Die Zahlen der United Digital Group

Michael Riese hat es mal wieder geschafft – zumindest wenn es nach Michael Riese geht.
Neun Digital- und Media-Agenturen hat er zur „United Digital Group“ zusammengefasst und mit EQT einen Investor gefunden. „Um es kurz zu machen: Sie kommen leider an uns nicht vorbei“, kündigt die United Digital Group auf ihrer Website selbstbewusst an. Das Unternehmen sieht sich als „neuer deutscher Marktführer für digitales Marktmanagement und Kommunikation“ (Quelle: Horizont) und beziffert den jährlichen Gesamtumsatz auf 89 Millionen Euro (Quelle: Pressemitteilung – PDF).
Das klingt imposant. Es stellt sich nur die Frage, wie Herr Riese auf solche Zahlen kommt. Für mich sieht es so aus, als habe er mal wieder Brutto mit Netto verwechselt. Wenn ich die Honorarumsätze der Gruppenagenturen gemäß den Eigenmeldungen in den Rankings summiere, bleibt nach meiner Mathematik nicht einmal die Hälfte übrig. Der Rest könnten Media-Umsätze sein, die laut Ranking-Regeln jedoch nicht eingerechnet werden dürften.
Die postulierte Marktführerschaft ist also bestenfalls heiße Luft. Man könnte es aber auch anders ausdrücken.
So habe ich gerechnet. Ergänzungen und Korrekturen bitte als Kommentar.

Unser Haus, unser Auto, unser Boot

Beim gestrigen open betabreakfast im Hamburger Co-Workingspace betahaus ging es um die Chancen und Herausforderungen von Peer-to-Peer-Modellen – kurz P2P. Der Begriff stammt aus der IT-Branche und steht für ein Rechnernetzwerk, in dem alle Computer gleichberechtigt sind und diese sowohl Dienste in Anspruch nehmen, als auch zur Verfügung stellen können.
Dieses Modell ist in der Offline-Welt mittlerweile zu einer gesellschaftlichen Bewegung mit einer enormen kulturellen und wirtschaftlichen Kraft geworden. Moderne Technologien ermöglichen nicht nur das vereinfachte Teilen von Gütern, sondern bringen auch Menschen zusammen und reduzieren überflüssigen Konsum. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das amerikanische NeighborGoods, eine Tauschbörse für die Nachbarschaft.
Doch auch in Deutschland sind der Gemeinschaftsgedanke und das Teilen, Tauschen und Verschenken im vollem Gange. Beim betabreakfast stellte Ingo Struckmeyer sein Hamburger Start-Up Rent’n’Roll vor. Über die Carsharing-Plattform lassen sich zukünftig private Autos mieten und vermieten. Für Struckmeyer ist der Marktplatz eine Ergänzung zum kürzlich gelaunchten Mobilitätskonzept car2go – denn Rent’n’Roll bietet verschiedene Fahrzeugklassen an und nutzt in der Stadt bereits vorhandene Ressourcen.
Der Hyperkonsum des 20. Jahrhunderts, in dem der Besitz jedes Einzelnen eine große Rolle spielte, wird allmählich vom kollaborativen Konsum abgelöst. Auch Unternehmen und Dienstleister müssen sich diesen neuen Marktgegebenheiten anpassen. So befindet sich Amazon derzeit mit dem Kindle Lending Club in der Beta-Phase. Über die Plattform können die Leser von Kindle E-Books ihre gekauften Titel über eine begrenzte Zeit an Freunde verleihen.
Griffin Farley, BBH New York, fasst diese Entwicklung prägnant zusammen:

„Plan not just for those that buy your products, but for those that will eventually buy your products from them“

Wer noch weiter in das Thema einsteigen möchte, sollte sich dieses Video der beiden Buchautoren Rachel Botsman und Roo Rogers anschauen:

