe, falls sich dadurch überhaupt eine Zielgruppe angesprochen fühlt. Dennoch zeigte auch die Diskussion auf dem Podium, wo mit Olaf Kolbrück (Redakteur & Blogger, Horizont), Kai Hattendorf (Bereichsleiter Unternehmenskommunikation, Messe Frankfurt), Kuzey Alexander Esener (Leiter Wirtschafts- und Unternehmenspresse, Vodafone), Ralf Schengber (Community-Experte) und Holger Schmidt (Wirtschaftsredakteur, FAZ) ausgewiesene Experten Platz nahmen, dass selbst hier durchaus unterschiedliche Meinungen beispielsweise in puncto Reaktionszeit von Unternehmen auf (negative) Stimmungen innerhalb der Communities vorherrschen.
Dieses Thema hätte man an dem Abend kürzer fassen können und sollen. So war das Ende dieser Diskussion eher durch Drängen aus dem Publikum und von der Twitter-Wall geschuldet, zum einen aus Mitleid für Kuzey Alexander Esener von Vodafone, und zum anderen fehlten ja noch die goldenen Regeln. Speziell für letztere interessierte sich vor allem der ein oder andere Kleinunternehmer, der wissen wollte, wie er denn mit wenigem Aufwand Social Marketing für sich gewinnbringend nutzen kann.
Dies konnte schließlich nicht zur vollsten Zufriedenheit vom Podium beantwortet werden. Zu allgemein waren insgesamt die Aussagen. „Informieren, nicht verkaufen“, „für relevante Inhalte Sorge tragen“, „Kritik auch aushalten können“ und vor allem „locker bleiben“ waren die nicht ganz unbekannten Aussagen für den erfolgreichen Umgang mit Online-Communities.
Sehr erfrischend waren während des gesamten Abends die Beiträge zu der Veranstaltung auf der Twitter-Wall, die man permanent live aus dem Publikum heraus verfolgen konnte. So ergab sich ein interessantes Spiegelbild zwischen den Beiträgen auf der Twitter-Wall und der Stimmung beim Publikum im Saal.
Was diese Veranstaltung ebenfalls auszeichnet, ist die Gelegenheit in netter Atmosphäre viele Menschen zu treffen, die sich alle für das Thema interessieren. So genießt man im Anschluss an den Abend noch das eine oder andere Getränk und führt mit verschiedensten Personen spannende Gespräche. Ich habe dies jedenfalls so gehalten. Kann nur betonen, ein echter Mehrwert!
So war es dann auch alles in allem eine runde Veranstaltung, der man lediglich eine etwas kontroversere geführte Podiumsdiskussion neben dem Beispiel Vodafone gewünscht hätte.
Dirk Hibbeler leitet das Frankfurter Büro von SinnerSchrader.

Im Targeting gehören die Profile den Werbungtreibenden

Und nicht den Vermarktern oder den Mediaagenturen. Diese Position vertritt Matthias Schrader in einem Gastbeitrag auf dem dmexco-Blog.

matthias_schrader_150x176.jpgWarum? Ganz klar: Am Ende bezahlen die Unternehmen die Rechnung für die Kampagnen. Daher sollten sie den vollen Zugriff auf die Konsumentenprofile erhalten. Nur wenn die Werbungtreibenden über die generierten Nutzerprofile verfügen, können sie diese bei einem Wechsel der Agentur weiterhin nutzen. Targeting sollte aus Sicht der Werbungtreibenden betrachtet werden.

Der ganze Beitrag hier.

Wem gehören die Konsumentenprofile?

Mediaagenturen investieren in Profiling- und Targeting-Technologien, Vermarkter schließen sich zusammen, um die kritische Masse an Konsumentenprofilen sammeln zu können, mit der Targeting erst Sinn hat. Eine der heiß diskutierten Fragen ist, wem diese Profile letztlich gehören – den Vermarktern, den Agenturen oder gar den Werbungtreibenden, die schließlich am Ende die Werbung bezahlen?
Bei dieser Diskussion bleibt einer außen vor – der Konsument, der letztlich die ganze Veranstaltung bezahlt und um dessen Daten es beim Targeting geht. ina schreibt in einem Kommentar:

Die Konsumenten“profile“ gehören weder den Vermarktern noch den Agenturen oder Werbetreibenden – sie gehören den Konsumenten.
Vermarkter, Agenturen und Werbungtreibende verfügen über mehr oder weniger große und spezifische Cluster, _besitzen_ aber keine einzelne Profile der Konsumenten.