Komfort vs. Anonymität im Buchungsprozess

Stellen zusätzliche Features für den Nutzer einen Mehrwert dar, für den er bereit ist, persönliche Daten preiszugeben? Vor dieser Frage stehen viele Seitenbetreiber, wenn sie ihre Sites optimieren möchten.
Die Antwort liegt – wie so oft – in den Daten. Das Analytics-Team von SinnerSchrader hat für seinen Kunden TUIfly.com untersucht, wie sich eine entsprechende Umgestaltung des Buchungsprozesses auswirkt.
Der Buchungsablauf bei TUIfly.com ist bereits stark optimiert, könnte jedoch um Funktionen erweitert werden, die die Auswahl eines Fluges noch komfortabler machen.
Variante A (inkl. Passagiernamen):
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Die Überlegung: Wenn der Reisende seinen Namen frühzeitig im Bestellprozess angibt, würde es die Zuordnung von Extras vereinfachen, z.B. bei speziellen Sitzplätzen, Menüwünschen und weiterer Besonderheiten.
Die Frage für das Analytics-Team: Würde der Komfortgewinn überzeugen, oder hält die notwendige Preisgabe persönlicher Daten sogar Konsumenten von der Buchung ab?
Variante B (anonym):
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Das wollten wir genau wissen und haben in Form eines A/B-Tests geprüft. Das Ergebnis war eindeutig: Konsumenten wollen persönliche Daten nur beim Buchungsabschuss preisgeben. Der Komfort während der Buchung ist dabei zweitrangig.
Die gesamte Case-Study ist im Conversion Room Blog von Google veröffentlicht.
Update:
Die Case-Study ist nun auch im internationalen Conversion Room Blog von Google auf Englisch veröffentlicht worden.

Spenden sammeln via Twitter mit pledgedrive

„Dieser Tweet spendet 50Cent an die AIDS Hilfe Hamburg #watsa“ – Wer Twitter benutzt, hat diesen Eintrag Anfang Dezember in seiner Timeline des Öfteren gelesen. Eine Spendenaktion via Twitter, die von sich reden machte und es sogar auf Trending-Topic-Platz 3 schaffte – knapp hinter Stuttgart 21. Technologischer Vater des Erfolgs ist Sven Kräuter, Senior Consultant IT bei SinnerSchrader. Er hat das Tool entwickelt und stellt es ab heute unter pledgedrive.in zur freien Verfügung. Auf dem Fischmarkt schildert er, wie aus einer fixen Idee innerhalb weniger Tage ein erfolgreiches Fundraising-Tool wurde:
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Gehen wir ein paar Wochen zurück: 17.11.2010, 3. Gadgetnight Hamburg. Der Gastgeber Sven Wiesner hat eine Frage: „Wir wollen im Rahmen der Twittnite eine Spendenaktion starten. Wir spenden 0,50 Euro pro Tweet, der am Welt-AIDS-Tag einen bestimmten Satz enthält. Ist das machbar, und wenn ja: kannst Du das übernehmen?“. Die Idee ist glasklar und einfach. Dazu noch für einen guten Zweck. Sie überzeugt mich. Zeitlich mehr als knapp, denn Livegang ist der 1. Dezember und das Ganze wird komplett in der Freizeit stattfinden. „Technisch kein Thema“, denke ich. Bezahlung natürlich auch nicht – immerhin geht es um eine Spendenaktion.
Daraus entsteht ein wilder Ritt: Zusage meinerseits + Konzepterstellung am 21.11., kurzes Kick-Off zum Aufbau des Frontends mit zwei Scribbles, der Klärung einiger Detailfragen und der Synchronisierung der Abstimmungstermine des Projektplans als Ergebnis am folgenden Dienstag. Danach liegt es an mir, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Schnell steht der erste Prototyp. Unter der Haube läuft eine schlanke, flexible Ruby-Webanwendung, die Twitterdaten in Echtzeit sammelt, auswertet und in eine Datenbank schreibt. Das ganze auf zwei hochskalierbare Cloudhoster verteilt, die das Schnurren bei Bedarf in ein sattes Röhren verwandeln können. Das Feedback: „Super, können wir unverändert nutzen. Geiles Teil!“
In der Nacht zum 01.12.2010 ist es dann soweit: watsa.de ist live und wartet darauf, ab 00:01 alle Tweets mit der vereinbarten Phrase zu tracken. Ich starte durch Anklicken des Tweet-Buttons auf der Landingpage. Der Teil meiner Timelinie, der noch wach ist, macht mit. Mit diesem beruhigendem Ergebnis gehe ich dann entspannt schlafen. Alles funktioniert wie geplant, und der Spendenzähler steht auf 2,00 €.
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Am nächsten Morgen weiter relativ entspannter Traffic in Sachen Spendenaktion. Meine Freundin verabschiedet sich gegen 8 Uhr mit den Worten „Ich mache dann die 10 € voll, wenn ich in der Agentur angekommen bin.“ Was Ihr nicht gelingen wird, denn zwischen 8 und 9 Uhr werden über 100 Teilnehmer gezählt. Pro Tweet werden 50 Cent gespendet, so dass wir schon über der 50€-Grenze liegen. Wow! Aber es sollte noch besser weitergehen – hier der Tagesverlauf in Zahlen:
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Die Obergrenze von 1000 € ist bis zur Mittagspause geknackt, unglaublich! Der gemessene Teilnahme-Peak liegt bei knapp über 800 Tweets pro Stunde. Insgesamt werden 3846 gültige Twitternachrichten gezählt. A propos Zahlen: Wenn ich auf meinen Stundenzettel in Basecamp gucke, sehe ich knapp 40 auf das Projekt gebuchte Stunden. Mit einem Ergebnis, das die Mühe absolut Wert war. Unterm Strich eine „Just figure out what’s useful, and the techies will make it happen“-Situation. Grandiose Idee trifft auf IT-Know-How und Innovationslust, die das Ganze Wirklichkeit werden lässt. So ergibt sich eine schöne Lösung, der man den dahintersteckenden Aufwand nicht ansieht. So muss es laufen.
Wie geht es weiter? Auf pledgedrive.in kann die entstandene Plattform als White-Label-Lösung für gebrandete Kampagnen genutzt werden. Launch des Services ist… jetzt! Viel Spaß damit!

Von durchschnittlicher Analyse zu präzisen Segmenten

Webanalytics wird heute standardisiert auf Websites eingesetzt. Mithilfe von Webanalytics kann das Verhalten der Konsumenten analysiert und die Website auf seine Bedürfnisse angepasst werden. Die Analyse zeigt sehr schnell, wo auf einer Website unnötige Hürden aufgebaut wurden, wo Konsumenten abbrechen und die Seite verlassen.
Allerdings werden bei der Analyse auch heute noch primär die aggregierten Durchschnittsdaten aller Besucher der Website betrachtet. Individuelle Unterschiede in den Bedürfnissen und dem Nutzungskontext werden nicht betrachtet.
Ein Beispiel. Die Analyse einer Website ergibt, dass es im Schnitt mehr Ab- als Anmeldungen zum Newsletter gibt. Das kann schnell zu dem Schluss führen, dass der Newsletter insgesamt für die Mehrheit der Konsumenten irrelevant sei. Viel wichtiger als diese allgemeine Betrachtung ist hier die Frage, für welchen Teil der Besucher der Website der Newsletter relevant ist und für welchen Teil nicht. Allein diese Information gibt den relevanten Einblick, der die Optimierung des Angebots treibt.
Diese Frage wird mithilfe von Segmenten beantwortet. Das genaue Vorgehen zum Aufbau und der Nutzen aus der konsequenten Anwendung von Segmenten im Webanalyics beantwortet das Whitepaper Segmentierung.