Im Prinzip sehr richtig, aber in der Praxis geht es Vermarktern, Agenturen und Werbungtreibenden gerade darum, solche Profile aufzubauen. Die Vermarkter haben damit begonnen, die Mediaagenturen springen auf den fahrenden Zug auf und die Werbungtreibenden werden früher oder später eigenes Know-how und eigene Technologie aufbauen, um ihre Kundenbeziehungen zu verbessern.
Sie sind in diesem Spiel die einzigen Spieler, die ein Interesse daran haben können, den Konsumenten die Kontrolle über ihre Daten und Profile zu geben. Denn sie wollen keine Werbung an Konsumenten ausliefern, die diese Werbung nicht sehen wollen. Das wäre rausgeworfenes Geld. Vermarkter und Agenturen hingegen schielen, solange sie nach Kontaktzahl und nicht nach Performance bezahlt werden, immer auch auf das ausgelieferte Volumen.
Früher oder später werde ich in meinem Kundenkonto auch das Profil konfigurieren können, das ein Unternehmen über mich angelegt hat. Doch bis dahin wird noch einige Zeit vergehen. Denn vergessen wir nicht – bis jetzt sind die Profile anonym. Damit wäre dann Schluss.

Online-Konsumentenbewertungen stehen hoch im Kurs

67 Prozent der Deutschen vertrauen Bewertungen, die andere Konsumenten online abgeben. Weltweit sind es sogar 70 Prozent. Consumer Generated Content in Form von Bewertungen und Empfehlungen im Netz steht hoch im Kurs. Auch Markenwebsites genießen eine ordentliche Portion Vertrauen. International verlassen sich 70 Prozent der Internetnutzer auf diese Werbeform. In Deutschland sind es bereits 57 Prozent. Das belegt eine Nielsen-Studie. Über 25.000 Online-Konsumenten in über 50 Ländern haben zum Thema „Vertrauen in unterschiedliche Werbeformen“ ihre Meinung geäußert.
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Vertrauen in Werbeformen (Quelle: Nielsen)
Parallel zur Bedeutung des Internets steigt die allgemeine Konsumfreudigkeit der Verbraucher in Deutschland weiter wie die aktuelle Konsumklima-Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt.
BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer:

Der Online-Einkauf gehört heute zum Alltag vieler Menschen wie der Gang zum Bäcker.

Laut einer repräsentativen BITKOM-Umfrage, auf Basis von tausend Befragten, haben 88 Prozent aller Internetnutzer in Deutschland bereits Waren oder Dienstleistungen online gekauft. Das sind 44 Millionen Konsumenten.
Wenn das nicht positive Impulse für den E-Commerce sind.

Wie trnd und Jägermeister sich nichts schenken

Ein furioses Duell lieferten sich Martin Oetting (trnd) und Sven Markschläger (Jägermeister) unter der Moderation von Sascha Lobo auf der next09. In dieser überaus sehenswerten und höchst unterhaltsamen halben Stunde trafen zwei Ansätze des viralen Marketings aufeinander, die unterschiedlicher fast nicht sein könnten.

Für Martin Oetting muss das Ziel aller viralen Marketinganstrengungen sein, die Konsumenten zur Auseinandersetzung mit dem Produkt zu motivieren. Lustige Filmchen auf YouTube hingegen lenken nur ab, wenn sie nicht wie im Falle von Will It Blend? selbst eine amüsante Produktpräsentation sind.

Sven Markschläger hingegen zeigt just jene lustigen Filmchen, die Martin Oetting für überflüssig hält, und plädiert für eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Marketing müsse sich mit den Möglichkeiten viraler Kommunikation vertraut machen und Erfahrungen sammeln.

Für Crowdsourcing, also die Einbeziehung des Konsumenten bereits in die Produktentwicklung, erscheint beiden die Zeit noch nicht reif. Weder seien die meisten Marketingverantwortlichen dazu bereit noch biete es sich für einen Familienbetrieb mit einer Monomarke wie Jägermeister an, neue Produkte auf den Markt zu bringen.